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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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da vertan hat.« Sie drückt auf »Rückruf«, im selben Moment schreie ich »Nein!« und entreiße ihr das Telefon. Kiki guckt mich verdattert an. »Was ist denn los mit dir?« Schätze, ich werde meiner kleinen Schwester nun etwas erklären müssen …
    »Also, noch mal von vorne. Vielleicht liegt es an meinem angeschlagenen Zustand, aber ich kapier die ganze Geschichte nicht so ganz.«
    »Liegt nicht an deinem Zustand«, beruhige ich sie. »Die Sache ist bescheuert und nicht zu verstehen.«
    »Trotzdem will ich es verstehen«, meint Kiki. »Du tust also so, als würdest du heiraten, und willst damit beweisen, dass man so einen Mann rumkriegt?« Ich nicke. Wenn Kiki es mir so erzählt, klingt es wirklich mehr als schwachsinnig. »Das ist ja total absurd, auf so eine Idee könnt auch wieder nur ihr bei eurer weltfremden Zeitschrift kommen!«
    »Was heißt hier weltfremd?«, verteidige ich mich. »Wir haben über vierhunderttausend Leserinnen!«
    »Ja, denen ihr irgendwelche Flausen in den Kopf setzt.«
    »Bei Simon hat’s immerhin schon funktioniert!«, wende ich ein.
    »Dann ist der eben auch bekloppt«, stellt Kiki fest.
    »Und Christoph Hübner, bei dem scheint’s ja auch zu klappen.«
    »Der ist genauso bekloppt«, erwidert Kiki.
    »Tja«, meine ich, »so, wie es aussieht, sind die meisten Männer bekloppt. Du hast eben Glück gehabt und deinen Matthias gefunden. Aber da draußen«, rede ich mich in einem Anfall von Pathos in Rage, »da draußen sind Millionen von Frauen, die an den Kerlen verzweifeln. Und für die schreibe ich. Denen will ich Ratschläge geben, mit denen sie besser durchs Leben kommen.«
    »Na ja«, wendet Kiki ein, »ich will da nicht den Finger in die Wunde legen – aber bisher haben deine eigenen Ratschläge dich noch nicht besonders weit gebracht. Jedenfalls, wenn es um die Liebe geht.« Damit bringt sie mein Kartenhaus zum Einstürzen.
    »Stimmt ja«, gebe ich zu. »Aber das ist halt mein Job. Und es ist doch nur eine Geschichte.« »Ist es das?«
    »Klar«, beteuere ich. »Danach kommt die nächste und danach die übernächste.«
    »Dann ist es ja gut. Für einen Moment hatte ich nämlich den Eindruck, dass dir dieser Christoph ganz gut gefällt. Und in diesem Fall hätte ich dir den Rat gegeben, ihm lieber so schnell wie möglich die Wahrheit zu sagen und von deiner Idee Abstand zu nehmen.«
    »Auf gar keinen Fall mache ich das«, entgegne ich etwas heftiger als gewollt. »Die Chefredakteurin will die Story unbedingt«, erkläre ich dann etwas ruhiger. »Christoph ist zwar ganz nett, mehr aber auch nicht. Und in ein paar Wochen ist er dann Geschichte.«
    »Okay.« Sie mustert mich mit einem Blick, der mir sagt, dass sie mir kein einziges Wort glaubt. Muss sie ja auch nicht, Hauptsache, ich glaube mir selbst. Und das tue ich schließlich. Denke ich. Schon irgendwie. »Dann hör dir mal die Band an, Kiki Peters«, zieht Kiki mich auf. »Aber wenn sie wirklich gut ist, ist eins klar: Dann wird sie auch gebucht!«
    »Keine Sorge«, meine ich, während Kiki mich zur Tür bringt, »die ist bestimmt nicht gut.«

    Christoph
    Es ist zwar noch nie so gewesen, dass die Zeit, die man auf einer Messe rumsteht, besonders schnell vergeht. Aber heute zieht sich jede Minute zu einer Stunde hin, es scheint einfach nicht Abend zu werden. Zwar ist heute viel mehr los als gestern, trotzdem nützt nicht einmal das was. Ich wünschte, es wäre schon acht!
    Britta trägt heute kein Brautkleid. »Ich bin Schneiderin, kein Mannequin«, hat sie mir morgens mitgeteilt, bevor sie sich auf ihre Tour durch die Halle machte, um potentielle Kundinnen an unseren Stand zu locken. »Du könntest aber Mannequin sein«, habe ich den lahmen Versuch unternommen, sie mit einem platten Kompliment doch dazu zu bringen, sich in ein Brautkleid zu hüllen. Die Bemerkung hat mir allerdings nur einen bösen Blick eingebracht.
    Ganz schön eigensinnig für ihr Alter, dachte ich. Würde gut zu Rufus passen. Aber zu diesem Thema habe ich lieber nichts gesagt, wollte nicht riskieren, dass sie gleich ihre Sachen packt und geht. Heute früh, als Rufus mir mit einem ziemlichen Kater am Frühstückstisch gegenübersaß, hat er auch so getan, als wäre rein gar nichts gewesen. Hat mürrisch auf einer Laugenstange rumgekaut, acht Liter Kaffee getrunken und sich dann mit seinem üblichen »So long, danke für die Gästeritze« verabschiedet. Ich habe beschlossen, mich da ab sofort rauszuhalten. Sollen die selbst sehen, wie sie ihre Beziehung

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