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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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genau meinst du damit?«
    »Zum Beispiel so etwas wie ›Immer wieder der gleiche Schwachsinn, den wir hier machen‹ oder ›Ich kann den Quatsch nicht mehr lesen und schon gar nicht mehr schreiben‹.«
    »Na ja«, verteidige ich mich. »Aber es ist ja oft auch immer wieder derselbe Quark.« Gleichzeitig ich denken: Ganz unrecht hat Susanne nicht.
    »Aber das liegt doch bei dir«, erklärt sie mir dann. »Du hast es ja in der Hand, bessere Geschichten zu schreiben.«
    »Als wäre das so einfach!« Wie stellt sie sich das vor? Ich bediene schließlich nur die Wünsche der Leserinnen. Und die von Beatrice natürlich.
    »Weißt du, wie gern ich mit dir tauschen würde?«, fragt sie mich auf einmal, und ich falle vor Überraschung fast vom Stuhl. »Ich darf immer nur die Haushaltstipps schreiben, das ist auf Dauer auch nicht gerade befriedigend.«
    »Die Rubrik heißt ›Leben mit Stil‹«, verbessere ich sie. Susanne lacht.
    »Ach, komm, wir wissen beide, dass es unterm Strich doch nur die Haushalts- und Basteltipps sind. Und auch, wenn sie mir manchmal fast zum Hals raushängen und es bestimmt nicht leicht ist, sich da Monat für Monat immer wieder etwas Neues, Tolles und unheimlich Kreatives einfallen zu lassen, gebe ich mir trotzdem immer wieder Mühe.«
    »Mühe gebe ich mir auch.«
    »Tut mir leid, da widerspreche ich dir. Früher warst du so gut, da hatten deine Geschichten noch richtig viel Witz und man hat sie gern gelesen. In letzter Zeit bist du nur noch zynisch.«
    »Ist das ein Wunder?«, nuschele ich auf meinen Teller. Dann unterbreche ich mich und blicke wieder auf. So weit, dass ich Susanne nun beichte, dass ich über die Jahre und mit meiner Lebenserfahrung nur zynisch werden konnte, will ich nun auch nicht gehen. »Außerdem will Beatrice …«, setze ich stattdessen an.
    »Beatrice kann ja nur aus dem auswählen, was du ihr vorschlägst«, fällt Susanne mir ins Wort. »Nehmen wir zum Beispiel mal dein komisches Tagebuch.«
    »Ja«, sage ich, »nehmen wir das. Die Idee fand sie toll!« Susanne ahnt ja nicht, wie es überhaupt zu diesem Themenvorschlag gekommen ist.
    »Aber denkst du selbst auch, dass sie toll ist?«
    Eigentlich müsste ich jetzt ganz selbstbewusst »ja« sagen, aber ich zucke nur mit den Schultern.
    »Ein paar Tricks wenden wir ja alle an«, fährt Susanne fort, »und bestimmt steht in den tausenden von Beziehungsratgebern, die es gibt, der eine oder andere sinnvolle Tipp. Aber ich finde, du gehst mit dieser Geschichte zu weit.«
    »Tja«, erwidere ich lapidar, »zu spät, die Maschinerie läuft bereits. Und ich glaube auch nicht, dass ich Beatrice von der Geschichte abbringen kann, dafür war sie viel zu begeistert.«
    »Na ja«, erwidert Susanne. »Musst du ja wissen.« Sie nimmt eine Gabel voll Frikassee und steckt sie sich in den Mund. »Jedenfalls«, meint sie, nachdem sie den Bissen heruntergeschluckt hat, »wollte ich dir das mal sagen.« Sie zögert einen
    Moment. »Und mich eben auch dafür entschuldigen, dass ich oft so undiplomatisch bin.«
    »Ist schon okay«, antworte ich in einem Anfall von Großmut. »Vielleicht kommen wir ja in Zukunft besser miteinander aus.«
    Dann beenden wir schweigend unser Mittagessen und gehen zusammen zurück ins Büro. Auf dem Weg dahin kommen uns ein paar Kollegen entgegen, die uns verwundert anstarren. Annika und Susanne kommen aus der gemeinsamen Pause, vermutlich ein seltsamer Anblick. Ob sie sich von nun an daran gewöhnen müssen? Nein, ich denke nicht. War zwar gut, sich mal mit ihr zu unterhalten, aber beste Freundinnen werden wir wohl trotzdem nicht werden.
    Zurück an meinem Schreibtisch mache ich mich wieder an den Text der freien Autorin, kann mich aber immer noch nicht konzentrieren. Jetzt liegt es allerdings nicht an Christoph, sondern daran, dass ich über Susannes und mein Gespräch nachgrübele. Richtig gut fand sie meine Geschichten früher, hat sie gesagt. Aber ich schreibe doch heute auch nicht anders! Ich logge mich in unser Archiv ein und rufe ein paar alte Ausgaben auf. Dann beginne ich zu lesen. Mal sehen, was die Annika von vor fünf Jahren so verfasst hat.
    Während ich mich von Artikel zu Artikel klicke, steigt in mir ein unangenehmes Gefühl auf. Ich hätte nicht gedacht, dass Susanne mit ihrer Aussage wirklich Recht hat – aber gerade habe ich es Schwarz auf Weiß vor mir. Während meine ersten Artikel, die ich für die Isabelle geschrieben habe, noch sehr heiter daherkommen,wird mein Ton in den späteren

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