Mein wunderbarer Brautsalon
dass ihr immer dienstags und donnerstags spielt«, wundert sie sich.
»Ja, schon, normalweise schon. Leider hat sich … unsere Band hat sich überraschenderweise vorübergehend aufgelöst.«
»Ach? Wie kommt das denn?« Dazu werde ich selbstverändlich keine näheren Angaben machen. »Wir haben beruflich alle so viel um die Ohren, dass uns momentan schlicht und ergreifend die Zeit fehlt«, erkläre ich stattdessen.
»Dann kann ich euch ja gar nicht mehr für die Hochzeit buchen«, stellt sie fest.
»Tja«, meine ich, »sieht leider so aus.« Dann werfe ich ihr einen verschwörerischen Blick zu. »Aber mal ganz ehrlich: So gut, wie du meintest, waren wir auch wirklich nicht.«
»Na ja, man hätte es schon ertragen können.« Wir lachen.
»Was wolltest du mir denn eben vorschlagen?«
»Ich wollte dich fragen, ob ich dich zu meinem Lieblingsitaliener einladen darf? Als Dankeschön dafür, dass du mich hierhergebracht hast. Noch dazu, wo heute gar keine Probe ist.«
»Nette Idee«, bedanke ich mich. »Aber ich habe noch einen besseren Vorschlag.«
»Aha?«
»Fahr mir einfach nach.«
Annika
Christoph fährt zurück in die Stadt, ich folge ihm brav. Warum sich die Band wohl so plötzlich aufgelöst hat?, frage ich mich. Immerhin habe ich damit ein Problem weniger, nun wird Christoph garantiert nicht auf Kikis Hochzeit auftauchen.
Andererseits muss dann irgendeine andere musikalische Unterhaltung her, aber da werden wir sicher eine Alternative finden.
Christoph fährt auf die Willy-Brandt-Straße, ordnet sich rechts ein und biegt dann Richtung Innenstadt ab. Bin gespannt, wo er hin möchte. Und freue mich, dass er sich offensichtlich auch etwas überlegt hat, da hätte ich gar nicht mit meiner Einladung zum Italiener kommen müssen. Das können wir ja immer noch machen, bei unserem nächsten Treffen.
Wir erreichen seinen Laden, Christoph kurbelt seine Scheibe herunter und bedeutet mir, dass ich auf den freien Parkplatz fahren soll, der direkt daneben ist. Er selbst parkt seinen Wagen am Straßenrand. Ich steige aus, schließe ab und warte auf Christoph, der zu mir herüberkommt.
»Und jetzt?«, will ich wissen. »Wolltest du mir noch etwas in deinem Laden zeigen?« Er schüttelt den Kopf.
»Nein, hier kann man nur gut parken, ich möchte dir etwas anderes zeigen.«
»Was denn?«
»Nicht so neugierig sein.« Ein verschmitzter Ausdruck tritt auf sein Gesicht. »Bitte folgen Sie mir.« Dann marschiert er los Richtung Mönckebergstraße, und mir bleibt nichts anderes übrig, als ihm hinterherzugehen.
Die Innenstadt ist hell erleuchtet. Zwar ist Weihnachten schon ein paar Tage her, aber noch immer hängen überall Lichterketten, hier und da ist sogar noch ein letzter Weihnachtsbaum zu sehen.
»Ich liebe diese Atmosphäre«, erkläre ich. »Wahrscheinlich bin ich der einzige Mensch, dessen Lieblingsjahreszeit nicht der Sommer, sondern der Winter ist.«
»Bist du nicht«, stellt Christoph fest. »Mir gefällt es auch, wenn’s so richtig schön frostig ist.« Dann senkt er die Stimme. »Und auch, wenn’s vermutlich unmännlich klingt: Ich liebe Weihnachtsmärkte!«
»Ja«, stimme ich ihm zu, »schade, dass die Zeit schon wieder vorbei ist.«
»Sehr gut«, sagt er, wobei ich nicht ganz verstehe, worauf sich das bezieht. Dabei tritt ein breites Grinsen auf sein Gesicht, und ich möchte wirklich mal wissen, was ihn an meiner Aussage gerade so amüsiert hat. Wir laufen weiter, gehen über den Gerhart-Hauptmann-Platz und laufen Richtung Außenalster. Dort angelangt bleiben wir am Ufer stehen.
»Es ist ja Alstervergnügen!«, rufe ich überrascht aus. »Wusste ich gar nicht!« Mitten auf der zugefrorenen Alster tummeln sich tausende von Menschen, überall stehen kleine Glühweinbuden und Fressstände herum, Musik liegt über der Szenerie.
»Ja, ich hab vorhin im Radio gehört, dass es dieses Jahr mal wieder stattfindet«, erklärt Christoph. »Ist zwar kein Weihnachtsmarkt, aber ich würde dich trotzdem gern aufs Glatteis führen.«
Christoph
Mit einem Becher Glühwein in der Hand stellen wir uns an einen kleinen Stehtisch und beobachten das bunte Treiben. Als ich im Radio gehört habe, dass zum ersten Mal seit zehn Jahren wieder ein Winter-Alstervergnügen stattfinden kann, weil das Eis auf der Außenalster endlich mal wieder dick genug ist, hatte ich sofort die Idee, Annika hierher zu locken. Romantischer geht’s ja wohl kaum: Zwischen Jungfernstieg und Lombardsbrücke, umgeben von einer
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