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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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habe mir überlegt, dass ich ihn – quasi als kleines Dankeschön – zu meinem Lieblingsitaliener einladen werde, wenn er nach der Probe noch Zeit und Lust hat. Aber das hoffe ich doch mal.
    Für den dramaturgischen Aufbau meiner Geschichte habe ich beschlossen, nun mit dem leichten Sinkflug zu beginnen. Will heißen, dass ich ihm bei einem guten Glas Wein auseinandersetzen werden, dass es mit Paul nicht immer einfach ist und ich absurderweise jetzt, wo wir doch gerade erst beschlossen haben zu heiraten, immer unsicherer bin, ob meine Entscheidung richtig ist. Genau so mache ich das, ich werde ihm so richtig schön eine Karotte vor die Nase halten, hinter der er dann hertrotten kann.
    Paul legt den Hörer auf und seufzt zufrieden. »Klingt ja echt nach was Ernstem«, kommentiere ich belustigt. »Kommst du überhaupt nicht zum Arbeiten?«
    »Ach, kein Problem, bin ja momentan meiner wichtigsten Ämter enthoben und muss mich bis auf Weiteres nur noch um den Kleinkram kümmern.«
    »Kannst mir gern was abnehmen«, meine ich, »ich hab hier noch zwei Texte liegen, die wahrscheinlich komplett umgeschrieben werden müssen.«
    »Och, nö, danke, ich bin voll und ganz ausgelastet«, lehnt er mein freundliches Angebot ab. Er steht auf und nimmt seine Jacke. »Ich geh mal in die Mittagspause.«
    Prima«, sage ich und stehe ebenfalls auf. »Mir knurrt auch schon der Magen, lass uns in die Kantine gehen. Dann kann ich dir in Ruhe meinen Schlachtplan erläutern, den ich mir für heute Abend zurechtgelegt habe. Für mein nächstes Treffen mit Christoph.«
    »Äh«, Paul zögert einen Moment. »Normalerweise echt gern, aber ich treffe mich gleich mit Flora.«
    »Du hast doch bis gerade eben mit ihr telefoniert!«
    »Ja, und jetzt gehe ich mit ihr Mittag essen.«
    Ich lasse mich wieder auf meinen Stuhl sinken. »Dann eben nicht, bei eurem Date möchte ich natürlich nicht stören.«
    »Morgen geh ich mit dir in die Kantine, versprochen!«, sagt Paul, bevor er auf Freiersfüßen aus der Redaktion stürmt. Was soll’s, denke ich, bei ihm hat die Heiratsnummer wenigstens durchschlagenden Erfolg gehabt. Ich stehe wieder auf und ziehe meine Jacke an. Hole ich mir halt schnell was beim Bäcker, ich hab sowieso noch eine Menge zu tun.
    »Sollen wir vielleicht zusammen in die Pause gehen?« Ich bleibe überrascht stehen, als ich Susannes Stimme höre. »Wir?«
    Sie nickt. »Warum nicht? Ich dachte, wir könnten versuchen, das Kriegsbeil zu begraben und netter miteinander umzugehen.« Hat Susanne ihre Tage oder warum ist sie plötzlich auf dem Friedenstrip? Ich mustere sie skeptisch, kann aber keine Anzeichen entdecken, dass sie mich auf den Arm nehmen will.
    »Klar, können wir ja machen«, erwidere ich schulterzuckend. Einen Versuch ist es wert. Sie wird mir schon nicht heimlich was ins Essen mischen. Denke ich jedenfalls. Ich werde meinen Teller einfach nicht aus den Augen lassen.
    »Weißt du«, erklärt Susanne, als wir in der Kantine sitzen und jede von uns eine beinahe genießbare Portion Hühnerfrikassee vor sich hat. »Ich glaube, ich werde mit meiner Art leider oft missverstanden.«
    »Entschuldige, wenn ich das so sagen muss«, antworte ich, »aber deine Art ist oft unter aller Kanone und unkollegial.«
    »Aber genau das meine ich doch! Ich will ja gar nicht unkollegial sein, nur: wenn ich ein Thema blöd finde, sage ich das auch. Dafür sind die Konferenzen doch da.«
    »Du findest aber so gut wie alle Themen immer blöd. Jedenfalls, wenn sie nicht von dir sind.« Ich bin wirklich mehr als erstaunt, dass es möglich ist, mit Susanne ein vernünftiges Gespräch zu führen.
    »Ich gebe zu, die Art und Weise, wie ich manchmal etwas kritisiere, ist vielleicht nicht optimal«, setzt sie an. »Aber ich will doch nur meinen Beitrag dazu leisten, dass wir ein wirklich gutes Heft machen.«
    »Das wollen wir ja alle«, erwidere ich.
    »Den Eindruck habe ich nicht. Gerade bei dir denke ich oft, dass es dir egal ist.« Wie bitte? Okay, es ist doch nicht möglich, mit Susanne ein vernünftiges Gespräch zu führen, sie wird schon wieder beleidigend. »Oder, nein«, korrigiert sie sich schnell, als sie merkt, dass sie mir da gerade ziemlich auf die Füße tritt, »ich habe in letzter Zeit das Gefühl, dass du das, was du tust, nicht mehr ernst nimmst.«
    »Nicht mehr ernst?«
    »Sei doch mal ehrlich«, fährt sie fort. »Ich krieg ja meistens mit, wie du über deinen Job redest. Im Großraumbüro lässt sich das nicht vermeiden.«
    »Was

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