Mein wunderbarer Brautsalon
ist.
»Ach, so ein bescheuerter Artikel.« Paul seufzt.
»Ich verstehe noch immer kein einziges Wort«, sagt Flora.
»Also, meine Kollegin Annika und ich, wir haben …« Er unterbricht sich. »Kollegin?«, meine ich überrascht.
»Ja, Kollegin. Wir haben da so eine These aufgestellt, von wegen, dass alle immer nur das wollen, was nicht zu haben ist.« Ich glaub, ich hör nicht richtig, was geht denn jetzt ab? »Und da haben wir, ja, äh, da haben wir beschlossen, einfach mal so zu tun, als würden wir heiraten wollen. Damit wir herausfinden, ob vergebene Frauen bessere Chancen haben als solche, die noch auf dem Markt sind.«
Flora lacht auf. »Tut mir leid«, stellt sie fest, »das ist echt die absurdeste Ausrede, die ich je gehört habe. Das kannst du einer anderen erzählen! Ich kann nur sagen …«
»Moment«, falle ich ihr ins Wort. Langsam, aber sicher klackert es in meinem Kopf, die Euros fallen bei mir gerade centweise. »So absurd klingt das alles gar nicht«, stelle ich dann fest. »Also, ich versteh nur Bahnhof«, mischt Rufus sich ein.
»Ihr zwei habt also«, sage ich an Paul gerichtet, »nur ein geeignetes Opfer gesucht?« Paul nickt verschämt. »Vielen Dank«, sage ich. »Das ist wirklich gut zu wissen.« Ich gebe Rufus ein Zeichen, ohne ein weiteres Wort gehen wir davon.
»Ich verstehe das noch immer nicht so ganz«, höre ich Flora noch sagen. »Schatz, ich erkläre es dir noch einmal in aller Ruhe«, erwidert Paul.
Annika
»Annika!« Paul steht schwer atmend vor mir und ist weiß wie die Wand.
»Was ist denn los?«
»Ich habe Scheiße gebaut.« Er atmet schwer. »Aber diesmal so richtig!«
»Du bist echt ein Riesenidiot! Wie kann man nur so bescheuert sein, du weißt doch, dass Christophs Geschäft hier ganz in der Nähe ist. Aber nein, der Herr muss ja mit seiner Flamme durch die Innenstadt flanieren, gibt ja auch sonst keinen Ort, wo man sich treffen könnte!« Ich koche vor Wut, nachdem Paul mir von seinem Malheur erzählt hat.
»Es tut mir so leid«, meint Paul zerknirscht, »aber ich konnte doch nicht ahnen, dass mir ausgerechnet Christoph Hübner über den Weg läuft.«
»Sicher konntest du das nicht«, erwidere ich hitzig. »Sein Geschäft ist ja auch nur circa zweihundert Meter von der Fußgängerzone entfernt, da kann man natürlich unmöglich so etwas befürchten, schon klar!«
»He, worüber streitet ihr euch denn?« Susanne kommt zu uns herüber.
»Darüber«, erkläre ich, »dass Paul ein Riesenidiot ist!«
»Ihr seid jetzt wohl beste Freundinnen, was?«, zickt Paul uns an. Ich bringe ihn mit einem bösen Blick zum Schweigen und erzähle Susanne dann, was passiert ist.
»Hui«, kommentiert sie, »das klingt ja nicht so gut.«
»Nicht so gut ist die Untertreibung des Jahres«, erwidere ich.
»Da bleibt nur eins: Schadensbegrenzung. Wenn dir an dem Typen was liegt, musst du sofort zu ihm hin und versuchen, ihm alles zu erklären.«
»Hat Paul ja bereits getan«, meine ich. »Und das kam wohl nicht so gut an.«
»Trotzdem«, beharrt Susanne. »Du solltest hingehen und dich bei ihm entschuldigen.«
»Ach, das bringt doch eh nichts«, sage ich. »Am besten sollte ich jetzt meinen dusseligen Artikel schreiben und fertig. Dann ist wenigstens Beatrice zufrieden, obwohl ich das Ende wohl etwas schönen muss.«
»Quatsch«, widerspricht Susanne. »Ich finde die Geschichte so, wie sie jetzt ist, viel besser.« »Besser?« Ich starre sie entsetzt an. »Kannst du mir mal erklären, was daran gut, geschweige denn ›besser‹ sein soll?«
»Na ja«, meint sie, »die Erkenntnis, dass blöde Spielchen an Ende rein gar nichts bringen. Genau so kannst du das doch schreiben, dass du erkannt hast, dass im Krieg und in der Liebe eben doch nicht alles erlaubt ist.«
»Kann mir nicht vorstellen«, gebe ich zu bedenken, »dass Beatrice so etwas lesen will.« »Das lass mal meine Sorge sein«, meint Susanne.
»Deine Sorge?« »Ja, ich red mal mit ihr, ich werde sie schon irgendwie überzeugen können. Von wegen Authentizität und so, total aus dem Leben gegriffen, mir fällt schon was ein. Und du sieh mal lieber zu, dass du diesen Christoph besänftigt bekommst.«
»Und was soll ich sagen?« »Hm«, meint sie. »Keine Ahnung. Vielleicht einfach die Wahrheit?«
»Okay, ich kann’s ja mal versuchen.« Ich nehme meinen Mantel und ziehe ihn an. »Aber eins verstehe ich noch immer nicht«, sage ich zu Susanne. »Wie kommt’s, dass du auf einmal so viel Verständnis für mich
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