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Mein wunderbarer Brautsalon

Mein wunderbarer Brautsalon

Titel: Mein wunderbarer Brautsalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Sonntag
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laufen direkt in Annikas Paul hinein. Das heißt, in Annikas Paul und die rot gelockte Floristin von der Messe, die händchenhaltend vor uns stehen.
    »Herr Hübner«, stottert Paul überrascht, als er mich sieht. »Was machen Sie denn hier?«
    »Mein Geschäft ist gleich um die Ecke«, erkläre ich und lasse meinen Blick irritiert zwischen ihm und der Frau hin und her wandern. Paul hat mittlerweile ihre Hand losgelassen, was sie verwundert zur Kenntnis nimmt. »Ich dachte, Sie sind noch immer in London«, stelle ich dann fest.
    »Äh, nein, bin ich nicht.« Das sehe ich.
    »London?«, will die Frau wissen. »Wann warst du denn in London?«
    »Ist nicht so wichtig«, zischt er ihr zu. Und auf einmal wird mir alles klar: Ich hatte recht damit, als mir das alles so komisch vorkam. Paul betrügt Annika offenbar mit der Floristin. Okay, denke ich, Annika hat ihn auch betrogen. Aber erstens war das nur einmal – bisher jedenfalls –, und zweitens scheint die Sache bei Paul schon etwas länger zu gehen. Und auch eindeutig geplanter. Annika erzählt er was von Geschäftsreise, in Wahrheit turtelt er hier in aller Öffentlichkeit mit einer anderen herum. So ein Mistkerl!
    »Was’n los?«, mischt Rufus sich jetzt ein. »Können wir weiter?« »Moment«, sage ich betont ruhig und koste jede einzelne Silbe aus. »Rufus, erinnerst du dich an Annika Peters, die bei uns letzte Woche ein Brautkleid gekauft hat?«
    »Nö«, sagt er wenig interessiert.
    »Die Journalistin, von der ich dir erzählt habe.«
    »Kann sein.« »Das hier ist Paul Ostermann«, fahre ich dann fort. Ich kann die Panik in seinem Blick sehen, er weiß genau, was nun kommt. »Annikas Verlobter.«
    Die Bombe platzt. Zwar nicht sofort, aber mit einer Zeitverzögerung von drei bis vier Sekunden.
    »Verlobter?«, will die Frau entsetzt wissen. »Mit wem bist du verlobt?«
    »Schatz, mit niemandem«, beeilt er sich zu versichern. »Das ist ein blödes Missverständnis.«
    »Wieso?«, frage ich lammfromm. »Ich denke, am 5. Mai ist es schon so weit?«
    »Du Dreckskerl«, schreit die Frau Paul auf einmal an. »Deshalb warst du also auf der Messe! Von wegen ›Ich bin nur Journalist und will mich mal erkundigen‹. Ha! Hast du gedacht, ich würde das nicht irgendwann merken? Wie kannst du mich so anlügen?!«
    »Flora, Schatz, bitte beruhige dich«, bittet Paul verzweifelt und versucht, seinen Arm um sie zu legen, den sie aber sofort wegschiebt. Ich beobachte die Szene amüsiert und habe auf einmal nicht mehr den Hauch eines schlechten Gewissens. Offensichtlich kam ich gerade richtig, um Annika vor diesem Kerl zu retten. Selbst Rufus macht große Augen, so eine Szene erlebt man schließlich nicht alle Tage!
    »Oh«, gieße ich noch ein wenig Öl ins Feuer, »hab ich da eben vielleicht was Falsches gesagt? Das wollte ich wirklich nicht!«
    »Keine Sorge«, fährt die die Frau namens Flora mich an. »Sie haben genau das Richtige gesagt! Wie gut, dass ich jetzt Bescheid weiß!« Sie wirft Paul noch einen bitterbösen Blick zu, dann will sie davonmarschieren. Er hält sie am Ärmel zurück,
    »Bitte, lass mich das erklären, es ist alles vollkommen anders, als du denkst.« Da bin ich ja mal sehr gespannt! »Würden Sie uns wohl mal allein lassen?«, fragt er dann an mich gerichtet.
    »Nö«, antwortet Rufus statt meiner. »Klingt echt spannend, da will ich gern noch den Rest hören.«
    »Bitte!« Paul sieht mich flehend an.
    »Komm schon, Paul«, fordert Flora ihn auf. »Die zwei Herren wollen bestimmt auch wissen, wie deine plausible Erklärung aussieht, also spann uns nicht alle auf die Folter.« Paul zögert und sieht dabei ziemlich unglücklich aus. »Aber das geht nicht«, stellt er dann fest.
    »Gut.« Flora macht sich wieder von ihm los. »Wenn das nicht geht, dann verschwinde ich jetzt.« Sie marschiert wieder los. »Nein«, ruft er, »halt!« Flora dreht sich zu ihm um.
    »Also?«
    »Die Sache ist die«, beginnt er und trotz Minusgrade bilden sich auf seiner Stirn ein paar kleine Schweißtropfen. »Es ist nämlich so«, setzt er wieder an.
    »Langsam verliere ich die Geduld«, teilt Flora ihm mit. »Entweder du kommst jetzt mit einer plausiblen Erklärung um die Ecke, oder ich gehe.«
    »Das war alles nur für eine Geschichte«, platzt Paul heraus.
    »Für eine Geschichte?«, will ich nun überrascht wissen.
    »Ja, so war’s«, bestätigt er.
    »Was denn für eine Geschichte?«, fragt Rufus, der sich offenbar sehr darüber freut, dass endlich mal was los

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