Mein zärtlicher Ritter: Roman (German Edition)
zu dir zurückkehren. Immer.«
Die auf Ross Castle Zurückgebliebenen warteten fortan auf Neuigkeiten. Als Erstes hörten sie, dass König Heinrich Worcester schneller erreicht hatte, als irgendjemand für möglich gehalten hatte – und das keine Stunde zu früh. Seit seiner Ankunft standen sich die beiden großen Armeen in einem Patt gegenüber.
Während die Kommandeure darüber berieten, was zu tun sei, trafen sich einzelne Ritter im Kampf Mann gegen Mann zwischen den Linien. Das diente keinem Zweck außer dem, die Langeweile in Schach zu halten. Es stand zu viel auf dem Spiel, als dass es durch ritterliche Duelle entschieden werden konnte.
Catherines Anspannung wegen der bevorstehenden Schlacht stieg mit jedem Tag des Wartens. Dass Edmund sie jedes Mal, wenn ihre Wege sich kreuzten, mit den Blicken auszog, half da nicht unbedingt. Er war jedoch bemüht, höflich mit ihr zu sprechen und ihr auch sonst jeglichen Respekt zu erweisen.
Die Erinnerung daran, wie er sie in ihren Privatgemächern in die Enge getrieben hatte, machte ihr immer noch gewaltig zu schaffen. Auch wenn er es nicht wagen würde, ihr etwas anzutun, wollte sie doch nicht allein mit ihm sein. Da Stephen in der Burg geblieben war, bestand in dieser Hinsicht glücklicherweise kaum Gefahr.
Stephen nahm sich Williams Auftrag, auf sie aufzupassen, sehr zu Herzen. In der ersten Nacht hatte sie ihn schlafend vor ihrer Zimmertür gefunden. Ihr Versprechen, dass sie ihre Zofe bei sich schlafen lassen und die Tür verbarrikadieren würde, reichte nicht aus, um ihn davon abzuhalten. Erst als sie ihm die Klinge zeigte, die sie unter ihrem Kopfkissen versteckte, erklärte er sich bereit, in seine eigene Kammer zurückzukehren.
»Ich würde heute gerne dem Kloster einen Besuch abstatten«, erklärte sie beim Mittagessen und schob ihr Essen von sich.
»Ich werde dich begleiten«, sagte Stephen.
Edmund schüttelte den Kopf. »Ich bezweifle, dass Euer Bruder das im Sinn gehabt hat, als er mir auftrug, für einen angemessenen Geleitschutz für seine Gemahlin zu sorgen.« Zu Catherine sagte er: »Ich werde Euch selbst begleiten, da William das wünschen würde. Ich muss heute etwas im Dorf erledigen, aber ich nehme Euch morgen gerne mit.«
»Ich danke Euch«, antwortete sie. Offenbar hatte William Edmund eingeschärft, ihr gegenüber entgegenkommend zu sein.
»Ich begleite Euch ebenfalls«, beharrte Stephen.
Edmund warf einen Blick auf Stephens trotzige Miene und zuckte die Achseln. »Ich kann keinen weiteren Mann erübrigen, um uns zu begleiten, aber es besteht keine große Gefahr, da die ganze Rebellenarmee vor Worcester liegt. Ihr seid beide gute Reiter, deshalb sollte es uns möglich sein, vor jeglichem Ärger zu fliehen.«
Edmund spießte ein Stück Fleisch mit seinem Essmesser auf. »Dennoch«, fuhr er fort und deutete mit dem Messer auf sie, »rate ich dringend davon ab, dass Ihr Euren Sohn mitnehmt.«
So sehr Catherine es auch hasste, das zugeben zu müssen, hatte Edmund doch recht. Es war sicherer, Jamie in der Burg zu lassen. Einen Tag würde er wohl allein mit seiner Amme aushalten.
»Habt Ihr gestern Eure Angelegenheit im Dorf erledigt?«, wollte Catherine von Edmund wissen. Da sie inzwischen unterwegs waren, konnte sie es sich leisten, freundlich zu sein.
»Aye.« Edmunds Antwort fiel knapp aus.
Sie musste zugeben, dass Edmund seine Verantwortung, sie zu schützen, ernst nahm. Er ritt vor ihr und schaute sich unablässig nach allen Seiten um. Sie drehte sich im Sattel um und bemerkte, dass Stephen hinter ihr dasselbe tat. Im Norden lernten Jungen offenbar bereits sehr früh, sich vor Wegelagerern in Acht zu nehmen.
Catherine blinzelte, als sie in ein kleines Wäldchen ritten und ihre Augen sich vom strahlenden Sonnenlicht an das Zwielicht des Waldes gewöhnten. Das grüne Dach war herrlich. Sie lehnte sich im Sattel zurück, um nach Vögeln Ausschau zu halten, als sie plötzlich Hufgetrappel vernahm. Im nächsten Augenblick galoppierte eine Gruppe von einem halben Dutzend Männern um die Biegung vor ihnen.
Edmund drehte sich um und schrie: »Reitet schnell zurück zur Burg! Ich halte sie auf, solange ich kann.«
Catherine war es unmöglich, den Blick von den Männern abzuwenden, die auf sie zugaloppiert kamen. Sie sah, dass Edmund seinem Pferd die Sporen gab und ihnen mit gezogenem Breitschwert entgegenpreschte.
»Los, Catherine!«, brüllte Stephen. Er griff nach dem Zaumzeug ihres Pferdes, drehte sie um und klatschte ihrem Pferd auf
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