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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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verheißungsvoll. Aber vielleicht gab es ja ganz in der Nähe ein französisches Restaurant, dem sie, um der guten alten Zeiten willen, einen Besuch abstatten konnte.
    Im nächsten Moment wurde ihr klar, dass Stephen noch immer auf eine Antwort wartete. Sie schüttelte den Kopf, da sie seine Frage vergessen hatte und diese Reaktion für die unverfänglichste hielt. Dann nahm sie seinen Arm und ließ sich von ihm über den Hof führen. Da Peaches noch immer ihre andere Seite stützte, wirkte sie offenbar wackeliger auf den Beinen, als sie glaubte.
    Als sie in den großen Saal traten, schnappte Pippa unwillkürlich nach Luft, machte sich von Peaches und Stephen los und betrachtete mit weit aufgerissenen Augen ihre Umgebung. Sie drehte sich um die eigene Achse — offenbar eine neue Angewohnheit — und schaute sich im Raum um. Die Wandbehänge waren geschmackvoll, dem Kamin traute sie durchaus zu, dass er den Saal nicht verqualmen würde, und die stabilen Möbel wirkten nagelneu.
    Und dennoch empfand Pippa den Anblick aus unerklärlichen Gründen bedrückend.
    Tess kam herein und blieb ruckartig mitten im Raum stehen. Dann brach ihre Schwester in Tränen aus, ein ungewohnter Anblick, da Tess eigentlich nicht nah am Wasser gebaut hatte.
    »Ich habe etwas Aufregendes erlebt«, stieß Pippa hervor.
    Tess riss sie beinahe um. »Ich dachte, du wärst tot«, schluchzte sie und drückte Pippa so fest an sich, dass ihr die Luft wegblieb. »Ich habe sogar Taucher damit beauftragt, den Graben nach dir und Cindi zu durchsuchen.«
    »Tut mir leid«, stammelte Pippa. »Ich ... ich habe mich verirrt.«
    Tess wich zurück und musterte sie forschend. »Du bist doch nicht etwa verletzt, oder?«
    Pippa schüttelte den Kopf. Sie glaubte nicht, dass ein gebrochenes Herz als Verletzung zählte - insbesondere deshalb, weil sie doch schließlich begeistert darüber war, wieder zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zu sein. Vielleicht steckten ja Magenbeschwerden hinter dem Schmerz in ihrer Brust. Oder war sie im Burggraben mit irgendetwas zusammengestoßen, ohne sich daran zu erinnern.
    »Pippa?«
    »Mir geht es gut«, murmelte Pippa. »Ich friere nur, aber sonst ist alles bestens.«
    »Ich bringe sie nach oben«, verkündete Peaches und umfasste wieder Pippas Arm, und zwar mit einem Blick, der keinen Widerspruch duldete. »Tess, dein Hemd ist ganz nass. Zieh dich um. Wir treffen uns später in Pippas Zimmer.«
    »Ich mache Tee«, schlug Tess mit zitternder Stimme vor. »Und etwas zu essen. Hast du Hunger, Stephen?«
    »Ich richte etwas für euch Mädchen her«, erwiderte Stephen, »und bringe es euch dann. Ich will euch lieber nicht im Weg herumstehen.«
    Pippa zwang sich, ihn anzusehen. »Stephen de Piaget, du bist ein sehr netter Mensch.«
    Er scharrte mit den Füßen und wirkte mindestens so verlegen wie Montgomery, wenn man ihn mit Lob überhäufte. Offenbar war es etwas Genetisches, das in der Familie de Piaget von einer Männergeneration zur nächsten weitervererbt wurde. Pippa lächelte mühsam und ließ sich dann von Peaches die Treppe hinaufführen. Dann ging sie mit schmatzenden Schritten neben ihrer Schwester her den Flur entlang.
    »Wann bist du angekommen?«, fragte sie schließlich.
    »Etwa sechsunddreißig Stunden nach deinem Verschwinden«, antwortete Peaches, wobei sie klang, als hätte der Notruf sie nicht unbedingt begeistert. »Als Tess anrief, habe ich mich sofort in den nächsten Flieger gesetzt.«
    »Teuer.«
    »Stephen hat das Ticket bezahlt.«
    »Die Männer aus der Familie de Piaget sind wirklich sehr ritterlich«, entgegnete Pippa, bevor ihr klar wurde, was sie da gerade gesagt hatte. »Das habe ich wenigstens gehört.« Sie erschauderte heftig. Anscheinend spielte es keine Rolle, in welchem Jahrhundert man sich in Sedgwick aufhielt: Es war und blieb ein eiskaltes Gemäuer.
    »Eine interessante Beobachtung«, meinte Peaches zögernd.
    Pippa konnte sich schon denken, dass Cindi ihr alle möglichen spannenden Geschichten erzählt hatte - zweifellos durchsetzt mit Halluzinationen im Drogenrausch. Vermutlich würde sie selbst irgendwann reinen Tisch machen müssen, doch im Moment war ihr das viel zu anstrengend, denn sie schaffte es kaum, sich in ihr Zimmer zu schleppen.
    Erst nach einer Weile fiel ihr auf, dass sie einfach nur reglos dastand und auf den am Durchlauferhitzer angeschlossenen Duschkopf starrte. Offenbar hatte jemand eine Wand zwischen zwei Zimmern eingerissen und eines davon in ein Bad verwandelt.

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