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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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nicht den Eindruck eines mittelalterlichen Sedgwick störte.
    Als sie sich umdrehte, blieb ihr der Mund offen stehen, denn vor ihr hob sich eine Burg in der idyllischen Abenddämmerung vom Himmel ab.
    Eine Burg in makellosem baulichem Zustand.
    Vermutlich spielte es also gar keine Rolle, was genau ihr da aus den Haaren in den Mund tropfte, denn sie war ganz offensichtlich nicht in Montgomerys Sickergrube gefallen, sondern in den Burggraben ihrer Schwester. Pippa klappte den Mund zu und blickte sich ängstlich um. Doch von Montgomery, seinen grässlichen Cousins oder den anderen Menschen und Dingen, an die sie sich in den letzten Wochen gewöhnt hatte, fehlte jede Spur. Vor ihr erstreckte sich nur moderne Gartenarchitektur mit Flutlichtern, einer langen Holzbrücke und einem Graben, der nichts Schauerlicheres bereithielt als Fische und Frösche.
    Panisch wirbelte sie um die eigene Achse und hielt Ausschau nach dem Schimmern, welches das bis jetzt zweimal durchschrittene Tor anzeigte. Das Tor, das sie nun völlig überraschend von einem Ort weggeholt hatte, den zu verlassen sie, wie ihr jetzt klar wurde, noch nicht bereit gewesen war.
    Im nächsten Moment schlangen sich Arme um sie. Pippa wehrte sich mit Leibeskräften, bis sie erkannte, dass es nicht einer von Montgomerys widerwärtigen Cousins war, sondern ihre Schwester. Und noch überraschter war sie, als sie bemerkte, dass es sich bei dieser Schwester um Peaches, nicht etwa um Tess handelte.
    »Pippa, du Spinnerin, wo bist du gewesen?«, platzte Peaches heraus.
    Pippa verschlug es den Atem. Eigentlich hatte sie eine Rossnatur - wenn man einmal von ihrer Neigung absah, angesichts eines Raums voller antiker Knöpfe und Borten weiche Knie zu bekommen. Doch nun befürchtete sie, vor lauter Schreck das Bewusstsein zu verlieren.
    Sie hatte das Tor durchschritten, etwas, worauf sie zwei geschlagene Wochen gewartet hatte.
    Nur dass es leider unfreiwillig geschehen war.
    »Und was hast du da verdammt noch mal an?«, fuhr Peaches fort. »Pip, ich sage es ja nur ungern, aber du musst dringend duschen.«
    Unter anderen Umständen hätte Pippa vielleicht gelacht, doch im Moment hatte sie nur das Gefühl, als hätte es ihr das Herz aus der Brust gerissen. Vermutlich klang das Geräusch, das sie stattdessen von sich gab, ziemlich hysterisch.
    Sie musste zurück. Da drüben war das Gestrüpp. Sie musste wieder in die Vergangenheit, und wenn nur deshalb, um sich
    von Montgomery zu verabschieden und sich für seine Gastfreundschaft zu bedanken. Wenn sie nur wenigstens den Kopf durch das Tor hätte stecken und winken können. Aber so .. einfach ohne einen letzten Gruß zu verschwinden ...
    Das war absolut unmöglich.
    »Los, komm«, sagte Peaches und zerrte an ihr. »Wir wollen reingehen, bevor du dir hier draußen noch den Tod holst.«
    »Nein«, protestierte Pippa und versuchte, sich zu befreien. »Ich muss bleiben ...«
    »Pip ...«
    »Ich muss hier draußen bleiben«, beharrte Pippa und machte sich von Peaches los. »Ich muss warten, bis sich das Tor wieder öffnet.«
    Peaches packte sie an beiden Armen und hielt sie fest. »Hör zu, Pippa, wir haben uns schon vor ein paar Tagen mit Cindi herumschlagen müssen, nachdem sie uns völlig hysterisch aus irgendeinem Bauernhaus angerufen hatte. Stephen ist von der Rückfahrt mit ihr noch immer völlig fertig. Zwing mich nicht dazu, dich auch wegzusperren.«
    Wie Pippa annahm, sollte sie vermutlich froh sein, dass Cindi zurückgekehrt war. Vielleicht würde es sie eines Tages sogar interessieren, was Cindi zu ihrem Abenteuer zu sagen hatte und — noch wichtiger — wo am Körper sie den USB-Stick ihrer Schwester mit sich herumtrug. Doch im Moment konnte sie nur wortlos und zitternd dastehen. Sie blickte über Peaches’ Kopf hinweg auf die Burg, die inzwischen dank der Flutlichter noch immer zu sehen war. Der Himmel dahinter war dunkel geworden.
    Montgomery wäre sehr zufrieden gewesen.
    »Pippa?«
    Pippa zwang sich, in die Gegenwart zurückzukehren — eigentlich eine schockierende Vorstellung, wenn man es näher betrachtete. Sie sah ihre Schwester an. »Cindi?«, wiederholte sie. »Du hast sie weggesperrt?«
    »Wir haben sie in einer geschlossenen Entzugsklinik unter-gebracht«, entgegnete Peaches knapp. »Derzeit wirft sie mit Beschimpfungen um sich, dass sich die Tapete wellt, und unterhält das Aufsichtspersonal mit allen möglichen spannenden Geschichten.« Sie zwirbelte Pippas Ärmel zusammen. »Du bist ja klatschnass,

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