Mein zauberhafter Ritter
der andere Schotte, kam zu ihr herüber und verbeugte sich leicht. »Ich bin Ambrose MacLeod, Miss Alexander. Das sind sozusagen meine Komplizen: Hugh MacKinnon und Fulbert de Piaget.«
Pippa nickte verstehend. Sie hatte gewusst, dass das auf ein Verbrechen hinauslief. Männer, die sich unerlaubten Zutritt zu einem Schloss verschafft hatten, einen unschuldigen Mann gefesselt hatten ...
Erschrocken begriff sie plötzlich, dass sie keine mittelmäßigen Schauspieler bei der Probe einer Szene aus einem schlechten Polizeifilm vor sich hatte; das waren Geister. Nach dem Monat, den sie hinter sich hatte, sollte sie das eigentlich nicht verwundern.
Ambrose MacLeod lächelte freundlich. »Wir haben Neuigkeiten für Euch, meine Liebe. Neuigkeiten von diesem Schurken hier, die Euch bei Eurer Suche helfen werden.«
Pippa wünschte sich unsinnigerweise für einen Moment lang, etwas aus dem Vorrat ihrer Mutter bei sich zu haben, um mit dieser Situation besser fertig zu werden, doch dann stellte sie fest, dass ihr in den vergangenen vier Wochen wesentlich merkwürdigere Dinge begegnet waren, also würde sie das wohl auch ohne Hilfsmittel durchstehen. Sie atmete tief durch, nickte ihren Gastgebern zu und deutete auf den Mann auf dem Stuhl, der die Kapuze seines Umhangs über das Gesicht gezogen hatte.
»Wer ist der Schurke?«
Hugh zog die Kapuze schwungvoll zurück. Pippa schnappte nach Luft, als sie Martin of Sedgwick erkannte, der sie angriffslustig ansah.
»Was macht Ihr denn hier?«, fragte sie verblüfft.
»Der Feigling plaudert ein wenig mit uns«, erklärte Fulbert, holte aus dem Nichts einen Becher hervor und trank einen Schluck daraus. »Natürlich müsste er das nicht tun, wenn Hugh seine Nase nicht in Dinge gesteckt hätte, die ihn nichts angehen.«
»Das war mein gutes Recht«, protestierte Hugh und sah Fulbert zornig an. »Sie ist meine Verwandte, du fantasieloser Brite.«
»Sie ist nicht deine Verwandte«, widersprach Fulbert. »Bei allen Heiligen, guter Mann, kannst du denn keinen Stammbaum richtig lesen?«
»Sie ist verwandt mit jemandem, den ich nicht töten wollte«, stieß Hugh zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. »Dieser Mann ist zufälligerweise ein Cousin aus einer anderen Generation. Also gehört sie zur Familie.« Er warf Fulbert einen bedeutungsvollen Blick zu und wandte sich dann mit einem Lächeln an Pippa. »Ich wollte Euch nicht in den Graben stoßen, Missy.« Er nahm seine Mütze ab und verbeugte sich rasch. »Ich wollte Euch nur mit dem jungen Stephen de Piaget näher bekannt machen, aber mein kleiner Schubs ging daneben.«
Pippa blinzelte. Er hatte sie gestoßen? Irgendwie überraschte sie das gar nicht. Sie hätte ihm am liebsten gedankt, aber er war damit beschäftigt, Beschimpfungen mit Fulbert de Piaget auszutauschen. Sie wünschte sich verzweifelt, sie könnte sich irgendwo setzen, aber es gab keinen Platz dafür, also lehnte sie sich gegen die Wand und sah zu, wie Ambrose MacLeod zu dem finster blickenden Martin hinüberging und ihm seine Hand auf die Schulter legte.
»Nun, mein Freund«, begann Ambrose sanft. »Erzähl ihr, was ich dir gesagt habe.«
»Und wenn nicht, was dann?«, fauchte Martin.
»Dann werde ich dir wohl den Rest deines Unlebens zur Hölle machen«, erwiderte Fulbert. »Ich glaube nicht, dass dir das gefallen wird, aber das ist nur meine Meinung.«
Martin richtete seinen zornigen Blick auf sie. »Ich habe ihn nicht umgebracht, und mehr sage ich nicht. Den Rest könnt Ihr Euch selbst zusammenreimen - Ihr seid doch so klug.«
»Stirbt er?«, flüsterte Pippa.
Martin presste die Lippen zusammen und starrte sie wortlos an. Pippa musterte ihn eine Weile und wandte sich dann an die drei Geister.
»Kann einer von Euch mir etwas über die Vergangenheit erzählen?«, fragte sie.
Ambrose warf Hugh einen Blick zu und schenkte ihr dann ein freundliches Lächeln. »Wir können Euch nur einen Stoß in die richtige Richtung geben. Alles andere liegt bei Euch.« Er hielt inne. »Ich glaube, Ihr wisst mehr über die Situation des jungen Montgomery auf Sedgwick, als wir jemals in Erfahrung bringen könnten, vor allem, was die Unzuverlässigkeit dieses Kerls hier betrifft.«
Pippa musterte Martin kurz und dachte dann an seine Geschwister und seine Mutter. Wahrscheinlich sollte sie auch Lord Everard of Chevington in diese Gruppe einreihen, wenn sie an die unverfrorenen Beleidigungen dachte, die er Montgomery an den Kopf geworfen hatte. Unglücklicherweise konnte es
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