Mein zauberhafter Ritter
öffentliche Bücherei einbrechen.« Sie sah Tess an. »Gibt es hier Büchereien?«
»Im Dorf eher nicht, aber an der Küste sicher.« Tess stand ebenfalls auf. »Warum versuchen wir es nicht zuerst im Geschenkeladen? Wenn das nichts bringt, fahren wir morgen die Küste hinauf.«
Pippa hatte nicht vor, bis zum nächsten Tag zu warten, aber das behielt sie lieber für sich. Wenn sie in dem Laden nichts fand, würde sie Stephen bitten, seine Bücher durchstöbern zu dürfen. So oder so musste sie bis zum Abend Details wissen.
Sie musste eine Weile ruhig stehen bleiben, bis sie sich besser fühlte, dann ging sie zur Tür und öffnete sie.
Stephen lehnte unter einer künstlichen Fackel an der Wand und glich Montgomery so sehr, dass sie beinahe in Tränen ausgebrochen wäre. Stattdessen straffte sie ihre Schultern und hob ihr Kinn.
»Ich brauche einige Bücher.«
Er neigte den Kopf. »Natürlich, Mylady.«
Es war beinahe lächerlich, dass der sehr reiche und mächtige
Sohn des Earl of Artane ihr mit solcher Ehrerbietung begegnete, aber sie hatte nichts dagegen einzuwenden. Er bot ihr seinen Arm an, und sie gingen gemeinsam den Gang entlang und die Treppe hinunter in den Rittersaal. Stephen blieb so abrupt stehen, dass er ihr beinahe den Arm ausgekugelt hätte. Sie sah ihn überrascht an.
»Was ist los?«
Er deutete mit einer Kopfbewegung auf den großen Tisch. Pippa folgte seinem Blick, sah aber nur Kendrick und Gideon, die über etwas lachten. Gideon sah zu ihnen herüber und lächelte.
»Stephen, alter Knabe, komm zu uns. Ich glaube, du hast den Earl of Seakirk noch nicht kennengelernt.«
Pippa begriff plötzlich, warum Stephen so schockiert war. »Du hast ihn noch nie getroffen?«, fragte sie.
»Ich habe schon viel von ihm gehört«, erwiderte Stephen leise. »Aber ich bin ihm noch nie begegnet. Ich bin nicht sehr oft zu Hause.«
»Er ist Montgomerys Neffe«, erklärte sie. »Ich nehme an, damit ist er dein Onkel.«
Stephen atmete tief durch. »Er ist Montgomery wie aus dem Gesicht geschnitten.«
»Dir auch.« Sie lächelte ihn an. »Du solltest ihn kennenIernen. Ich kann dir garantieren, dass ein Fechtkampf unausweichlich sein wird.«
»Gütiger Himmel«, stöhnte Stephen.
Pippa lachte und war für einen kurzen Moment von dem Schmerz abgelenkt, der ihr das Herz abzudrücken schien. Sie ging mit Stephen zum Tisch hinüber und hielt sich dann im Hintergrund, während Gideon mit offensichtlichem Vergnügen Kendrick und Stephen einander vorstellte. Er schien sich köstlich über die Fassungslosigkeit seines älteren Bruders zu amüsieren. Pippa nahm an, dass es dafür einen guten Grund gab, aber im Augenblick fehlte ihr die Zeit, um herauszufinden, was das sein könnte.
Sie trat einen Schritt zurück und beobachtete diese kleine Familienzusammenführung. Stephen zog Tess und Peaches mit in den Kreis, um sie seinen Eltern und seinen neu entdeckten Verwandten vorzustellen. Pippa ging zu einer der Mauern hinüber, um sich dort anzulehnen. Sie wollte nicht unhöflich sein, aber sie musste unbedingt einen kleinen Ausflug in die Geschichte machen, bevor sie ihr vollkommen entglitt. Entweder das, oder sie würde sich zu dem Zeittor begeben.
Leider wurde sie von Zachary Smith beobachtet, also würde Letzteres wohl noch etwas warten müssen.
Sie zuckte zusammen, als sie bemerkte, dass Kendrick nicht mehr bei seiner Familie war, sondern direkt neben ihr stand.
»So war es damals auch«, bemerkte er.
Sie sah zu ihm auf. »Was meinst du damit?«
»Im Rittersaal meines Vaters, zu seiner Zeit. Artane war immer voll mit Cousins und Cousinen und Tanten und Onkeln.«
Sie wandte ihm ihr Gesicht zu. »Erinnerst du dich an mich?«
Er wirkte ernster, als sie ihn jemals erlebt hatte. Gut, sie hatte nicht allzu viel Zeit mit ihm verbracht, aber jetzt lag nicht die geringste Spur von Spott auf seinem Gesicht.
»Bitte frag mich das nicht«, erwiderte er leise.
Sie atmete tief ein. »Warum nicht?«
»Deine Zukunft zu ändern bedeutet, auch deine Vergangenheit zu ändern, und damit auch meine und Montgomerys Vergangenheit.« Er holte langsam Luft. »Tu, was du tun musst, Persephone, und lass das Schicksal seine Karten ausspielen, wie es ihm beliebt.«
»Glaubst du an Schicksal?«
»Durchaus.«
Sie warf einen Blick in den Saal. »Befände sich Genevieve in der Vergangenheit, würdest du all das verlassen und zurückkehren, um mit ihr dort zu leben?«
»Musst du das fragen?«
Wahrscheinlich nicht. Sie sah ihm in die
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