Mein zauberhafter Ritter
sich bei dem Mörder um jeden von ihnen handeln.
Vorausgesetzt, es stimmte, was in den Geschichtsbüchern stand.
Sie sah Hugh an und brachte mit Mühe ein Lächeln zustande. »Danke für den Stoß.«
Er drehte seine Mütze in den Händen. »Dann hat es Euch nichts ausgemacht, in der Vergangenheit zu leben ...«
»Mir würde es schon etwas ausmachen«, warf Fulbert ein und leerte seinen Becher. »Bettwanzen, der Winter, die Franzosen. Oder noch schlimmer, die Schotten ...«
Hugh wirbelte herum und sah ihn wütend an. »Entschuldige dich.«
Fulbert schaute Hugh eine Weile schweigend an und warf dann seinen Becher zurück ins Nichts. »Nein.«
Sie zogen ihre Schwerter. Pippa beschloss, dass es höchste Zeit war, die Geister dort, wo sie hingehörten, ihre Possen treiben zu lassen. Sie dankte Ambrose leise, würdigte Martin keines Blicks und verließ den Raum, begleitet vom Klirren der Schwerter. Am Treppenabsatz blieb sie stehen. Sie war noch nicht bereit für Fragen oder Entscheidungen. Ein paar Minuten auf dem Wehrgang, wo sie sich ihr überstrapaziertes Gehirn von der Seebrise durchblasen lassen konnte, waren wahrscheinlich genau das, was sie jetzt brauchte.
Sie ging auf den Wehrgang hinaus und an der Brüstungsmauer entlang, bis sie eine Stelle fand, von der aus sie auf das Meer hinausschauen konnte. Das endlose Tosen wirkte hypnotisierend, und das war genau das Richtige für sie. Sie wünschte, die Geister hätten sie noch weiter unterstützt, aber im Grunde genommen konnte ihr niemand helfen, außer sie selbst.
Wenn sie den Mut dazu fand.
Sie lauschte eine Weile den Wellen und fragte sich, ob Montgomery irgendwann auch an dieser Stelle gestanden hatte, an der sie sich jetzt befand, oder ob er vielleicht sogar jetzt dort stand ...
Bevor er nach Sedgwick ritt, um dort auf eine Weise zu Tode zu kommen, mit der er vielleicht rechnete, die er aber nicht kommen sah. Sie wollte sich gerade in diesen Gedanken vertiefen, als sie bemerkte, dass sie nicht allein auf dem Wehrgang war. Und ihr wurde klar, dass sie ohne Montgomerys scharfes Schwert ganz auf sich gestellt war. Vorsichtig drehte sie den Kopf und fiel beinahe über die Brüstung, als sie sah, wer sich zu ihr gesellt hatte.
»Bist du gekommen, um mein Leben zu organisieren?«, fragte Pippa ihre Schwester leise.
Peaches ging zu ihr hinüber und lehnte sich dann gegen eine Mauer, die stabil genug wirkte, um das auszuhalten. »Ich glaube, du bist hin- und hergerissen.«
Pippa schüttelte heftig den Kopf. »Nein, ich habe Angst.«
»Davor, dass du ihn verlieren wirst, oder davor, dass du es nicht schaffen wirst, zurückzukehren, um ihn zu retten?«
»Du bist sehr direkt, Peaches.«
»Ich muss es dir so unverblümt sagen«, erwiderte Peaches in ihrer normalen Stimme. Es war nicht die beruhigende Stimme, die sie in ihrem Beruf benutzte. Sie sprach ganz normal, als wollte sie einfach etwas loswerden und kümmerte sich nicht darum, wie das bei ihrem Gegenüber ankam. »Manchmal kannst du nicht alles haben, Schwesterherz.«
»Kann ich nicht?«, fragte Pippa abwehrend.
»Nein«, antwortete Peaches. »Das kannst du nicht. Niemand kann das. Du kannst kein anstrengendes Leben als Modedesignerin in New York führen und gleichzeitig eine glückliche Ehe im Mittelalter. Ich kann meine Zeit nicht damit verbringen, in der Weltgeschichte herumzureisen und gleichzeitig Leuten beibringen, wie sie ihre Sockenschubladen einräumen sollen. Tess kann keine Vollzeit-Akademikerin und Vollzeit-Partyplanerin sein, die Mystery-Bücher schreibt, während ein Dutzend Kinder in der Burg herumlaufen und sich mit Plastikschwertern attackieren.«
Pippa brachte ein Lächeln zustande. »Will sie das alles?«
»Ich glaube, sie weiß nicht so recht, was sie will«, erwiderte Peaches unumwunden. »Aber ich glaube zu wissen, was du willst.«
»Ich ...«
»Pip, warum entwirfst du Kleidung mit mittelalterlichem Touch?«
»Weil ich mittelalterliche Dinge liebe.«
»Warum?«
Pippa zuckte ratlos die Schultern. »Weil mir tief sitzende Taillen und transparente Stoffe für kegelförmige Kopfbedeckungen gefallen. Ich mag die Romantik - die sehr unrealistische Romantik, wie ich sagen sollte -, wenn Männer und Frauen bei Kerzenlicht in einem von Steinmauern umgebenen Saal miteinander tanzen.«
»Das ist es nicht«, sagte Peaches unerbittlich. »Wie sollen sich die Frauen fühlen, die deine Kleider aus Samt und Seide mit tief angesetzter Taille und Kettengürtel tragen? Unruhig?
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