Mein zauberhafter Ritter
Du kannst dir vorstellen, wie überrascht ich war, als ich vor Kurzem die Wahrheit herausfand.«
»Ich kann es nur erahnen«, murmelte Jake.
Montgomery warf ihm einen finsteren Blick zu, aber er brachte es nicht fertig, noch mehr dazu zu sagen. Er wandte sich um und starrte auf das Tor. Er konnte immer noch Schatten von einigen Dingen sehen, die dort herumwirbelten, Dinge, die nicht wirklich wünschenswert waren. Er betrachtete sie schweigend eine Weile und wandte sich dann wieder seinem Schwager zu.
»Es wird jetzt nicht funktionieren, oder?«
Jake betrachtete die Stelle vor ihnen und schüttelte dann langsam den Kopf. »Ich bin natürlich kein Fachmann, aber ich habe kein gutes Gefühl dabei. Du könntest versuchen, dem Tor deinen Willen aufzuzwingen, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass dir das im Augenblick nicht gelingen würde. Zu einer anderen Zeit vielleicht, aber nicht jetzt. Andererseits gibt es keine Garantie, dass es selbst unter den besten Voraussetzungen funktionieren wird.«
»Aber ich muss sie irgendwie erreichen.«
»Das verstehe ich«, sagte Jake leise. »Glaub mir, das kann ich wirklich gut nachvollziehen.« Er hielt inne und dachte eine Weile nach. »Ich nehme an, du könntest hier warten, wenn du glaubst, dass sie zu dir kommen wird. Es könnte Stunden dauern, vielleicht aber auch Monate.«
Montgomery seufzte tief. Er sah an sich herunter, empfand einen Augenblick lang Bedauern, weil er die Vergnügungen und Annehmlichkeiten der Zukunft hatte hinter sich lassen müssen - und tiefen Schmerz, weil er Pippa verloren hatte, wenn auch nur für eine kurze Zeit —, und wandte sich dann wieder seinem Schwager zu.
»Ich nehme an, ich sollte nicht in dieser Kleidung zum Schloss zurückkehren.«
»Zieh dich einfach aus«, schlug Jake grinsend vor. »Niemand wird daran Anstoß nehmen.«
Montgomery schüttelte den Kopf. »Das hier ist eine andere Welt.«
»Das ist wohl wahr«, stimmte Jake ihm zu. »Mach dir keine Sorgen. Geh einfach in Robins Privatgemächer. Ich werde dir andere Kleidung besorgen, und wenn du dich umgezogen hast, werden wir über alles sprechen.«
»Nein, wir gehen auf den Kampfplatz.«
Jake verdrehte die Augen. »Na gut. Wir treffen uns in den Stallungen, ich bringe die Kleidung mit, wir gehen auf den Kampfplatz und danach sprechen wir miteinander. Glücklicherweise habe ich mich nach zehn Jahren in dieser Familie daran gewöhnt, Diskussionen mit dem Schwert auszutragen.«
»Gibt es denn eine andere Möglichkeit?«, fragte Montgomery.
Jake lachte. »Natürlich nicht. Lass uns gehen.«
Drei Stunden später war Montgomery schweißgebadet und zitterte vor Erschöpfung. Er hob die Hand.
»Das war es für mich.«
»Deine Kondition ist schwach«, schnaubte Jake verächtlich. »Was hast du in letzter Zeit getan?«
»Zuerst einmal musste ich mich von einem Schlag auf den Kopf erholen«, erwiderte Montgomery. »Dann habe ich versucht, meiner Herzensdame den Hof zu machen, und schließlich habe ich von zu viel Süßigkeiten furchtbare Kopfschmerzen bekommen.«
»Vor Letzterem hätte ich dich warnen sollen«, meinte Jake. »Aber dann hätte ich dir Dinge erzählen müssen, von denen du meiner Meinung nach nichts wissen solltest.«
Montgomery stützte sich auf sein Schwert. »Wirst du mir jetzt alles erzählen?«
Jake dachte angestrengt eine Weile über seine Antwort nach, steckte dann sein Schwert zurück in die Scheide und verließ
den Platz. »Nein«, warf er über die Schulter zurück. »Es würde dir nur leidtun, dass du nicht mehr Junk Food probiert hast.«
»Junk Food?«, stieß Montgomery hervor und lief ihm rasch hinterher. »Welches Junk Food?«
Jake grinste ihn an und setzte seinen Weg zum Schloss fort. Montgomery griff rasch nach seiner Kleidung aus der Zukunft
- die er auf keinen Fall hergeben würde - und bemühte sich, seinen Schwager einzuholen. Gemeinsam durchquerten sie den Innenhof, gingen die Stufen hinauf und betraten den Rittersaal. Die Tische waren für das Abendessen gedeckt, aber Montgomery war sicher, dass er im Augenblick keinen Bissen herunterbringen würde, also führte er Jake direkt zu Robins Privatgemächern. Jake blieb an der Tür stehen.
»Wirst du mir die ganze Geschichte erzählen?«
»Wirst du mir jede Frage beantworten, die ich habe?«, konterte Montgomery. »Ich denke, Robin wird es uns nicht übelnehmen, wenn wir seine Privatgemächer für diesen Zweck benützen. Vor allem, da ich mir ziemlich sicher bin, dass er über alles
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