Mein zauberhafter Ritter
einer anderen Zeit kannte, ebenso wenig wie mein Onkel. Sie waren beide sehr diskrete, liebenswürdige Menschen, die sich gegenseitig anbeteten und ihre Kinder liebten.«
»Hat Montgomery Sedgwick fertiggestellt?«, wollte Tess wissen.
»Ja, sehr schnell sogar. Aber darüber weiß Kendrick mehr als ich. Er war mit ihnen in Frankreich, während die Burg instand gesetzt wurde.«
Peaches warf ihm einen Blick zu. »Und du hast nichts darüber verraten.«
»Ich bin verschwiegen wie ein Grab«, erklärte er feierlich.
»Ich kann mir vorstellen, dass Pippa ziemlich verärgert war.«
»Glücklicherweise war deine Schwester zu liebenswürdig, um mir etwas nachzutragen«, erwiderte Kendrick lächelnd. »Obwohl sie guten Grund dazu gehabt hätte. Bei meinem Onkel Montgomery sah die Sache anders aus. Ich bin der Meinung, dass er mich in meinen prägenden Jahren, in denen ich sehr empfindsam war, auf dem Übungsplatz viel zu hart angefasst hat.«
Peaches hatte keine Zweifel daran, dass Kendrick alles verdient hatte, was ihm dort zuteilgeworden war, aber das behielt sie für sich, um sich die Chance auf weitere Enthüllungen von ihm nicht zu verderben. Sie wandte sich wieder leichterer Beute zu.
»Erzähl mir mehr, Mary. Wie verlief Pippas Leben? Hat sie genäht?«
»O ja.« Mary lächelte. »Sie wählte die Personen sehr sorgfältig aus, die ihre Modelle tragen durften. Das hat ihre Kleidung, wie du dir vorstellen kannst, umso begehrenswerter gemacht. Sie ließ sich hin und wieder dazu überreden, Kleider für die Damen am Hof zu nähen. Ich nehme an, dass ihr dabei zugutekam, dass sie so viel über Geschichte wusste, sonst hätte sie vielleicht einige Dinge auf unglückliche Weise verändert. Ich habe mir nicht viel aus Kleidern gemacht, wie du dir vorstellen kannst, aber ich habe die Modelle deiner Schwester sehr gern getragen.«
»War sie glücklich darüber, Mutter zu sein?«
»Fast so glücklich wie darüber, Ehefrau zu sein.« Mary schenkte ihrem Mann ein kurzes Lächeln. »Mein Onkel verwöhnte sie über alle Maßen und versuchte ständig, etwas Neues und Modernes zu erfinden, um ihr das Leben angenehmer zu gestalten.« Sie zuckte die Schultern. »Es mag sich seltsam anhören, aber ich glaube, sie war für dieses Zeitalter geboren. Es war einfach, elegant und friedlich. Sie und mein Onkel bewegten sich in dieser Welt mit einer Anmut, die von allen bewundert wurde. Natürlich wurde Onkel Montgomery auch für seine überragende Schwertkunst und seine Fähigkeiten, sich fehlerlos in dem komplizierten Leben am Hof zu bewähren, bewundert. Allerdings zog er es vor, sich zu Hause bei seiner geliebten Frau und seinen Kindern aufzuhalten.«
»Meistens«, fügte Kendrick hinzu und schloss dann rasch den Mund, als hätte er zu viel gesagt.
Peaches warf ihm einen Blick zu, den er mit unschuldiger Miene erwiderte. Stirnrunzelnd lehnte sie sich zurück und überließ Tess weitere Fragen. Ihr genügte es im Augenblick, die Menschen zu beobachten, die über Jahrhunderte hinweg miteinander verbunden waren. Obwohl sie sich selbst bereits mit einigen weit hergeholten Ideen beschäftigt hatte, war der Gedanke an Zeitreisen, Geister und andere übernatürliche Dinge für sie schwer zu begreifen.
Sie warf einen Blick auf ihre Schwester und spitzte die Lippen. Das war noch eine Kandidatin fürs Mittelalter. Es überraschte sie, dass ihre Zwillingsschwester noch keinen Unterricht im Fechten genommen hatte, aber vielleicht stand das schon auf ihrer Liste, jetzt, wo sie ihre Zeit in Sedgwick verbrachte und so tat, als lebe sie in einem anderen Jahrhundert.
»Wer?«, fragte Genevieve ungläubig.
Peaches fand sich abrupt wieder inmitten der Unterhaltung und hatte das Gefühl, etwas versäumt zu haben, was ihr nicht hätte entgehen dürfen.
»William of Sedgwick«, sagte Kendrick mit einem Schulterzucken. »Er war der älteste Sohn unseres Cousins Arnulf. Montgomery hat ihn gegen Gunnild eingetauscht, was, wie ich glaube, keine gute Entscheidung war, aber wahrscheinlich besser als die Alternative.« Er hielt das Buch in der Hand, das Pippa im Geschenkeladen von Artane gefunden hatte. »Und diese zweifelhafte Schwarte wurde von einem gewissen William Sedgwick Maledica geschrieben.« Kendrick warf seiner Frau einen Blick zu. »Ich nehme an, der Name ist bekannt.«
Peaches bemerkte, dass Genevieve blass wurde. Dahinter verbarg sich eine Geschichte, aber sie hatte das Gefühl, dass es keine schöne war.
»Warum ist der Name bekannt?«,
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