Mein zauberhafter Ritter
kennt es«, meinte Tess. »Es ist sehr eindrucksvoll und liegt an der Küste. Ich war einige Male dort, aber nur als Touristin. Warum Stephen sich meine Burg ausgesucht hat, um dort die Geburtstagsparty für die Tochter eines Freundes auszurichten, weiß ich nicht, aber ich hatte natürlich nichts dagegen.«
»Vielleicht gefällt ihm deine Burg besser als sein Schloss. Oder du gefällst ihm.«
Tess schüttelte den Kopf. »Er ist nicht mein Typ, obwohl er ein sehr gebildeter Mann ist. Er weiß eine Menge über mittelalterliche Geopolitik.«
»Soll das heißen, dass er mit einem schottischen Breitschwert angereist kommt?«
»Er ist Engländer, kein Schotte, aber es würde mich nicht überraschen, wenn er einen Ausflug über die Grenze gemacht hätte, um seine gefährliche, umfangreiche Waffensammlung zu erweitern. So wie er aussieht, benützt er die Dinger auch. Er scheint sich nicht oft im Schloss seines Vaters aufzuhalten, also frage ich mich, ob er nicht irgendwelche Geheimnisse mit sich herumträgt, von denen die Familie nichts wissen soll. Dafür hätte ich Verständnis, denn trotz meiner Faszination für das Mittelalter kann ich mit spitzen Dingern aus Metall nichts anfangen.«
»Ich kann es kaum fassen, dass er sich meine Modelle anschauen will.«
Tess warf ihr einen Blick zu. »Er hat die meisten davon bereits gesehen, also mach dir darüber keine Sorgen. Und wenn du die Augen noch offen halten kannst, dann wirst du gleich noch ein Wunder erleben.« Sie deutete auf die Windschutzscheibe. »Schau.«
Pippa riss die Augen auf. Und dann blieb ihr der Mund offen stehen.
Vor ihr befand sich eine mittelalterliche Burg.
Tatsächlich wirkte sie so authentisch, dass sie sich rasch umschaute, um sich zu vergewissern, dass sie sich immer noch im 21. Jahrhundert befand. Die Landschaft half ihr dabei nicht weiter. Der Wald war dicht und üppig und frei von allem, das auch nur im Mindesten an einen Supermarkt erinnerte. Hätte sie nicht in einem Auto gesessen, hätte sie angenommen, Hunderte Jahre in der Zeit zurückgereist zu sein.
Tess bog auf einen Parkplatz ein, der nur aus einigen Vertiefungen im Gras bestand, hielt an und stellte den Motor ab. »Und?«
Pippa wusste nicht, wie sie beginnen sollte. Die Burg war mit einem Wort atemberaubend. Sie stand direkt in der Mitte eines kleinen Sees, der so ruhig war, dass er an ein geschliffenes Glasstück erinnerte. Von dort, wo sie saß, konnte sie nur zwei Türme an den Ecken sehen, aber sie nahm an, dass sich im hinteren Bereich zwei weitere befanden. Die mit Zinnen versehenen Türme und die Mauern waren in sehr gutem Zustand, die Steine wirkten sauber und solide. Es fehlten nur noch das Schnauben von Pferden und eine oder zwei Wachen, die mit in der Sonne aufblitzenden Schwertern neben den Türmen patrouillierten.
Sie wollte Tess bitten, ihr noch einmal zu erzählen, wie sie durch einen wunderbaren Glücksfall zu dieser Burg gekommen war und sie wider alle Erwartungen nun ihr Eigen nennen durfte, aber das konnte wahrscheinlich noch warten. Sie glaubte zwar nicht an Magie, aber in diesem Fall konnte sie nicht leugnen, dass das Leben ihrer Schwester wie aus einem Märchen zu sein schien. Und nun sah sie die Burg direkt vor sich ... Nun, es war eine Sache gewesen, sie sich vorzustellen, während sie mühsam an den Kostümen für die bevorstehende Party genäht hatte. Aber es war etwas ganz anderes, sie in Wirklichkeit anschauen zu können.
»Das muss ich in mein Tagebuch schreiben«, sagte Tess belustigt. »Meine kleine Schwester ist sprachlos.«
»Ich bin nicht sicher, ob das auch nur annähernd meinen Zustand beschreibt«, brachte Pippa mühsam hervor. »Ich kann es nicht fassen, dass das dir gehört.«
»Das geht mir genauso. Ich kneife mich jedes Mal, wenn ich die Auffahrt herauffahre.« Sie zog den Schlüssel aus dem Zündschloss und öffnete die Tür. »Lass uns hineingehen.«
Pippa stieg aus und blieb stehen. »Was ist mit Cindi?«
»Vielleicht kommen die Feen und holen sie.«
Pippa schenkte Tess ein Lächeln. »Ich wusste, dass es einen Grund gibt, warum du meine Lieblingsschwester bist.«
»Peaches ist deine Lieblingsschwester, aber ich weiß, dass ich einen guten zweiten Platz belege.«
»Tess, ihr seid Zwillinge. Ich liebe euch beide in gleichem Maß.«
»Das liegt nur daran, dass du uns nicht auseinanderhalten kannst«, erwiderte Tess leichthin. »Du musst deine Liebe großzügig verteilen, für den Fall, dass du dich gerade irrst.«
»Und dabei
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