Mein zauberhafter Ritter
war zu fantastisch, zu unwahrscheinlich und zu weit entfernt von dem Existenzbereich, an den er glaubte.
Er hielt verzweifelt an diesem Gedanken fest, während er beobachtete, wie die Königin um den Tisch huschte und neben seinem Stuhl stehen blieb. Sie musterte Gunnild, als würde sie in ihr eine mögliche Gegnerin sehen.
»Steh auf«, sagte sie undeutlich auf Französisch. Sie hatte einen merkwürdigen Akzent, aber ihre Worte waren durchaus verständlich gewesen.
Gunnild hatte sie offensichtlich verstanden, denn sie reagierte gereizt. »Ich denke nicht daran.«
Die Feenkönigin wartete keine weitere Reaktion ab. Sie zog den Stuhl einfach an sich und setzte sich darauf, wobei sie Gunnild und Boydin mit ihren Flügeln traf. Der Krieg hätte sich fortgesetzt, wenn Montgomery nicht rasch hinübergeeilt wäre und dem Ganzen Einhalt geboten hätte, bevor die Sache ausufern konnte.
»Unser Gast hat selbstverständlich ein Recht auf den Ehrenplatz«, erklärte er mit einem gezielten Blick auf Gunnild.
Gunnild trat zur Seite, und Montgomery zweifelte nicht daran, dass er schon bald für dieses Zugeständnis würde büßen müssen. Er ignorierte den wütenden Blick seines Cousins und rückte der Königin den Stuhl zurecht.
Sie gähnte ausgiebig und schüttelte den Kopf. Ein paar funkelnde Steinchen fielen herab, und einige Haarsträhnen lösten sich. »Ich habe Hunger.«
»Ich werde Euch etwas bringen lassen«, erwiderte Montgomery höflich.
Die Königin schaute ihn an und ließ ihren Blick verweilen. Anscheinend sah sie etwas, was ihr ausnehmend gut gefiel, denn sie schwang ihren Zauberstab und deutete damit entschlossen auf Boydin, bis dieser aufstand und sich mit einem
Fluch auf den Lippen auf sichereres Terrain zurückzog. Die Königin klopfte auf die Sitzfläche.
»Setz dich.«
Montgomery glaubte nun zu wissen, wie man sich fühlte, wenn man verhext worden war. Sie war bezaubernd, von einer so makellosen Schönheit und beinahe schmerzlichen Perfektion, dass einem Mann nichts anderes übrig blieb, als zuzuschauen, wie sie atmete ...
»Persephone!«, brüllte sie. »Essen!«
Montgomery zwinkerte, und der Zauber war verflogen.
Die Zofe der Königin sah aus, als wäre sie am liebsten geflohen - oder als würde sie ihre Herrin so schnell wie möglich zum Schweigen bringen wollen. Leider schien sie sich nicht entscheiden zu können. Sie zuckte jedes Mal zusammen, wenn die Königin sie anschrie, aber sie wagte es anscheinend nicht, an Everard vorbeizugehen, der sie mittlerweile mit unfreundlichen Blicken bedachte.
Montgomery ging durch den Saal und blieb neben ihr stehen. Sie warf ihm einen argwöhnischen Blick zu. Er versuchte, weder fordernd noch einschüchternd zu wirken, aber auch das schien sie nicht zu beruhigen. Montgomery schob Everard aus dem Weg und stellte sich so vor sie, dass sie den Rest seiner Mitbewohner nicht sehen musste. Das ermöglichte es ihm jedoch, sie gründlich zu betrachten.
Sie wirkte unglaublich müde, und er nahm an, dass die Nachwirkungen ihrer Kopfverletzung und die Forderungen ihrer Herrin ihr sehr zusetzten.
»Eure Herrin verlangt nach ihrem Abendessen«, begann er vorsichtig. »Leider haben sich meine Bediensteten davongemacht, um sich verheißungsvollere Vorratskammern zu suchen. Ich bin nicht sicher, ob Eure Pflichten die Zubereitung des Abendessens für Eure Herrin einschließen, aber vielleicht könntet Ihr heute die Küchenarbeit übernehmen.«
Sie sah einen Moment lang auf die Königin und wandte sich dann wieder ihm zu. »Küchenarbeit?«, wiederholte sie leise.
»Ja. Soll ich Euch zeigen, wo die Küche ist?«
Sie nickte langsam. »Ja, danke.«
»Nichts zu danken. Euer Name ist Persephone, nicht wahr?«
»Ja.«
Er verbeugte sich leicht. »Ich bin Montgomery de Piaget. Von Sedgwick«, fügte er hinzu, weil er sich dazu verpflichtet fühlte, obwohl es sich ungewohnt anhörte. In seiner Jugend war er nie gern hier gewesen - eigentlich konnte er sich nur an einige wenige Besuche erinnern, zu denen er von seinem Vater und seinen Brüdern gezwungen worden war und an manchen Tagen konnte er es immer noch kaum glauben, dass das nun seine Burg war. Er konnte nur hoffen, dass er daraus irgendwann einmal einen Ort machen konnte, mit dem er nicht nur Kopfschütteln und höhnisches Gelächter erntete.
Er bemerkte, dass Persephone ihn mit offenem Mund anstarrte.
»De Piaget?« Sie griff sich mit der Hand an den Kopf und zuckte zusammen. »Montgomery?«
»Persephone,
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