Mein zauberhafter Ritter
dass Phillip das ohnehin wusste. Wahrscheinlich wusste sein ganzer Haushalt es mittlerweile. Dagegen konnte er jedoch nichts unternehmen, da Boydin ständig durch die Burg strich und Everard die beiden Gäste anzüglich musterte, wann immer er Gelegenheit dazu fand. Aber er wollte nicht näher auf die beiden Frauen eingehen — und Phillip sollte das auch nicht tun. Er warf seinem Knappen einen finsteren Blick zu und beugte sich dann wieder über seine Arbeit.
»Und Mistress Pippa«, flüsterte Phillip. »Sie scheint mit den gegenwärtigen politischen Verhältnissen nicht vertraut zu sein, wenn Ihr mir gestattet, das zu sagen.«
Montgomery wollte nichts davon hören. Schlimm genug, dass er jetzt nicht nur Persephones vollen Namen kannte, sondern auch noch ihren Spitznamen. Er wollte nichts mehr davon hören, was sie über die derzeitige politische Lage wusste, oder nicht.
Aus naheliegenden Gründen.
Er warf Phillip einen Blick zu, so wie Robin es tat, wenn er keine Lust mehr verspürte, sich über ein bestimmtes Thema zu unterhalten. Er wollte nicht weiter über diese Sache sprechen, solange sein Verwalter mithören konnte.
Außerdem war es nicht ungewöhnlich, dass jemand nichts von der gegenwärtigen Politik verstand. In seiner Familie wurde viel über die Marotten des Königs und seines Hofstaates gesprochen, aber er kannte genügend andere Leute, die sich eher einer Armee von aufgebrachten schottischen Soldaten gestellt hätten, als sich darüber zu unterhalten.
Phillip verstummte. Montgomery studierte weiter seine Unterlagen und versuchte, das gute Gefühl wieder heraufzubeschwören, das er bei der Aussicht auf eine gute Herbsternte empfunden hatte - die allerdings nur etwas abwerfen würde, wenn Gunnild nicht alles mit ihren unzähligen Plänen für Feste, zu denen sie eine große Anzahl von wichtigen Gästen einladen wollte, zunichtemachen würde.
»Onkel?«
Montgomery seufzte unwillkürlich und sah auf. »Ja, Phillip?«
Phillip schien seine Worte sorgfältig abzuwägen. Montgomery konnte nur raten, warum er das tat. Er hatte eine Vermutung, aber da es wohl um Dinge ging, über die er lieber nichts Näheres wissen wollte, würde er sie ignorieren, solange ihm das möglich war.
Allerdings befürchtete er, dass es ihm nicht mehr lange vergönnt sein würde, sich allem zu entziehen.
»Mistress Pippa«, flüsterte Phillip deutlich hörbar. »Ihre Flügel ... Nun, sie trägt diese Flügel nicht immer. Habt Ihr das
bemerkt?«
»Nein«, log Montgomery. Natürlich war ihm das aufgefallen, ebenso wie ein paar andere Dinge, wie ihre wunderschönen
blauen Augen, ihr hübsches Gesicht und ihr prächtiges schwarzes Haar, das ihr in dichten Locken über den Rücken fiel - vor allem seit sie es am Tag zuvor gewaschen und alle Spuren aus seiner Sickergrube daraus entfernt hatte.
Aber vor allem waren ihm ihre zarten Hände mit den langen Fingern aufgefallen. Ihm war bewusst geworden, dass er trotz ihrer erst kurzen Bekanntschaft ihre Stimmung an ihren Händen erkennen konnte. Bei der Küchenarbeit waren sie ganz entspannt, aber wenn Pippa mit ihrer ... Königin sprach, ballte sie ihre Hände zu Fäusten.
Leider verkrampften sich ihre Finger auch, wenn sie mit ihm sprach.
Allerdings hatte er sich ihr gegenüber auch nicht wirklich ritterlich verhalten. Meistens hatte er es vermieden, mit ihr zu sprechen - aber das hatte er wettgemacht, indem er sie stattdessen sehr oft angesehen hatte. Er hatte sie so förmlich und steif behandelt, dass seine Großmutter und seine Mutter entsetzt gewesen wären, wenn sie ihn dabei beobachtet hätten.
Aber wer konnte ihm das vorwerfen? Wenn er sich mit ihr unterhalten und sich Gedanken über ihren merkwürdigen Akzent gemacht hätte, wären ihm möglicherweise wieder die Sagen über Feen, Geister oder Zeitreisende in den Sinn gekommen, Dinge, an die kein vernünftiger Mann ab einem gewissen Alter mehr glauben durfte ...
Nein, es war besser, wenn er sie einfach ignorierte.
»Königin Cinderella behandelt sie sehr schlecht.«
Selbst Fitzpiers sah bei dieser Bemerkung auf. Montgomery lachte, aber er hörte selbst, dass sich das ziemlich gezwungen anhörte.
»Königin Cinderella? Phillip, du hast dir zu viele Märchen von deiner Großmutter erzählen lassen.«
»Lady Gwennelyn hält sie nicht für reine Fantasiegeschichten«, entgegnete Phillip.
»Meine Mutter, die ich über alles liebe, hat ein sehr weiches Herz und große Zuneigung zu Kindern, die ihr gern zuhö-ren«,
Weitere Kostenlose Bücher