Mein zauberhafter Ritter
vorgab.
»Schwindler.«
Er lächelte und drückte sie kurz an sich, bevor er einen Schritt zurücktrat. »Ich bin mir nicht sicher, was genau das bedeutet, aber ich kann es mir denken.« Er ließ sich schwer gegen die Stalltür fallen. »Habt Ihr das ernst gemeint?«
Sie nickte. »Er sieht Euch so ähnlich, dass man eine Verwandtschaft vermuten würde. Und ich glaube, dass das wohl
zutrifft.«
»Kein Wunder, dass Robin allen Dingen aus dem Weg geht, die er nicht mit seinem Schwert bekämpfen kann«, sagte er leicht schaudernd. »Jetzt verstehe ich, wie weise das ist.« Er legte einen Arm um ihre Schulter. »Kommt mit mir zurück in den Wohnturm, Mylady. Wir werden Francois bitten, uns etwas für unsere Reise zuzubereiten, was uns zumindest für eine Weile reichen wird.«
Sie wollte das Gefühl nicht genießen, das sich in ihr regte, als sie seinen Arm an ihrer Schulter spürte, aber dann gestattete sie es sich doch. Nur ein wenig. Es war nur eine platonische, brüderliche Berührung, aber mehr konnte und sollte sie nicht
erwarten.
Vor der Küche blieb sie stehen. »Danke«, sagte sie leise. Sie versuchte zu lächeln, war sich aber nicht sicher, ob ihr das gelang. »Für Eure Hilfe. Ich weiß, dass Ihr andere Dinge zu tun habt.«
»Es ist nicht nur meine Pflicht, sondern auch mein Vergnügen, Euch zu helfen, wo ich nur kann«, erwiderte er leise. »Wenn es noch etwas gibt, was ich ...«
»Ja, da gäbe es noch etwas.«
Er neigte leicht den Kopf. »Und das wäre?«
»Würdet Ihr heute Abend noch ein Lied für mich singen?«
»Ihr geht zu weit, gute Frau.«
Sie lächelte und wandte sich ab. »Ihr werdet es überleben.«
»Das bezweifle ich«, murmelte er, aber er ging ihr nach und schob eine Hand in ihre Armbeuge. »Ein Lied.«
»Drei.«
»Dann gar keins«, brummte er.
»Ich denke, ich möchte vier hören.«
Er warf ihr einen finsteren Blick zu und verzog dann die Lippen, als hätte er Schwierigkeiten, ein Lächeln zu unterdrücken. Da er nichts mehr hinzufügte, ging sie davon aus, dass er ihrer Bitte nachkommen würde. Und sie nahm ebenfalls an, dass es nicht dumm war, seine Gesellschaft noch einen weiteren Abend zu genießen.
Möglicherweise würde sie schon in den nächsten Tagen nach Hause zurückkehren. Sie war erleichtert und freute sich auf ihr wirkliches Leben. Es war ein interessanter Ausflug in eine Zeit und an Orte gewesen, die ihr fremd waren, aber dieses Zwischenspiel näherte sich nun seinem Ende, und das machte sie sehr glücklich.
Und sie nahm an, wenn sie sich das noch oft genug vorsagte, würde sie es tatsächlich glauben.
Irgendwann.
15
Montgomery hatte noch nie in den siebenundzwanzig Jahren seines Lebens auch nur im Entferntesten daran gedacht, sein Schwert zu nehmen und es auf den Kopf einer Frau niedersausen zu lassen. Dass er jetzt ernsthaft an einen solchen tödlichen Schlag dachte und daran, was das für seinen Ruf als Ritter bedeuten würde, sagte viel über die vergangenen Tage aus.
Cinderellas Vorrat an Pillen war vor drei Tagen zu Ende gegangen.
Verschwunden war die Frau, die zwar dumm, aber zumindest einigermaßen zu handhaben gewesen war. Die Frau, die ihren Platz eingenommen hatte, war unerträglich schlecht gelaunt. Montgomery fragte sich, ob es ihnen gelingen würde, sich nicht allesamt von ihr umbringen zu lassen.
Sie waren vier Tage lang auf eine ungeplante Weise gereist, die ihm ein unbehagliches Gefühl vermittelte, aber er war durch die Tatsache, dass Cindi nicht reiten konnte, stark eingeschränkt gewesen. Hätte er einen anderen Charakter, hätte er sie einfach auf den Rücken eines Pferdes geschnallt und wäre losgezogen, aber das hatte er nicht über sich gebracht, also hatte er einem gerissenen und anschließend sehr zufriedenen Bauern einen kleinen, klapprigen Wagen abgekauft. Er nahm an, es hätte auch keinen Unterschied gemacht, wenn er eine der luxuriösen Wagen des Königs besorgt hätte. Cinderella war nie zufriedenzustellen.
Er hatte in Segrave eine Pause einlegen wollen, damit Pippa sich ein wenig ausruhen konnte, aber Cinderella war so übellaunig geworden, dass er nicht gewagt hatte anzuhalten, sondern nach Wyckham weitergereist war, um sich dort Nicholas’ Rat zu holen. Er fragte sich seufzend, wie Pippa ihre Schwester nicht nur ertragen, sondern sogar Mitgefühl für sie empfinden konnte. An ihrer Stelle wäre ihm das nicht gelungen, dessen war er sich sicher.
Er warf einen Blick auf die betreffende mitfühlende Dame. Sie ritt in
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