Mein zauberhafter Ritter
gestand, dass es keine Verlobte gab. Er nahm Cinderellas anderen Arm und sah Pippa an.
»Da vorne«, sagte er leise. »In dem Kreis im Gras.«
»Ihr versucht, mich loszuwerden«, sagte Cinderella ungläubig. Sie sah von Montgomery zu Pippa und dann wieder zurück zu ihm. »Einer von euch ist eifersüchtig auf mich, aber ich bin mir nicht sicher, wer es ist.«
Montgomery hätte ihr das nicht sagen können, aber es war ihm auch egal. Er riss Cinderella vielleicht ein wenig heftiger als nötig von ihrer Schwester weg und schob sie mit einem kräftigen Schubs in die Mitte des Hexenrings - und schickte dabei ein Gebet zum Himmel, dass sie in der richtigen Zeit landen würde.
Sie trat zwei Schritte vor.
Und verschwand ohne weiteres Tamtam.
Er keuchte. Oder vielleicht war das auch Pippa gewesen. Er war sich nicht sicher, wer sein Erstaunen laut zu verstehen gegeben hatte. Trotz all der Fabeln, die er in seiner Jugend geglaubt hatte, und all der Gedanken, die er sich über übernatürliche Dinge gemacht hatte, hatte er so etwas noch nie persönlich erlebt. Selbst daran teilzunehmen war ein unfassbares Erlebnis.
Er streckte seine Hand aus und zog Pippa zu sich heran. »Sie ist weg«, sagte er leise.
»Das ist gespenstisch.«
»Ja«, stimmte er ihr zu.
Pippa schauderte. »Ich weiß, ich sollte mich schlecht fühlen, weil ich sie weggeschickt habe, aber wahrscheinlich ist sie dort, wo sie jetzt ist, besser aufgehoben. Wäre sie noch länger hiergeblieben, hätte ich sie umgebracht.«
Montgomery zwang sich zu einem Lächeln. »Ihr habt wahrlich die Geduld einer Heiligen.«
»Moralische Überlegenheit«, erwiderte sie mit einem schwachen Lächeln. Sie hielt inne, löste sich dann von ihm und blickte ihn an. »Ich könnte ihr jetzt folgen ...«
»Nein«, entgegnete er heftiger, als es ihm zustand. »Nein, Ihr kommt mit mir zurück nach Sedgwick und sucht Euren Stab. Danach werde ich Euch wieder hierher bringen.«
Sie schaute ihn eine Weile schweigend an. »Das ist wohl das Netteste, was jemals jemand für mich getan hat.«
Er trat verlegen von einem Bein aufs andere, hauptsächlich, weil er es nicht gewohnt war, Lob für etwas anzunehmen, was er noch gar nicht getan hatte. Und außerdem hatte er Pippa nicht aus selbstlosen Gründen angeboten, noch in seiner Zeit zu bleiben.
Die Heiligen mochten ihm das verzeihen.
Er verschränkte die Hände hinter dem Rücken, bevor er etwas Törichtes damit anstellen konnte. Wie zum Beispiel sie in seine Arme zu ziehen. »Vielleicht sollten wir ein oder zwei Tage in Wyckham verbringen«, schlug er vor. »Für den Fall, dass sie sich wieder in meine Zeit zurückverirrt und dann Hilfe braucht.«
»Wird Euer Bruder nichts dagegen haben?«
»Er wäre eher verärgert, wenn wir uns so nahe an seiner Burg befinden und uns dann nicht zum Abendessen an seinen Tisch setzten.«
Sie starrte auf die Grasfläche hinter dem Wagen. »Wusste er von diesem Tor?«
Montgomery trat wieder von einem Bein auf das andere. Allmählich wurde das zu einer beängstigenden Angewohnheit. »Das ist sein Land«, erwiderte er vorsichtig. »Und er achtet sehr genau darauf, was auf seinem Land vor sich geht. Ich nehme an, er hat einige Gerüchte darüber gehört. Ein glücklicher Zufall für uns, nicht wahr?«
»Allerdings«, stimmte sie ihm zu.
Er fragte sich, ob sie sich Gedanken über Dinge machte, mit denen sie sich lieber nicht beschäftigen sollte, aber da sie durchaus Grund dafür hatte, konnte er ihr das nicht übel nehmen. Erleichtert wandte er sich von der unscheinbaren Grasfläche ab und bot Pippa seinen Arm an, um mit ihr dorthin zurückzugehen, wo seine Männer auf ihn warteten. Rasch erfand er eine einigermaßen glaubwürdige Geschichte über Verwandte, die die angeschlagene Königin abgeholt und den Wagen für weniger Begünstigte zurückgelassen hatten, und lenkte seine Männer dann damit ab, dass er von Nicholas’ Küche sprach. Er half Pippa, Steud zu besteigen, und sah zu ihr auf, als er ihr die Zügel reichte.
»Ich danke Euch dafür, dass Ihr reiten gelernt habt.«
»Ich danke Euch dafür, dass Ihr Euch die Zeit genommen habt, es mir beizubringen«, erwiderte sie lächelnd. »Ihr wart nicht nur vernünftig, sondern auch sehr weise.«
Montgomery erwiderte ihr Lächeln und schwang sich dann auf sein Pferd. Er war sich nicht sicher, ob er sein Verhalten als weise bezeichnen sollte - schließlich ermutigte er eine Frau, die er mit Sicherheit nicht haben konnte, dazu, bei ihm zu bleiben,
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