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Mein zauberhafter Ritter

Titel: Mein zauberhafter Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Kurland
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obwohl sie nach Hause gehen wollte -, aber vielleicht konnte er sich so einen oder zwei Tage stehlen und vergessen, dass sein Leben ansonsten nur aus Pflichten und Verantwortung bestand und dass er eine Burg besaß, die kurz vor dem Zusammenbruch stand.
    Würde nur Persephone in diesem Leben die Hauptrolle
    spielen.

16
    Pippa wachte davon auf, dass die Sonne zum Fenster hereinschien, und fragte sich in der ersten Sekunde, ob sie die letzten beiden Wochen nur geträumt hatte. Aber nein: Der geschnitzte Betthimmel über ihrem Kopf sah eindeutig zu sehr nach Handarbeit aus, um eines der in Folie eingeschweißt angelieferten Stücke in Tess’ Burg zu sein. Für eine massenproduzierte Nachbildung war er ebenfalls zu kunstvoll gefertigt.
    Also war er echt, was bedeutete, dass sie sich noch immer im Jahr 1241 herumtrieb.
    Aber zumindest befand sie sich jetzt in einer Burg, die am Vorabend ganz den Eindruck gemacht hatte, als könnte sie einem Ansturm der gesamten englischen Armee trotzen. Wahrscheinlich war es schon Mitternacht gewesen, als sie mit ihrem Gefolge erst durch das Tor geritten waren, worauf das Fallgitter mit einem beruhigenden Rattern hinter Pippa heruntergelassen wurde. Stallburschen hatten die Pferde in Empfang genommen und Dienstboten für ihr leibliches Wohl gesorgt. Pippa konnte sich an nicht viel mehr erinnern als an den Anblick einer malerischen Burg, ein Stück warmes Brot und den kurzen Weg zu einem Bett, so weich, dass sie fast glaubte, gestorben und in den Himmel gekommen zu sein.
    Wenn sie bei ihrer Rückkehr in die Zukunft noch ihre durchgelegene Futonmatratze vorgefunden hätte, hätte sie sich nie wieder darüber beschwert.
    Da ihre Gastgeber es vermutlich unhöflich finden würden, wenn sie den ganzen Tag im Bett herumlag, rappelte sie sich auf, wusch sich und zog dann das offenbar für sie bereitgelegte Kleid an. Es bestand aus einem so wundervollen Stoff, dass sie nicht anders konnte, als es eine Weile zu betasten. Noch während sie aus dem Zimmer und den Flur entlang ging, musterte sie weiter das Gewebe. Sie glaubte nicht, dass es sich um Leinen handelte. Baumwolle war es sicher auch nicht ...
    Pippa blieb stehen, als sie jemanden summen hörte, und sah eine Frau, vermutlich Jennifer, die Burgherrin von Wyckham, vor sich auf dem Flur in Richtung Treppe schlendern. Jennifer pustete sich das Haar aus dem Gesicht, rückte das Baby auf ihrer Hüfte zurecht und streckte dann die Hand nach einem etwa zweijährigen Jungen aus.
    » Allons-y , Thomas«, sagte sie. »Wir wollen dir etwas zu essen besorgen.«
    Im nächsten Moment setzte das Summen, das, wie Pippa inzwischen klar war, von Jennifer kam, wieder ein. Das Stück erschien ihr vertraut, auch wenn sie einfach nicht auf den Namen kam. Sie runzelte die Stirn. War sie vielleicht schon zu lange im Mittelalter? Gut, es war ein wenig verstörend, dass sie den Stoff des Kleides, das sie am Leibe trug, nicht benennen konnte, aber das musste doch nicht unbedingt der Vorbote eines Nervenzusammenbruchs sein. Kurz ließ sie die Lieder Revue passieren, die ihre Eltern ihr früher vorgesummt hatten, wozu auch — jedoch nicht ausschließlich — Songs von den Greatful Dead und den Beatles gehörten, doch es fiel ihr einfach nichts ein. Vielleicht war es besser, zuerst etwas zu essen und es danach noch einmal zu versuchen.
    Sie folgte Jennifer - eigentlich ein seltsamer Name für eine Frau aus dem Mittelalter, aber was wusste sie schon über diese Zeit? — die Wendeltreppe hinunter und blieb auf der Schwelle des Rittersaals stehen.
    Kein Wunder, dass Montgomery beim Anblick dieses Saals aus dem Seufzen nicht mehr herauskam.
    Ein Bogen überspannte den gesamten Raum, auf dessen einer Seite sich ein gewaltiger offener Kamin befand. Die übrigen Wände wurden von traumhaften Wandteppichen geschmückt. Es gab sogar eine Empore, und das Licht strömte durch Fenster herein, die so weit zurückversetzt waren, dass
    man sie von unten nicht sehen konnte. Die Gesamtwirkung war kultiviert und dezent.
    Eine wahre Pracht.
    Einen Moment verharrte sie im Schatten und dachte über Montgomery und seine Familie nach. Sein Bruder musste reich wie Krösus sein, was seine Burg ja bewies. Sie konnte sich deshalb nicht erklären, warum Montgomery mit Sedgwick abgespeist worden war, aber vielleicht war das mittelalterliche Erbrecht ja komplizierter, als sie dachte. Aber zumindest besaß er offenbar das Geld, um Handwerker zu bezahlen, damit diese die Mauern instand setzten. Denn

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