Mein zukünftiger Ex
man sich über einen Jungen in ihrer Klasse wegen seiner roten Haare und Sommersprossen lustig gemacht. Die Sticheleien hatten sich einige Tage hingezogen, und nachdem der Reiz des Neuen schon fast vorbei war, tauchte eines Morgens die Mutter dieses Jungen in der Schule auf, trommelte die Gruppe der Schuldigen zusammen und hielt ihnen eine geharnischte Standpauke. Die ganze Schule hatte begeistert gelauscht. Leider war sie noch rothaariger und sommersprossiger als ihr Sohn, darum musste er von da an
monatelang
gnadenlose Scherze über sich und seine Mutter erdulden.
»Danke, aber besser nicht.« Sie stellte sich vor, wie Nick Doug einen guten, altmodischen Rüffel erteilte und ihm erklärte, er dürfe sich nicht so fies aufführen, sondern müsse netter zu seiner Tochter sein und ihr noch eine Chance geben. »Es ist vorbei. Er ist jetzt mit Isabel zusammen.«
»Und du hast EJ .« Nick klang aufmunternd. »Du magst ihn doch oder etwa nicht?«
Lola zuckte mit den Schultern. Natürlich mochte sie EJ , aber nur als Freund. Sie küssten sich – und das war nett –, aber sie hatten noch nicht miteinander geschlafen. Es war lustig, mit ihm zusammen zu sein, und er war ein netter Mensch, aber es gab keine Magie zwischen ihnen. Das war EJ gegenüber nicht fair, und sie würde es ihm sagen müssen. Es war Zeit, auch diese Beziehung zu beenden – wenn man es überhaupt eine Beziehung nennen konnte, wo sie doch nie Sex gehabt hatten.
Als sie das Café Rouge verließen, sagte Nick: »Was wurde aus dem Geld, von dem Blythe nichts wissen darf? Wofür hast du es ausgegeben.«
»Das kann ich dir nicht sagen.«
Er lachte. »Sag es mir!«
Lola entdeckte ein herannahendes Taxi. »Ehrlich, ich kann’s dir nicht sagen.« Sie winkte das Taxi zu sich. »Tut mir leid, Dad, aber ich darf es niemand sagen. Niemals.«
46 . Kapitel
Sally hatte etwas getan, was Gabe nervte, und sie hatte eine ziemlich genaue Vorstellung, worum es sich handelte.
Das Thema Ordnungsliebe – oder besser gesagt, der Mangel an Ordnungsliebe – war in den letzten beiden Wochen zum Zankapfel geworden.
Noch mehr als der Zankapfel, der es immer schon gewesen war. Sie wusste das, weil Gabe sich so völlig anders verhielt. Er hatte sich innerlich zurückgezogen, als ob es ihm lästig wäre, sich noch länger mit ihr zu streiten. Er zog sich auch körperlich immer mehr zurück, arbeitete fast rund um die Uhr und verbrachte immer weniger Zeit zu Hause. Anfangs war sie begeistert gewesen, dass er nicht länger ständig an ihr herumnörgelte, sie solle aufräumen, aber nach einer Weile vermisste sie es. Während sich ihr angerissener Wadenmuskel langsam regenerierte und sie die Krücken immer seltener brauchte, stellte Sally sogar ein oder zwei Mal fest, wie sie das Geschirr spülte,
obwohl noch saubere Teller im Schrank standen
.
Nicht, dass Gabe es bemerkt oder sich auch nur ansatzweise darüber gefreut hätte, als sie ihn darauf hinwies. Er war in letzter Zeit so distanziert und abweisend, dass sie es beinahe aufgegeben hatte, ihm entgegenzukommen.
Beinahe, aber nicht ganz. Gabe verhielt sich zwar wie ein mürrischer Mistkerl, aber Sally wollte ihn dennoch aufheitern und den alten, entspannten, lächelnden Gabe zurückhaben.
Dieser Tag war ihr letzter als Invalide. Schlag Mitternacht würde ihre Krankschreibung aschenputtelgleich auslaufen. Morgen würde sie wieder zur Arbeit in die Praxis fahren, und sie freute sich darauf. Das Nichtstun hatte nur zu Langeweile geführt. Sie hatte zu viel ferngesehen, hatte zu viele Zeitschriften gelesen und viel zu viele Kekse verspeist. Es würde ihr gut tun, etwas von ihrer Energie abzuarbeiten. Sally sah sich in der Wohnung um und beschloss, an diesem Tag sauberzumachen und – o Gott, war sie dazu wirklich in der Lage? – die Wohnung aufzuräumen, obwohl sie sie mit so viel Hingabe in Unordnung gebracht hatte.
Ja, sie konnte es, und sie würde es tun. Sally fühlte sich voller Energie. Sie krempelte die Ärmel hoch und humpelte zu dem Spiegel mit dem bunten Glasrahmen neben dem Fenster. Sie wusste, dass ihre Vorliebe für bunte Lichterketten Gabe in den Wahnsinn trieb. Na schön, gut, sie konnte ohne Lichterketten leben. Sie langte nach oben und nahm die Lichterkette ab, die sie um den Spiegel gewickelt hatte, und warf sie auf das Sofa. Und weil der Spiegel jetzt so nackt aussah – wie ein Weihnachtsbaum, dem man brutal die Kugeln entfernt hatte – nahm sie auch den Spiegel ab.
Einatmen, ausatmen, keine
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