Mein zukünftiger Ex
Erdgeschosswohnung wurde aufgerissen und Mr Kowalski, dessen weißes Haar wie bei einem Nymphensittich aufgerichtet war, trat in seinem grün-weiß-gestreiften Flanellpyjama heraus. Er hob den Gehstock auf, drehte sich um und beäugte Sally und Gabe unheilvoll.
»Sie zwei! Was Sie machen da, hä? Machen Sex auf Treppe mitten in Nacht?«
»Tut uns leid, Mr Kowalski. Wir wollten Sie nicht aufwecken.« Gabe grinste entschuldigend. »Wir hatten … äh … keinen Sex auf der Treppe.«
»Ha! Aber waren nahe dran, wenn mich fragen.« Der alte Mann schüttelte den Kopf und warf ihnen den Stock gekonnt zu. Im Gene-Kelly-Stil.
Gleichermaßen gekonnt fing Gabe den Stock auf. »Danke.«
»Weg, weg, weg! Sie machen Sex in eigene Bett und mich lassen schlafen in meine Bett!« Er winkte weit ausholend in Richtung Decke und schlurfte leise schimpfend zurück in seine Wohnung. »Zu viel Lärm, zu viel Sex, bäh.«
Sally vergrub ihr Gesicht an Gabes Brust.
»Klingt nach einem guten Vorschlag«, murmelte Gabe. Er stand auf und half ihr auf die Beine.
Als sie die Wohnung erreicht hatten, war Sally ganz leicht im Kopf vor lauter Lust, sie war benommen vor Freude, und ihr fehlten ihre Schuhe. Gabe hob sie hoch und trug sie ins Schlafzimmer. In diesem Moment erwachte sein Handy zum Leben.
Er schüttelte den Kopf. »Keine Sorge, lass es klingeln.«
Sally quengelte: »Ich hasse es, ein Telefon klingeln zu lassen.«
»Es ist ja nicht dein Telefon.«
Das Handy klingelte nicht nur, es vibrierte auch. Als Sally es vorhin aus seiner Jackentasche genommen hatte, hatte sie es zusammen mit den Schlüsseln auf den Glastisch gelegt. Jetzt vibrierte es sich gefährlich nahe an den Tischrand heran.
»Es wird herunterfallen. Ich hasse das!« Sally winkte weiter mit ihrer freien Hand und Gabe, der sie immer noch in seinen Armen hielt, kehrte ins Wohnzimmer zurück.
Sie fischte nach dem Handy. »Ja?«
»Oh hallo, hier ist Maurice. Ist Gabe zu sprechen?«
»Hallo, Maurice.« Sally wusste, dass es einer der Paparazzikollegen von Gabe war. »Ich fürchte, Gabe hat im Moment alle Hände voll zu tun. Kann ich ihm etwas ausrichten?«
»Ja, klar. Die Sache ist die, ich bin leider gerade in Brighton, aber ich habe soeben von einer verlässlichen Quelle gehört, dass George Clooney vor zwanzig Minuten mit einer eleganten Rothaarigen in ein Haus in Notting Hill geschlichen sein soll. Niemand weiß davon, und ich schulde Gabe einen Gefallen, darum dachte ich, ich gebe ihm die Chance auf ein Exklusivfoto. Die Adresse ist Carmel Villas 15 .«
»Ist gut, habe verstanden.« Sallys Mut sank. Das war ein echt blödes Timing. »Danke, Maurice, ich sage es ihm.«
»George Clooney«, wiederholte Gabe, der aufmerksam mitgehört hatte. »Eine geheimnisvolle Rothaarige? Hier in Notting Hill?«
»Carmel Villas 15 .« Es war der perfekte Tipp. Carmel Villas lag weniger als eine Minute zu Fuß entfernt. Als sie sich vorhin aus dem Fenster gelehnt und Gabes Namen gebrüllt hatte, da hatte George sie vielleicht sogar gehört. Womöglich war er derjenige gewesen, der aus dem Fenster gebrüllt hatte, sie solle die Klappe halten. Nein, sicher nicht, George würde nie dermaßen unhöflich sein.
»Setz mich ab«, sagte Sally. »Du musst da hin.«
Aber Gabe schüttelte den Kopf. Er grinste sein unbekümmertes, sorgloses Grinsen, das sie so lange nicht gesehen hatte. »Muss ich nicht.«
»Gabe, eine solche Chance darfst du dir nicht entgehen lassen.«
»Schalte das Handy aus. Und denke nicht länger an George Clooney.« Gabe trat die Tür zu seinem makellos sauberen Schlafzimmer auf. »Nur dieses eine Mal sollten wir dem Mann seinen Spaß lassen, ohne dass er dabei beobachtet wird.«
Er wollte sie auf das perfekte gemachte, geometrisch ausgerichtete Bett mit der weißen Überdecke legen. Sally löste ihren Arm von seinem Hals und flüsterte. »Ich warne dich, ich werde dein Bett furchtbar zerwühlen.«
Gabes Blick wurde weich, als sie gemeinsam auf das Bett sanken. »Darauf zähle ich.«
52 . Kapitel
Manchmal fuhr man zwei Tage weg und es fühlte sich an, als sei man zwei Tage weg gewesen. Dann wieder fuhr man zwei Tage weg und wenn man wiederkam, war alles anders.
Lola hatte das Gefühl, ein Jahr fort gewesen zu sein.
»Was ist hier los?« Sie marschierte in Gabes Wohnung und sah den Ausdruck auf Sallys Gesicht. Total,
total
verräterisch.
»Wie meinst du das?« Sally lachte halbherzig, wie es Leute tun, wenn sie mit aller Macht versuchen, unschuldig zu
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