Mein zukünftiger Ex
warst, aber es war ein ungewöhnlicher Name, und du hattest das richtige Alter und das richtige Aussehen. Also musste ich einfach in die Buchhandlung gehen und dich anschauen.«
Darum hatte er sie also in ein Gespräch verwickelt.
»Moment mal, dann haben dir die Bücher, die ich empfohlen habe, gar nicht gefallen?« Lolas Stolz war verletzt. »Du hast nur so getan.«
Nick lächelte und schüttelte den Kopf. »Ich mag die Bücher sehr. Ich habe sie gelesen, weil du sie mir empfohlen hast. Keine Sorge, ich bin wirklich bekehrt.«
Er sagte offenbar die Wahrheit. Sie fühlte sich gleich besser. Lola nahm noch einen Schluck Tee. »Ich fasse es nicht, dass ich jetzt hier sitze und mit dir rede. Warte, bis ich Mum davon erzähle.«
Etwas huschte über das Gesicht ihres Vaters –
ihres Vaters
! »Wie geht es Blythe?«
»Blendend. Sie wohnt in Streatham. Amüsiert sich.«
»Verheiratet?«
»Ich hatte einen wunderbaren Stiefvater. Er ist vor fünf Jahren gestorben.«
Nick schüttelte den Kopf. »Das tut mir leid.«
»Aber Mum geht es richtig gut. Sie geht jetzt wieder aus. Ich arbeite an ihrem Kleiderstil. Litt sie zu deiner Zeit auch schon an Geschmacksverirrung?«
Er wirkte amüsiert. »O ja.«
»Wenigstens das habe ich nicht von ihr geerbt.« Lola tätschelte ihr felliges weißes Nylonkostüm. »Ich würde mich lieber erschießen, als in der Öffentlichkeit etwas zu tragen, worüber die Leute lachen könnten.«
Nick nickte zustimmend. »Gott sei Dank. Ich lege selbst auch eine sehr hohe Latte an.«
Das tat er wirklich. Bei allen Begegnungen bisher hatte er elegante Kleidung getragen. Eine Million Fragen brodelten in Lolas Gehirn hoch.
»Was ist denn passiert?«, platzte es aus ihr heraus. »Ich begreife das nicht. Warum habt ihr euch getrennt?«
Er schwieg kurz. »Was hat sie dir erzählt?«
»Tja, offensichtlich eine fette Lüge. Sie habe einen Amerikaner namens Steve getroffen, der hier einen Sommer lang arbeitete. Sie habe ihn für wundervoll gehalten, sich in ihn verliebt, festgestellt, das sie schwanger war, ihm gesagt, dass sie schwanger war, und ihn daraufhin nie wiedergesehen. Als sie in den Pub ging, in dem er gearbeitet hatte, wurde ihr mitgeteilt, er sei zurück in die Staaten. Sie sagten ihr auch, dass er ihr einen falschen Nachnamen genannt hätte. Das war es dann. Mum wusste, dass sie auf sich allein gestellt sein würde. Sie hatte sich in einen Mistkerl verliebt, und er hatte sie im Stich gelassen. Sie sagte mir, sie habe es niemals bedauert, weil sie mich dadurch bekam, aber was Männer betraf, hätte sie ihre Lektion gelernt. Als ich vier Jahre alt war, heiratete sie Alex Pargeter, den besten Stiefvater, den sich ein Mädchen nur wünschen konnte.«
»Gut.« Nick klang, als meine er das ernst. »Das freut mich.«
»Aber nichts davon entsprach der Wahrheit, oder?« Lola umklammerte den mittlerweile leeren Teebecher. »Du heißt nicht einmal Steve. Jetzt bist du an der Reihe. Ich will wissen, was wirklich geschah.«
»Was wirklich geschah.« Nick schwieg. Dann atmete er aus und schüttelte den Kopf. Schließlich sagte er stockend: »Was wirklich geschah, war, dass ich ins Gefängnis musste.«
18 . Kapitel
»Es war mein eigener dummer Fehler. Ich kann niemand anderem die Schuld geben. Alles wäre anders gelaufen, wenn ich es nicht vermasselt hätte.«
Sie hatten das Café verlassen und schlenderten in Richtung Notting Hill. Es war eine eisige Nacht, und der Gehweg glitzerte im Licht der Straßenlaternen, aber Lola war in ihrem Häschenkostüm vor der Kälte geschützt. Allerdings nervte es sie allmählich, dass weihnachtliche Nachtschwärmer bei ihrem Anblick »Bright Eyes« sangen. Oder »Lauf, Langohr, lauf, lauf um dein Leben«, während sie mit imaginären Gewehren anlegten. Oder sie gar betrunken anbaggerten und fragten, ob sie gern
rammeln
wollte …
Auf solche Fragen konnte man verzichten, wenn man mit seinem Dad unterwegs war.
Mit seinem
Knastbruder
-Dad.
Gott, ich spaziere tatsächlich die Bayswater Road entlang,
mit meinem Vater
.
»Blythe wusste davon nichts«, fuhr Nick fort. »Sie war im vierten Monat schwanger. Zu der Zeit waren wir fast ein Jahr zusammen. Wir hatten nicht geplant, ein Baby zu bekommen, aber so was passiert eben. Wir hielten Ausschau nach einer Eigentumswohnung, damit wir zusammen sein konnten. Ich kann dir sagen, das hat mir die Augen geöffnet. Ich war erst 21 , und es gab nicht viel, was wir uns leisten konnten. Ich kam mir wie ein Versager vor.
Weitere Kostenlose Bücher