Mein zukünftiger Ex
schmetterten. Noddy Holders Käsereibenstimme hallte durch den Saal, und auf dem Tanzboden streckten alle die geballten Fäuste nach oben und hüpften wie wild auf und ab. Nachdem Lola einige Sekunden zugesehen hatte, wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder ihrem Gegenüber zu und sagte: »Ich warte immer noch.«
In dem gedämpften Licht dieser Ecke der Bar war sein Gesichtsaudruck nicht zu lesen. » 20 . Mai?«
Etwas in Lola zog sich zusammen. »Das ist mein Geburtstag.«
Er lehnte sich zurück, atmete aus, fuhr sich mit den Fingern durch die dunklen Haare, dann schenkte er ihr ein schiefes Lächeln. »Wenn das so ist, bist du definitiv meine Tochter.«
Das fellige weiße Nylonohr fiel erneut in Lolas Gesicht. Kleine Sterne wirbelten ihr vor den Augen, während sie mit dem Velcroverschluss im Nacken kämpfte. Aber ihre Finger brachten ihn nicht auf, und die brennende Hitze breitete sich ungehemmt durch ihren ganzen Körper aus. Schließlich stammelte sie: »Bitte, könnten Sie mir helfen, meinen Kopf abzunehmen? Mir ist, als ob ich … äh … gleich in Ohnmacht falle.«
17 . Kapitel
In der einen Minute befand man sich in einer Vinothek und passte mehr oder weniger zu den anderen 22 Menschen, die dort kostümiert herumtollten, in der nächsten Minute saß man in einem Nachtcafé vor einer Tasse Tee und wurde von den anderen Gästen grinsend angestarrt.
Lola konnte die Geschehnisse immer noch nicht verarbeiten; ihr Gehirn weigerte sich hartnäckig, seinen Worten Glauben zu schenken. Abgesehen von allem anderen war dieser Mann nicht einmal Amerikaner. Und doch … warum sollte er so etwas sagen, wenn das alles nicht wahr wäre?
»Tut mir leid«, sagte der Mann, der ihr gegenüber saß, nun schon zum dritten Mal. »Ich wusste, es würde ein Schock sein, aber mir fiel keine Möglichkeit ein, es zu sagen, ohne dass es ein Schock würde.«
»Ist schon gut.« Wenigstens war es hier drin kühler. Der Drang, in Ohnmacht zu fallen, war geschwunden. Ihr drehte sich immer noch alles, aber eher aus Schock denn aus Ohnmacht. »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie unerwartet das kommt.«
Jetzt lächelte er wieder dieses reumütige Halblächeln. »Für mich ja auch.«
Lola nippte an ihrem Tee, verbrannte sich den Mund, genoss aber den Zuckerrausch. »Dann sind Sie also … Steve?«
Das Halblächeln verschwand abrupt. »Nein, das bin ich nicht.«
Aha. Kein Amerikaner. Hieß auch nicht Steve. Irgendetwas stimmte hier nicht. Aber er schien so ehrlich, so überzeugend …
»Wie heißen Sie denn dann?«
Wie heißen Sie? Was war das nur für eine Frage.
»Nick. Nick James.« Er schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht glauben, dass deine Mutter dir das nicht gesagt hat.«
»Pah, das ist gar nichts! Sie hat mir erzählt, Sie kämen aus New York.« Lola sah ihn misstrauisch an. »Tun Sie das?« Spielte er vielleicht nur den Briten?
Seine Augenbrauen schossen nach oben. »Was hat sie denn noch erzählt?«
»O Gott.« Lola hätte beinahe ihren Teebecher fallen lassen. »Ihre Augenbrauen. Genauso schießen meine nach oben, wenn ich überrascht bin …« Tee schwappte auf den Tisch, als das Zittern ihrer Hände rapide zunahm, denn die Ähnlichkeit war wirklich unheimlich. »Sie haben meine Augenbrauen!«
»Eigentlich hast du meine«, stellte Nick James klar.
»Das ist unglaublich! Und wir haben dunkle Haare.«
»Du hast die Augen und die Sommersprossen deiner Mutter.«
»Aber nicht ihre Haare. Haben Sie geglaubt, ich sei rothaarig, bevor Sie mich gesehen haben?«
Er schüttelte den Kopf. »Ich wusste, dass du das nicht warst. Ich habe dich einmal besucht, als du noch ein Baby warst.«
Lola hatte das Gefühl, als würde alle Luft aus ihren Lungen gequetscht. »Das haben Sie?«
»O ja. Kurz.« Er lächelte. »Du warst wunderschön. Dich zum ersten Mal zu sehen, war … nun ja, es war unglaublich.«
Spontan füllten sich ihre Augen mit Tränen. »Und dann sind Sie wieder abgetaucht.« Die Tränen überraschten Lola, und sie wischte sie wütend weg. Es war ja nicht so, als hätte sie ein armseliges Leben geführt ohne …
»Nein, nein. Gott, so war das nicht!« Entsetzt rief Nick James: »Glaubst du das? Dass ich derjenige war, der euch im Stich ließ? Denn so war es nicht, ich schwöre. Ich liebte deine Mutter und ich wollte mehr als alles andere, dass wir drei als Familie zusammenleben. Sie war diejenige, die das nicht wollte.«
»Moment mal.« Lola unterbrach ihn, weil es einfach zu surreal war. Hier
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