Mein zukünftiger Ex
aufhören zu atmen? Verwirrt meinte Sally: »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst.«
»Davon!« Er zeigte auf die Einkaufstüten und ihren Mantel und den Schirm auf dem Sessel. »Und davon.« Er zeigte auf ihre Handtasche auf dem Couchtisch. »Und davon.« Ihre Schuhe auf dem Teppich. »Und davon.« Ihre Ohrringe auf dem Fenstersims. »Und davon.« Die Hochglanzmagazine, die sie auf die Lehne des Sofas hatte legen wollen, die aber herabgeglitten waren und nun den Boden zierten. »Du bist erst eine Minute in der Wohnung, und jetzt schau dir dieses Chaos an!«
»Oh, tut mir leid.« Regte ihn das wirklich auf? »Ich räume das nachher auf«, sagte Sally freundlich, um ihn bei Laune zu halten. »Versprochen.«
»Nein, nicht nachher, du machst das jetzt sofort.«
»Aber ich bin gerade …«
»Jetzt!«, wiederholte Gabe mit fester Stimme.
»Aber …«
»Oder ich werfe alles aus dem Fenster.«
Gott, was für ein Neurotiker. Aber da er offenbar nicht nachgeben wollte, rollte sie mit den Augen, lief durchs Wohnzimmer und hob alles auf. Obwohl es eine völlige Zeitverschwendung war, weil sie all diese Dinge brauchen würde, wenn sie morgen früh zur Arbeit ging.
»Na also, gut gemacht«, lobte Gabe, als sie fertig war.
Man konnte wirklich nur Mitleid mit ihm haben.
Sarkastisch meinte Sally: »Danke, Mister Zwanghaft.«
»Gern geschehen, Miss Schlampig.«
»Wo ist Sally? Hast du sie erdrosselt?« Lola folgte den Kochgerüchen nach oben und umarmte Gabe.
»Gib mir noch zwei Tage.«
»Oh, Fettuccine Alfredo. Mein Lieblingsgericht.« Sie inspizierte die Töpfe auf dem Herd. »Abgesehen von der Aufräumsache, wie kommt ihr zwei zurecht?«
»Gott weiß. Wenn ich sie in einer Bar getroffen hätte, dann hätte ich sie für nett gehalten«, meinte Gabe. »Aber nur, weil ich nicht gewusst hätte, wie sie wirklich ist.« Er schwieg. »Sie hat doch keinen Freund, oder?«
Lola schnitt eine Grimasse. »Nein. Was Männer angeht, hat sie eine katastrophale Geschichte. Einer von denen hat sie praktisch vor dem Altar stehen lassen.«
»Und wir müssen uns auch gar nicht fragen, warum.«
»Das ist gemein. Du bist selbst eben erst abserviert worden.«
Gabe zuckte mit den Schultern und gab die Fettuccine in den Topf mit dem kochenden Wasser. »Ich sage ja nur, dass sie sich in mich verlieben könnte. Und das kann ich im Moment nicht brauchen. Eine platonische Wohngemeinschaft funktioniert nur so lange, wie nicht einer von beiden den anderen heimlich anschwärmt.«
Begeistert rief Lola: »Du glaubst, dass sie für dich schwärmt?«
»Ich weiß es nicht. Mag sein.« Noch eine Pause. »Das kam schon vor. Und ich kann dir sagen, es ist das Letzte, was ich jetzt brauche.«
Lola stibitzte ein Stück vom Parmesan. Sie nahm Gabe zu gern auf die Schippe, was seine Wirkung auf Frauen betraf. »Geschieht dir recht, weil du so umwerfend bist. Womit hat Sally sich verraten?«
»Oh, du kennst doch diese Blicke, mit denen Frauen einen bedenken. Das hat sie vorhin gemacht.« Gabe gab Crème double über den Knoblauch, der in der Pfanne bräunte. »Dieser verträumte Schmollmundblick. Ich dachte, o Gott, bitte nicht, ich kann diesen –
Mist
– jetzt echt nicht gebrauchen!«
Eine Haarbürste flog an seinem Ohr vorbei und prallte an der Küchenwand ab. »Was zum …?« Gabe wirbelte ungläubig herum.
»Tut mir leid, aber jemand musste dich zum Schweigen bringen.« Sally stand in der Tür, in ihrem braunen Seidenmorgenmantel, die Haare feucht vom Duschen und das Gesicht ein Bild des Zornes. »Du redest Müll. Das ist alles frei erfunden! Da hat dich irgendeine Australierin abserviert, die dich nicht unwiderstehlich fand, und schon phantasierst du, jemand anderes würde dich anschmachten, nur um dein Ego aufzuwerten. Aber so etwas kannst du nicht herumerzählen.« Ihre Augen blitzten. »Weil es nämlich
nicht stimmt
.«
»Ist ja gut, tut mir leid, da habe ich wohl etwas missverstanden. Aber du hättest mir mit dieser Bürste echt wehtun können«, sagte Gabe.
»Das wollte ich ja auch. Ich kann nur nicht so gut zielen.« Sally wandte sich an Lola. »Und du hast ihm auch noch geglaubt!«
Lola schüttelte bedauernd den Kopf. »Für gewöhnlich hat er recht. Die meisten Frauen stehen auf ihn. Gabe ist ein Experte, wenn es um solche Dinge geht.«
»Tja, dieses Mal liegt er völlig falsch, denn ich versichere dir, ich schwärme nicht für ihn, und ich habe ihm definitiv keinen verträumten Schmollmundblick zugeworfen!« Sally
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