Mein zukünftiger Ex
sich auf und lächelte. »Tut mir leid, ich war abgelenkt. Was für ein Tag! Dann hast du also Nick kennengelernt! Gefällt er dir?«
Ha, und wie! »Er ist toll«, erklärte Sally eifrig. »Ich mag ihn wirklich, genauer gesagt …«
»O Gott, da bin ich aber froh, denn mal ehrlich, was soll man tun, wenn man seinen echten Vater kennenlernt, und es stellt sich heraus, dass er schrecklich ist? Wäre das nicht absolut furchtbar? Aber er ist nicht schrecklich, und wir verstehen uns ausgesprochen gut, ich könnte gar nicht …«
»Wir auch, wir verstehen uns auch blendend«, platzte Sally heraus.
»Siehst du! Das ist es ja eben, er ist einfach ein echt netter Mensch. Darum weiß ich auch, dass ich es tun kann.«
»Dass du
was
tun kannst?«
Lola schaute selbstzufrieden. »Sie wieder zusammenbringen.«
Wie bitte?
»Aber, aber …«
»Wäre das nicht perfekt?« Lola wickelte sich mit strahlenden Augen den Schal ab und ließ sich aufs Sofa fallen. »Ich bin fest entschlossen. Ich werde es tun! Na schön, sie hatten keinen guten Start, aber das war nur der Schock. Ich bin heute Nachmittag mit Mum nach Hause gefahren, und wir haben über alles geredet. Es war erstaunlich. Zum ersten Mal hat sie alles ausgepackt. Und schau, was sie mir geschenkt hat.« Lola nahm einen Umschlag aus ihrer Handtasche und zog vorsichtig ein Foto heraus. »Das sind die beiden, bevor ich auf die Welt kam.«
Völlig betäubt betrachtete Sally das Foto. Lolas Mutter, deren rotgoldenes Haar weich auf ihre Schultern fiel, trug ein lila-weißes Sommerkleid, eine grüngestreifte Strickjacke und klobige, weiße Plateauschuhe. Nick saß neben ihr auf einer Mauer, hatte besitzergreifend den Arm um ihre schmale Taille gelegt und grinste in die Kamera. Er war zwanzig Jahre alt, keck und gutaussehend und trug ein Jeanshemd und Jeans. Alles sprach für ihn. Lolas Mutter sah wie die junge Jane Asher aus – nur ohne deren Stilgefühl –, und Nick war ihr Paul McCartney.
»Aus diesem Grund weiß ich, dass ich es schaffen kann.« Lola klopfte auf das alte Foto. »Meine Mum hat es all die Jahre aufbewahrt. Das heißt, dass er ihr immer noch etwas bedeutet.«
Sally atmete langsam aus. Die Enttäuschung war niederschmetternd. Warum nur passierten ihr ständig solche Sachen? Sie bemühte sich sehr, normal zu klingen. »Vielleicht hat sie das Foto einfach nur vergessen. Ich habe noch Fotos von meiner Party zum siebten Geburtstag, aber das heißt nicht, dass mir die Kinder, mit denen ich zur Grundschule ging, noch wichtig wären. Ich kann mich nicht einmal an deren Namen erinnern.«
»Das ist etwas völlig anderes.« Lola schüttelte den Kopf. »Du warst sieben Jahre alt. Wenn es um Männer-Frauen-Beziehungen geht bewahrt man Fotos von Leuten, die man nicht mehr mag, nicht auf. Man will nicht mal mehr, dass solche Fotos existieren! Aber wenn einem der andere noch wichtig ist, dann hütet man seine Fotos wie einen Schatz. Ich habe ja auch noch alle Fotos von mir und Dougie.«
»Mag ja sein, aber hat er auch noch Fotos von dir?« Sally ging in die Defensive. »Jedenfalls ist das eine sehr persönliche Sache. Manche Leute bewahren ohnehin grundsätzlich alle Fotos auf.« Beispielsweise sie selbst. Meine Güte, wenn sie alle Fotos von sich mit den Exen, die sie abserviert hatten, zerreißen würde, dann gäbe es überhaupt keine Fotos mehr von ihr. Verdammt, und jetzt durfte sie ihr Glück nicht mit Lolas Vater versuchen, bloß weil Lola – vollkommen selbstsüchtig – beschlossen hatte, dass sie ihn wieder mit ihrer Mutter verkuppeln wollte.
Verdammt.
Hinter ihnen ging die Tür auf und für den Bruchteil einer Sekunde machte Sallys dummes Herz einen Hüpfer, denn es hätte ja Nick sein können, der ihr sagen wollte, dass er es ohne sie nicht mehr aushielt, dass es auch für ihn Liebe auf den ersten Blick war, dass er null Interesse daran hatte, wieder mit Blythe zusammenzukommen …
O ja, und dass er insgeheim einen Ersatzschlüssel hatte anfertigen lassen, damit er in ihre Wohnung stürmen konnte.
»Das tun sie absichtlich!«, verkündete Gabe, schob Lolas Füße vom Sofa und warf sich mit einem Seufzer der Verzweiflung auf das Polster. »Ich schwöre bei Gott, der Sinn ihres Leben besteht für sie darin, mich zu quälen. Promis!« Er atmete aus, fuhr sich mit den Händen durch sein weiches, blondes Haar. »Kann man sie nicht allesamt in einen riesigen roten Teppich einrollen und den dann über eine Klippe werfen?«
»Kein guter Abend?« Lola
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