Mein zukünftiger Ex
In ihrer Aufregung wäre sie beinahe in den Eisbecher getreten. »Vorsicht, nicht auf das Eis treten! Ich bin übrigens Sally.«
»Ich weiß. Lola hat mir alles von Ihnen erzählt.«
»Hat sie das?« Sally fühlte sich lächerlich geschmeichelt. Sie drehte sich zu ihm um, während sie den Wasserkessel an der Spüle füllte.
Wusch
! Eiskaltes Wasser spritzte aus dem Hahn und tränkte sie vom Hals bis zum Nabel. Es fiel schwer, sich zu konzentrieren, wenn man sich im Griff der Wollust befand.
»Soll ich jetzt nicht besser den Tee machen?«, fragte er amüsiert. »Sie sollten sich die nassen Sachen ausziehen.«
Das war der Unterschied zwischen dem wahren Leben und Kinofilmen, denn im Film hätte er angeboten, ihr beim Umziehen zu helfen.
Als sie in trockenen Kleidern wieder in die Küche kam, war ihr alles klar. »Ich habe auch schon alles von Ihnen gehört«, verkündete Sally, während er den Tee ins Wohnzimmer trug. »Sie sind Lolas Dad.«
»Nick James.« Seine humorvollen, dunkelgrauen Augen bekamen Lachfältchen. Umwerfende Augen, umwerfende Lachfältchen. Und wie er sich anzog … tja, er war genau ihr Fall. Ein dunkelgrünes Hemd, schwarze Hosen und schwarze Schuhe, schlichter konnte man nicht gekleidet sein, aber die Sachen waren von hervorragender Qualität und sehr gut geschnitten und er trug sie wie ein Franzose. Einer von der glamourösen Sorte, die man in den Straßencafés am Champs Elysées sah, nicht die knorrigen, wettergegerbten Landmänner, die man mit Zwiebelketten um den Hals kannte.
Anders als der schäbige Gabe mit seinen ausgewaschenen T-Shirts und den auseinanderfallenden Jeans besaß dieser Mann
élan
und
savoir faire
… Ein Mann, der sich zu kleiden wusste. Und –
mais naturellement
– er roch sogar phantastisch. Allerdings war er Lolas Vaters. Würde das die Sache irgendwie heikel oder unangenehm machen?
Sally bedachte die Fakten, dann kam sie zu dem Schluss, dass es dafür keinen Grund gab. Wenn Lola für ihren Bruder schwärmen und sich schamlos nach ihm verzehren durfte, dann schien es nur fair, dass sie ihr Glück bei Lolas Dad versuchen durfte. Meine Güte, wenn Lola Doug heiratete und sie heiratete Nick, dann wäre sie Lolas Stiefmutter
und
ihre Schwägerin. In einem Buch wäre das eine tolle Wendung. Wegen solcher Dinge wurde man in Fernsehshows eingeladen und … äh, na gut, vielleicht ließ sie sich gerade ein wenig mitreißen und eilte den Dingen einen klitzekleinen Schritt voraus …
»Das Eis war so gut wie geschmolzen«, sagte Nick. »Darum habe ich den Becher in die Spüle gestellt.«
»Gut. Äh. Danke.« O Gott, hoffentlich war er nicht auch so ein neurotisch-zwanghafter Aufräumtyp. Aber er hatte sonst nichts weggeräumt, insofern war alles gut. Er hatte auch sehr schöne Hände, geschickt wirkende Finger und sauber, wohlgeformte Nägel. Oh, und wenn sie dann alle Kinder hätten, dann wären diese Kinder gegenseitig Cousins und Cousinen und gleichzeitig Onkel und Tanten …
»Was denken Sie gerade?« Nick betrachtete sie interessiert, den dunklen Schopf zur Seite geneigt.
Besser, sie sagte es ihm nicht. »Ich überlege mir nur, ob ich Sie fragen darf, wie es heute gelaufen ist, bei dem Treffen mit Lola und ihrer Mum.«
»Nicht sehr gut. Es war keine Wiedervereinigung wie aus dem Märchenbuch.« Er schwieg, rührte seinen Tee um. »Vermutlich ist das keine Überraschung. Für Blythe war das ein ziemlicher Schock. Darum wollte ich jetzt auch mit Lola sprechen und fragen, wie es aussieht. Beziehungen sind … kompliziert.«
»Ha, wem sagen Sie das!«
Nick grinste. »Lola erwähnte, dass Sie mit Männern ziemliches Pech hatten.«
Ach, hat Lola das erwähnt? Na, vielen Dank auch, Lola. Aber vielleicht war es ja immer schon Schicksal gewesen. Die Natur wollte sie auf diese Weise zwingen, auf den Richtigen zu warten – nein, auf den absolut Perfekten.
Und da er es bereits wusste, hatte es auch keinen Sinn, die Vergangenheit leugnen zu wollen.
»Das ist noch sehr höflich ausgedrückt«, räumte Sally kleinlaut ein. »Ich glaube, Sie meinten, dass ich meinen Anteil an Mistkerlen hatte.« Im Fernsehgerät stöhnte das Publikum enttäuscht auf und sie wies auf das Eisläuferpaar, das auf dem Eis lag. »So ist es doch immer, oder? In der einen Minute läuft alles gut, man dreht sich und fliegt durch die Luft und denkt, man hätte Aussichten auf Gold. Und in der nächsten Minuten,
peng
, liegt man auf der Fresse. Darum schaue ich mir so gern mein altes
Weitere Kostenlose Bücher