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Meine 500 besten Freunde

Meine 500 besten Freunde

Titel: Meine 500 besten Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Adorján
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ein Stück von ihr ab.
    »Hallo«, sagte Sarah, die noch immer unter dem Einfluss der Droge zu stehen schien. Sie nahm seinen Arm und zog ihn zu sich heran.
    »Hallo«, sagte Felix und zog seinen Arm wieder zurück.
    Oh Gott, er musste dringend etwas gegen diese Klarheit unternehmen, er war auf einmal ganz wach. Neben dem Bett auf dem Fußboden stand eine Kerze in einem silbernen Halter, sie war fast heruntergebrannt. Wer hatte sie angezündet, und wann?
    Er schob Sarah von sich, die sich sofort einrollte wie eine kleine Schnecke und etwas murmelte, das er erst nicht verstand und weil sie es aber so oft wiederholte, irgendwann doch: »Nichtweggehennichtweggehennichtweggehen.«
    »Ich geh nicht weg«, sagte er.
    Sie schien beruhigt.
    Felix setzte sich auf.
    Das Zimmer war groß und schien, den schrägen Wänden nach zu urteilen, unter dem Dach zu liegen. Er erinnerte sich nicht – waren sie Treppen gelaufen, waren sie Fahrstuhl gefahren?
    »Sarah?«
    »Hm«, machte das kleine zusammengerollte Mädchen.
    »Sarah, hast du noch MDMA , noch irgendeinen Rest, irgendwas?«
    »Mhh.«
    »Sarah.« Er packte sie an einer Schulter und schüttelte sie. Sie machte ein vorwurfsvolles Geräusch, bewegte sich aber nicht.
    »Sarah.« Schlief sie? Er schüttelte sie fester. Noch hatte er die Hoffnung, den leichten Nebel in seinem Gehirn durch eine weitere Dosis Irgendetwas wieder anfachen zu können.
    »Sarah!«
    Sie öffnete die Augen und sah ihn einen Moment lang an, als erkenne sie ihn nicht.
    »Hast du noch MDMA ?«
    »Nein«, flüsterte sie.
    »Haben wir alles genommen? Du hast gar nichts mehr? Auch keinen Krümel?«
    Sie hatte die Augen wieder geschlossen.
    »Sarah.«
    Er gab ihr einen leichten Klaps auf die Backe.
    »Hey – was, spinnst du?« Sie klang mit einem Mal wieder so alt wie sie war, Anfang zwanzig also, und zieml011o, und ich genervt.
    »Hast du noch was?«
    »Nein. Ist doch auch mitten in der Woche.«
    »Und sonst irgendwas, Koks, weiß nicht, was zu rauchen? Oder wenigstens Alkohol?«
    Sie schüttelte den Kopf und schloss wieder die Augen.
    »Ein Bier? Im Kühlschrank? Wo ist der Kühlschrank?«
    »Komm«, sagte sie, »jetzt leg dich wieder hin.«
    Der Kerzendocht britzelte kurz, dann war der Schein erloschen. Danach war es kein bisschen dunkler im Raum.
    Felix merkte, wie die Angst in ihm hochkroch. Sie kam aus dem Magen und verkleisterte ihm Zentimeter für Zentimeter den Atemweg nach oben.
    »Sarah?«
    Er konnte sie regelmäßig atmen hören.
    »Sarah?« Er ruckelte an ihr.
    »Was denn?«
    Er wusste nicht, was er sagen sollte. Was sollte er sagen? Dass er Angst hatte im Dunkeln zu liegen, während neben ihm ein Mensch seelenruhig schlief? Dass er Angst hatte vor den Gedanken, die über ihm kreisten, und die über ihn herfallen und ihn nicht wieder loslassen würden, sobald es still war?
    »Wo kann man denn jetzt noch was herkriegen?«, sagte er.
    »Was?«
    Verstand sie ihn wirklich nicht?
    »Irgendwas, Koks?«
    »Kokain?«, sagte sie. »Jetzt?«
    »Oder hast du Schlaftabletten? Ich halt das sonst nicht aus …«
    »Sag mal, was ist denn mit dir?« Sie setzte sich auf. »Hast du gerade irgendeine Panik oder was?«
    Hatte er?
    »Ich weiß nicht.«
    »Komm mal her.« Sie zog ihn zu sich heran. Er legte den Kopf in die Mulde zwischen ihrem Hals und ihrer Schulter. Sie roch so wie Frauen rochen, die aus Prinzip kein Parfum benutzten. Er kannte ein paar davon. Der Geruch erinnerte ihn an Wachsmalstifte und Wollstrumpfhosen, er mochte ihn nicht.
    »Felix, es ist alles gut, ist nichts passiert, wir schlafen jetzt einfach, und …«
    »Nein«, unterbrach er sie.
    »Wie, nein? Natürlich schlafen wir jetzt, und …«
    »Nein. Nicht schlafen.«
    »Pscht.« Sie drückte sich so fest an ihn, dass er ihre Brüste an seinem Oberkörper spürte.
    »Pscht.«
    »Nicht schlafen.«
    Er strich mit einer Hand ihren Rücken hinab, fuhr an ihrer Hüfte entlang nach vorne, glitt langsam zwischen ihre Beine, tiefer, noch ein Stück tiefer, und wollte gerade ansetzen, sach ansetzich mit dem Zeigefinger einen Weg unter ihre Hose zu bahnen, als Sarah ihre Knie in einer schnellen Bewegung zusammennahm.
    »Was machst du da?«
    Ja, was machte er da eigentlich? Er hatte gar nicht darüber nachgedacht. »Nichts«, sagte er.
    »Gut«, sagte Sarah, »weil das geht nämlich gar nicht.« Sie legte sich wieder hin und drehte sich auf die Seite. »Wir schlafen jetzt. Also, ich schlafe jetzt. Gute Nacht, ja?«
    Felix antwortete nicht.
    »Gute Nacht«,

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