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Meine 500 besten Freunde

Meine 500 besten Freunde

Titel: Meine 500 besten Freunde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Adorján
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sagte sie noch mal. Dann zog sie sich ein Kissen über den Kopf.
    Felix sah auf den Wecker. Die Digitalanzeige zeigte 4:28 Uhr. In zweieinhalb Stunden hätte er es geschafft. Um 7 Uhr würde draußen die Welt aufwachen, Menschen würden sich die Zähne putzen, mit dem Hund rausgehen, ihre Autos aus der Garage fahren. Ab 7 Uhr wäre ein neuer Tag, 6:30 Uhr vielleicht sogar schon, und er wäre in Sicherheit. Paare würden sich beim Frühstück über die Zeitung hinweg anschweigen, Kinder Wurstbrote in den Außentaschen ihrer Schulranzen verstauen, die türkischen Kioskbesitzer Auberginen und Melonen in ihren Auslagen stapeln. Um 7 Uhr fing das Leben mit einer neuen Runde an, und Felix könnte wieder ganz normal daran teilnehmen. Er könnte irgendwo einen Kaffee trinken gehen, oder zu sich nach Hause fahren, um doch noch ein paar Stunden zu schlafen, oder sich endlich rasieren. Oder er könnte zu Jorge fahren, seinem Mitbewohner, der in einer Agentur arbeitete, in der man nett herumsitzen und Musik hören konnte. Oder zuhause endlich dieses Drehbuch lesen, das seit zehn Tagen neben seiner Matratze lag. Nur ein paar Möglichkeiten von so vielen, die ihm ab Sonnenaufgang offenstünden. Um 17 Uhr würde er dann zum Nachtdreh abgeholt, auch darauf könnte er sich vorbereiten, fiel ihm ein, er hatte seinen Text noch gar nicht angesehen. Im Moment aber stand die Zeit still. Der Wecker zeigte immer noch 4:28 Uhr.
    Sarah schien eingeschlafen zu sein. Oder sie war unter dem Kissen erstickt, aber das machte gerade keinen Unterschied. Felix hatte das Gefühl, ganz allein auf der Welt zu sein. Alle schliefen. Er nicht. Sein Herz marschierte, sein eines Augenlid zuckte leicht, und da waren die Gedanken, jetzt würde er sie nicht mehr los. Er dachte daran, dass er in zwei Monaten dreißig werden würde. Und in zehn Jahren vierzig. Und dann? Er dachte daran, dass er keine Ahnung hatte, was er seinem Vater zum Geburtstag schenken sollte. Er dachte an früher, und eine Szene aus einem Bugs-Bunny-Cartoon fiel ihm wieder ein. Sie hatte damit geendet, dass diese Ente, wie hieß sie denn nur, wie hieß denn diese Ente … Ihm fiel ein Gedicht ein, und er hielt sich kurz an seinem Rhythmus fest. I went to sit in my window / I wanted to chat with the birds / I wasn’t feeling okay, so / I thought I could use some words. Er dachte, dass er einen trockenen Mund hatte und das Gegenteil von Hunger, und dass es kein Wort dafür gab. Er dachte daran, dass er sich in der Apotheke Vitamintabletten besorgen musste, dass bei ihnen zuhause im Flur das Licht nicht ging, dass Brazzaville die Hauptstadt von Kongo war. Er dachte daran, dass einem Bekannten, der einmal im Amazonas geschwommen war, ein Baum im Ohr wachsen wollte, weil sich ein Samenkorn in seinen Gehörgang verirrt hatte. Ihm fiel ein Paar Schuhe ein, das er besaß und ganz vergessen hatte. Er dachte an eine bestimmte Übung für die Bauchmuskeln. Wie hieß denn diese blöde Ente noch mal.
    Der Wecker zeigte immer noch 4:28 Uhr. In diesem Moment sprang die Digitalminutenanzeige um. 4:29 jetzt, immerhin.
    »Jetzt komm mal her und leg dich hin.« Sarah fasste ihn an der Schulter und zog ihn sanft auf die Matratze. Er gab nach und drehte sich zu ihr. ( I wasn’t feeling okay, so ). Ihr Gesicht war jetzt so nah an seinem, dass seine Wimpern ihre Stirn berührten. Er brachte seinen Mund näher an ihren. Sie drehte den Kopf weg. Er stützte sich auf seine Ellbogen und brachte sein Gesicht über ihres. Ihre Pupillen so groß, dass sie ihre Iris fast vollständig ausfüllten. Er presste seinen Mund auf ihren. Sie machte ein leises Geräusch. Er winkelte ein Bein an, verlagerte sein Gewicht und kam halb auf ihr zu liegen. Sie bewegte sich, kam aber nicht weg. Er nahm ein Kissen und legte es auf ihr Gesicht. Als sie einen Ton von sich gab, drückte er das Kissen fester auf die Stelle, unter der er ihren Mund vermutete. Eine Hand hatte er auf ihren einen Unterarm gestützt, sodass sie ihn nicht bewegen konnte, mit der anderen fasste er ihr zwischen die Beine. Er zog ihre Baumwollunterhose ein Stück nach unten. Sie machte eine schnelle Bewegung, bekam mit ihrer freien Hand den Bund zu fassen, zog sie wieder nach oben. Er nahm ihre Hand zur Seite, bog ihren Arm nach hinten und schob ihn unter ihren Rücken. Dann verlagerte er sein Körpergewicht ganz auf sie, sodass sie weder Arme noch Beine bewegen konnte. Sie machte Geräusche, aber durch das Kissen, das er jetzt mit seinem Kopf nach unten drückte,

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