Meine allererste Scheidung
leicht, ich weiß. Aber sie machen dir Angst. Ich kann dir eine Übung zeigen, die dir da helfen wird …«
»Moment. Halt.«
Cassandra schaute auf, und ihr Blick war immer noch leicht abwesend. Ihr Haar umwehte sie, und im nachlassenden Licht ähnelte sie einem uralten Orakel.
»Ich schalte nur das Ding aus.«
Während des »Festmahls« grübelte Caitlin über Cassandras Worte nach und schaute zu ihr am anderen Ende der Halle hinüber, in der sie sich alle versammelt hatten. Lichterketten funkelten, und zu Caitlins Freude lagen auf dem Grill nicht nur Tofu und Maiskolben. Es gab Wein aus Keramikbechern und man tauschte Lebensgeschichten aus. Die Frauen waren als Gruppe gekommen, aber jetzt hatten sich alle verteilt. Sarah lachte und plauderte mit einigen Frauen, die alle genauso aussahen wie sie; Nadia bekam eine Rückenmassage von zwei Frauen, die wie Elfen aussahen; und Myra tröstete eine weinende Frau. Madeleine kochte und brüllte, dass man sich für die Kräuterwürstchen auf ihrer rechten Seite anstellen solle, nicht auf der linken. Sie hatte mit jeder Frau geflirtet, die auch nur ein vages Interesse an Frauen signalisierte, daher beschloss Caitlin, dankbar dafür zu sein, dass ihre Mutter sich wieder mit Würstchen beschäftigte.
Cassandra lächelte Caitlin durch den Raum zu, und sie lächelte zurück und dachte nach, während ihre Kamera immer noch neben ihr lag.
Hatte jemand über sie gesprochen? Sie konnte nicht umhin, sich diese Frage zu stellen. Cassandra hatte ihr versichert, dass es nicht so war, aber Caitlin kannte Sarah. Und ihre Mutter. Außerdem, so überlegte sie logisch, war das alles relativ leicht zu erraten. Jeder, der älter als sieben Jahre war, hatte bereits unter Liebeskummer gelitten.
Aber woher wusste sie von den Panikattacken, protestierte eine Stimme in ihr. Und von Sean? Und Luke? Und Molly? Das werde ich wohl nie erfahren, seufzte sie innerlich. Aber sie wusste, dass es nicht allein das war, was diese Hexe gesagt hatte. Es war die Art, wie sie es gesagt hatte. So gütig. So verständnisvoll.
»Hört mir mal zu«, rief Cassandra, nachdem sie in die Hände geklatscht hatte. Alle versanken schnell in respektvolles Schweigen, aber noch immer lagen gute Laune und Freundlichkeit in der Luft. »Der Mond geht auf … trägt irgendjemand hier noch eine Armbanduhr?« Alle kicherten.
»Was ist daran so komisch?«, erkundigte Caitlin sich.
»Nur Muggel glauben an lineare Zeit«, erwiderte eine Frau mit stacheligem Haar.
»Oh.«
»Der Mond geht in … fünfzehn Minuten auf. Der Ritualbereich ist dort drüben, und Rachel wird ein wunderbares Willkommensritual vollziehen.«
Das ist fantastisch, dachte Caitlin und griff nach ihrer Kamera. Die Worte schienen niemandem auch nur im Geringsten peinlich zu sein. Ritual. Mond. Muggel.
»Wie läuft es?«, fragte Sarah und zwängte sich neben sie. »Hat Cassandra dich umgehauen?«
Caitlin wusste nicht, was sie antworten sollte. Sie wollte nicht zugeben, wie betroffen sie war – aber sie konnte auch nicht lügen. »Yepp. Ich muss sagen, ich bin beeindruckt.«
Sarah verdrehte die Augen. »Gib’s einfach zu, Caitlin. Sie macht ihre Sache großartig. Und sie wird der Star der Show sein. All diese Emotionen!«
Caitlin musterte ihre beste Freundin, die ihres Wissens nach und obwohl sie ihre neue Freundin vor ihr verborgen hatte, sie in all den Jahren ihrer Freundschaft niemals belogen hatte. »Sarah, du hast sie doch nicht vorher ins Bild gesetzt, oder? Ich will gerne glauben, dass das nicht stimmt, aber ich muss unbedingt die Wahrheit erfahren. Hast du’s getan? Oder Mum?«
»Nein. Wirklich nicht. So arbeiten wir nicht. Sie ist unbedingt vertrauenswürdig – darum dachte ich, dass sie brillant wäre.«
»Ich weiß nicht. Vielleicht hat sie einfach …« Caitlin brach ab und suchte nach den richtigen Worten.
»Telepathische Fähigkeiten? Nein. Das trifft es nicht. Aber warte, bis du Rachel kennenlernst. Sie ist ein spiritistischer Augenschmaus. Kevin«, fügte sie mit einem bedeutungsvollen Unterton hinzu, während die Freundinnen aufstanden und sich mit den anderen Frauen nach draußen begaben, »wird sie lieben . Ist es nicht deine eigene Betroffenheit, die die Show einzigartig macht? Erleben, wie Menschen offen für etwas werden, das sie früher einfach abgetan haben?«
Caitlin wusste, dass sie recht hatte, aber sie hatte keine Zeit, das Thema weiterzuverfolgen. Alle gingen auf die Koppel zu, und obwohl die hohen Bäume den Mond
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