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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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verbargen, schien sein Licht hell zwischen den Blättern, dämpfte Farben und veränderte Formen, verlagerte Schatten und ließ den Rauch der Kerzen sich auf unheimliche Weise kräuseln.
    Wie lange ist es her, dass ich so etwas erlebt habe, überlegte sie und erinnerte sich vage daran, dass sie einmal mit Max im Mondschein getrunken und sich zusammen etwas gewünscht hatten. Es war Ewigkeiten her.
    Ich wünsche mir, dass du mich immer liebst
    Ich wünsche mir, dass du dich daran erinnerst, wie sehr ich dich liebe
    Ich wünsche mir ein Baby
    Ich wünsche mir, ein großer Star zu sein
    Funkel funkel … dann ist es also nicht so gut, sich etwas bei Vollmond zu wünschen, oder?
    Sie war zurück in der Gegenwart. Alle waren enger zusammengerückt und bildeten eine Art Kreis auf dem Boden. Es war sehr still; sie sprachen mit gedämpfter Stimme, und die Musik aus der Halle war verstummt. Caitlin vernahm das Rauschen der Eukalyptusblätter in der leichten Brise und hier und da den Ruf eines Nachtvogels. Einige Frauen streckten die Hände aus, und bevor sie wusste, wie ihr geschah, gehörte Caitlin zum Kreis. Sie hatte ihre Kamera mit nach draußen genommen und holte die etwa dreißig Frauen jetzt näher heran. Sie fragte sich, ob es nicht zu aufdringlich war, aus dem Kreis heraus zu drehen, und hielt sich für den Augenblick am äußeren Rand. Der Kreis erschien ihr riesig, und sie konnte kaum ihre Freundinnen oder ihre Mutter im Auge behalten.
    Auf einer Seite des Kreises hob eine hochgewachsene, blonde Frau in Weiß die Arme hoch in die Luft.
    Alle folgten ihrem Beispiel.
    Caitlins Kamera lief.
    »Ich werde Artemis genannt, Hekate und Diana«, begann die Frau, und die anderen Frauen wiederholten ihre Worte.
    Was zum Kuckuck ist das, dachte Caitlin. Erregung breitete sich in ihr aus und verdrängte alle Hemmungen. Was war in meinem Kotelett, fragte sie sich, während das Ritual begann und sie sich fast ein bisschen high fühlte.
    Sie filmte eine Gruppe von Kängurus, die näher kamen, und Nachtvögel in Bäumen, die ihnen zuzuschauen schienen.
    Nachdem sie sich leise auf die andere Seite gestohlen hatte, fand sie einen Vorsprung, auf den sie sich hocken konnte, und holte sich die Sprecherin näher heran.
    Rachel Moore war eine schöne Frau, durchzuckte es Caitlin. Sie war umwerfend. Hochgewachsen und schlank; ihre langen weißen Arme waren muskulös. Sie hätte leicht eine Schauspielerin oder ein Soapstar sein können – oder backstage bei einer Modeshow –, aber zu Caitlins Glück war diese umwerfende Frau eine praktizierende Hexe. Ihr Haar war perfekt – lang und wallend, hellblond, ihr Gesicht schön, mit einer breiten, hohen Stirn und weit offenen, braunen Augen. Sie hatte eine sanfte, hypnotische Stimme.
    Bong, dachte Caitlin. Es fügt sich zusammen. Cassandra: die Mütterliche. Rachel: die Sexbombe. Es könnte wirklich funktionieren, dachte sie, während Adrenalin durch ihre Adern pulsierte.
    Sie filmte den Rest des Rituals, viel passierte allerdings nicht – es wurden Worte gemurmelt, man tanzte, die Erde wurde mit Feuer, Wasser und Luft gesalbt, repräsentiert von einigen riesigen Federn.
    Ich wette, sie ist die Freundin des Schamanen, überlegte sie. Ich wette, sie haben da irgendein erotisches, seltsames, spirituelles Ding am Laufen. Sie sehen so aus, als wären sie füreinander geschaffen.
    (Sie hätte sich gelegentlich vielleicht die Frage stellen sollen, warum dieser Gedanke sie ein wenig enttäuschte.)
    Sie trat in den Kreis, drehte sich um und ließ die Kamera kreisen, um Bewegungen und Effekte einzufangen. Dann zog sie sich zurück und filmte die Gruppe der Frauen, die mit erhobenen Armen irgendetwas beschworen.
    Und an einem Punkt kam der Mond hinter den von Eulen besetzten Bäumen hervor, und alle Frauen begannen zu heulen.
    Das ist fantastisch, dachte Caitlin und fühlte sich leicht schwindlig, beinahe trunken von den Bildern, die sie gesehen und eingefangen hatte. Beinahe hätte sie selbst den Kopf in den Nacken geworfen und den Mond angeheult.
    (Aber sie tat es nicht.)
    Es war der Ausdruck auf den Gesichtern all der Frauen, die die Mondzeremonie miterlebt hatten, der das Ganze zu etwas so absolut Besonderem machte. Als es vorüber war, gab es Tränen und Lachen, und alle umarmten sich. Sie waren wirklich glücklicher. Selbst die Frauen, die weinten, machten einen frohen Eindruck. Es war, als hätten sich alle Teilnehmerinnen gerade gleichzeitig an den glücklichsten Augenblick ihres Lebens

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