Meine allererste Scheidung
Anwaltskanzlei gehen, und er wird jede Menge kleiner Fehler machen. Wenn Sie sie korrigieren …« Sie holte Luft. »Nun, Sie werden zahlen. Und Sie haben immer gezahlt, nicht wahr, Caitlin? Das könnte zu einem Dauerzustand werden, wenn wir vor Gericht gehen.«
Charlie funkelte seine Partnerin an.
»Ich weiß«, sagte sie in Antwort auf seinen Blick. »Sie haben vollkommen recht, Charlie, das war absolut unprofessionell, selbst wenn es unleugbar wahr ist.«
Caitlin unterdrückte ein weiteres Kichern, obwohl sie sehr wütend war. Das Ganze war schrecklich, aber überaus vergnüglich.
»Wie dem auch sei, Caitlin, die meisten Frauen können sich nicht vorstellen, dass man von ihnen Unterhalt für ihren Ehemann verlangt, daher überrascht es sie. Was natürlich sexistisch von ihnen ist.«
Caitlin nickte. Die Anwältin war das bereits mit ihr durchgegangen. »Aber ich kann nicht glauben, das Max das tun würde.«
»Nun, Sie haben auch nicht gedacht, dass er seinen Schwanz in eine andere Frau stecken würde, oder?«, erwiderte Tina unumwunden. In ihrer Bemerkung lag keine Gemeinheit. Es war lediglich die abgestumpfte Meinung eines Menschen, der das alles schon erlebt hatte. »Ich weiß. Ich stelle Mutmaßungen an. Aber ich habe die Anzeichen gesehen. Also, wachen Sie auf und riechen Sie die Bitterkeit. Das ist einer der Punkte, die wir heute abarbeiten mussten. Keine sehr glückliche Dame. Sehr glücklicher Ex. Natürlich ein absoluter Bastard.«
Nachdem Caitlin ihren Mund wieder schließen konnte, wurde ihr klar, dass sie all das wusste. »Ich weiß. Darum bin ich hier«, sagte sie entschlossen und fühlte sich ein wenig hoffnungslos. »Ich werde ihm nicht mehr geben als die Summe, die ich mir überlegt habe. Es ist einfach nicht fair.«
»Eine Menge Frauen empfinden so«, sagte Tina mit einem boshaften Grinsen. »Und eine Menge Frauen finden das absolut verwirrend. Ich meine, die Geschwindigkeit, mit der die Szenerie sich verändert hat, war immens. Ich habe meine Unterlagen durchgeblättert. Vor zwanzig Jahren gab es keine dokumentierten Fälle von Männern, die bei der Scheidung Geld von ihren Ehefrauen bekamen – jetzt wird es zu etwas Alltäglichem.«
»Aber hier geht es um eine Erbschaft«, sagte Caitlin, die spürte, dass ihre Stimme langsam brach. »Wir waren verheiratet. Das verstehe ich. Aber warum sollte er irgendetwas bekommen, das meine Granny mir hinterlassen hat?«
»Charlie?«, fragte Tina, die langsam ein wenig beschwipst klang. »Möchten Sie an dieser Stelle einspringen?«
»Klar«, antwortete er mit leichtem Sarkasmus. »Wir haben immer noch neunzig Sekunden.«
»Bei einer Scheidung kann man von den Parteien verlangen, einen Teil eines jeden Vermögenswertes dem anderen zu überlassen – selbst Geld, das der Betreffende geerbt hat, bevor er seinen Partner kennenlernte«, erklärte Charlie ernst.
»Aber ich habe nirgendwo Geld rumliegen«, protestierte Caitlin. »Entschuldigen Sie die Unterbrechung, aber ich muss eine Firma aufbauen. Ich musste meinen Job kündigen, weil er … sich mit meiner engsten Kollegin eingelassen hatte, und sie ist geschützt durch ihren Arbeitsvertrag und ihre Schwangerschaft. Und – ich will bestimmt nicht umziehen und die Kinder noch mehr durcheinanderbringen, als es ohnehin schon der Fall ist.« Sie fragte sich, ob sie zu viel redete oder ob sie sich falsch ausdrückte, aber dann wurde ihr klar, dass sie nicht aufhören konnte. Jetzt sprudelte alles aus ihr heraus. Sie beugte sich vor, angetrieben von Wut, Frustration und der puren Notwendigkeit, ein Mensch zu bleiben und nicht als Zahl der Statistik einverleibt zu werden. Sie schüttelte vehement den Kopf, das rote Haar fiel ihr ins Gesicht, und ihre Wangen glühten vor Aufregung.
»Ich will meinen künftigen Exmann, seine neue Partnerin – meine Ex-Kollegin – und ihr Kind nicht finanzieren; das ist absolut unfair. Vor allem unter diesen sehr schmerzhaften Umständen.«
Charlie nickte und spürte, wie ihm die Tränen in die Augen stiegen. Vielleicht, überlegte er, konnte er jetzt, da sie allein war, vortreten und ihr zeigen, was ein wirklicher Mann …
»Es ist außerdem moralisch verwerflich«, sagte Caitlin und funkelte Charlie an. Es war nichts Persönliches. Er war nur zufällig da. Aber nichtsdestoweniger trieb es ihn dazu, gegen die Tränen anzublinzeln, die Schultern zu straffen und sich wieder auf seinen Job zu konzentrieren.
Tina nickte indessen. »Was die Moral angeht, spricht alles für
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