Meine allererste Scheidung
wie er sich verhalten sollte. Er war einsam gewesen und dumm und ein kleines bisschen wütender auf Caitlins Erfolg, als er jemals zugeben konnte, und noch wütender auf Caitlin, weil sie so häufig nicht da war. Die Ablenkung kam gerade richtig: etwas, das ihn erregte, das ihm das Gefühl gab, wieder wichtig und attraktiv zu sein und gebraucht zu werden. Er hatte die Affäre mit Kennedy nicht geplant. Aber sie war sehr hübsch und hatte sich eines Tages Hals über Kopf hoffnungslos in ihn verliebt, und sie war bereit gewesen, alles zu tun, um ihn zu behalten.
Aber er wollte nie seine Ehe aufgeben. Genauso wenig wie er noch mal Vater werden wollte.
»Kann ich dann jetzt meine Sachen holen?«, fragte er leise und respektvoll, denn er wusste, dass dies Verhalten seine beste Waffe gegen Caitlins Empörung war.
»Natürlich«, erwiderte Caitlin und ging zur Tür. »Sie sind in der Garage.«
7
»Kannst du mir sagen, warum ich zwei Wochen nach der größten Katastrophe meines Lebens ausgehe?«, zischte Caitlin. Widerstrebend bohrte sie ihre Stilettos in den Boden, während Sarah sie erbarmungslos in eine Schlange vernichtend modischer junger Leute zog. »Ich wüsste nicht, wo mir deutlicher vor Augen geführt wird, dass mein Leben vorbei ist«, schimpfte sie, während sie die winzigen Röcke über perfekten Beinen musterte, »das Einzige, was mir noch bevorsteht, ist eine Hormonersatztherapie und ein Hängebauch. Ich weiß nicht, wo …«
»Ich weiß, wo – wir hätten zur Fashion Week gehen können. Also, keine Sorge. Du wirst nicht dort hingehen. Und außerdem kriegst du keinen Hängebauch. Du hast nur zwei Kinder bekommen. Hör auf, komische Sachen zu googeln.«
»Google ist vielleicht bald mein einziger Freund«, erwiderte Cait grinsend.
Sarah warf ihr einen Blick zu. »Und ich …?«
»Du bist meine wahre Freundin.«
»Wie dem auch sei, du bist hier, weil du vorher gesagt hast, es komme nicht infrage, heute Abend zu Hause zu bleiben und zu heulen«, erklärte Sarah streng.
»Aber als ich das gesagt habe, dachte ich, ich hätte Urlaub – richtigen Urlaub. Ich war so damit beschäftigt, mit Gus und Carol zu besprechen, wie sie mit Kennedy umgehen sollen, dass ich keine Zeit hatte, mir eine Ausrede auszudenken. Ich brauche mehr Zeit, um zu schluchzen!«, protestierte Caitlin.
Dies war ein Dinner, das schon seit einiger Zeit arrangiert gewesen war – Cait kam einmal im Monat mit einigen Frauen zusammen, die sie vom Fernsehen kannte. Der Zweck des Ganzen war angeblich gegenseitige Unterstützung und der Wunsch, einander besser kennenzulernen. In Wahrheit ging es um Kontaktpflege und Tratsch .
»Dies ist organisiert worden, bevor dein Leben zu Bruch gegangen ist – erinnerst du dich?«, rief Sarah ihr nicht besonders sanft ins Gedächtnis. »Außerdem hast du gesagt, du würdest es lieber an einem einzigen Abend hinter dich bringen, als im Laufe der nächsten Woche vierzig SMS beantworten zu müssen. Es ist heldenhaft, was du tust. Wie dem auch sei, wir brauchen nicht lange zu bleiben. Du brauchtest nur ein wenig frische Luft.
Und bevor wir aufgebrochen sind, hast du mir erklärt, es sei in Ordnung und du wollest mitkommen«, fuhr Sarah fort. »Erinnerst du dich? Nachdem ich gesagt hatte, dass ich lieber nicht auftauchen würde.« Denn Sarah wollte es nie zugeben, aber sie hatte sich mit Caitlins Freundinnen von der Arbeit nie recht wohlgefühlt. Insgeheim fand sie sie alle sehr unreif.
»Ist das die Einleitung zum Speed Dating? Bis Ende der Woche hast du mich wieder verheiratet«, bemerkte Cait, die nun genau da stand, wohin Sarah sie haben wollte. Sarah mochte zwar klein sein, aber stark.
»Ooooh.« Sarah griff nach Caits Hand und führte sie an der Schlange vor dem Club neben der angeblich nobleren Lounge-Bar vorbei, in die sie wollten. Selbst Cait wusste, dass sich die ganze Stadt darum raufte, in diesen angesagten Club eingelassen zu werden – und zwar buchstäblich. Hinter der Absperrung war soeben eine Prügelei ausgebrochen …
»Bist du schon mal drin gewesen?«, fragte Cait und sah sich um.
»Machst du Witze – gehe ich vielleicht in solche Lokale?«, gab Sarah zurück.
»Es sind sogar Kinder hier«, meinte Caitlin, voller Erstaunen über ihre neuerliche Einführung in die Jugendkultur. »Ich rechne ständig damit, gleich Sean zu sehen.«
»Ich hoffe, sie liegt nicht unter dem Mädchen da drüben«, sagte Sarah, abgelenkt von einem Mädchen mit Irokesenschnitt, das auf dem mit
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