Meine allererste Scheidung
ein Auge auf Max geworfen …«
»Den Bastard«, sagten sie beide automatisch.
»… und manchmal … manchmal haben sie über Leute hergezogen, die nicht da waren.«
»Ist nicht wahr!«, spottete Sarah sanft.
»Und jedes Mal, wenn ich dabei bin, sind andere Leute da. Also genau zweimal.«
»Aber Myra und Nadia kommen doch, oder? Und Cait, es ist ganz normal, über andere zu lästern. Was erwartest du?«
»Ich erwarte, dass wir nett zueinander sind.«
Sarah warf ihr einen mitleidigen Blick zu. »Ich betreibe ein Zentrum für Yoga und Gesundheit, richtig?« Cait nickte ungeduldig, immer noch auf der Suche nach ihren Kolleginnen. »Ich betreibe ein Institut, in dem spirituelle Heiler arbeiten, richtig?«
»Ich weiß , Sarah.«
»Willst du hören, wie sehr sie sich in den Haaren liegen und in den Rücken fallen? Dass ich sie praktisch auseinanderreißen muss?«
»Oh. Ich dachte, sie stehen alle total auf Zen«, bemerkte Cait enttäuscht.
»Wart’s nur ab – es ist wirklich sehr unterhaltsam, mein Liebes. Nicht alle sind so wie du und ich. Wir haben Glück.«
Eine Idee entzündete sich in Caits Gedanken.
»Hey, was ist los? Was guckst du so komisch? Du hast eine Idee«, sagte Sarah anklagend.
»Nein. Ich höre dir zu – wir sind alle nur Menschen oder so?«
»Wir sind keine Heiligen, Cait – auch du nicht. Obwohl du so … gut bist.«
»Ich bin nicht gut! Ich habe die Kinder heute Morgen schon wieder zu spät in die Schule gebracht …«
»Scht! Das muss deine Gang sein.«
Mindestens zehn Frauen saßen an einem langen, niedrigen Tisch, hockten auf Kissen und rauchten. (Es war wieder angesagt, nachdem man Rauchern praktisch den Status von Gesetzlosen zugewiesen hatte.)
Ein großes Hallo fand statt, während man sich gleichzeitig verstohlen musterte und die Outfits taxierte. Es gab nicht das Geringste an dieser Gruppe von Frauen auszusetzen, dennoch wäre Cait ihnen am liebsten aus dem Weg gegangen. Vielleicht, dachte sie, bin ich tatsächlich paranoid. Sie waren sicher in Ordnung, sprach sie sich Mut zu, wenn auch vergeblich.
Binnen fünf Minuten wurde ihr klar, dass sie nicht paranoid war. Und die Gespräche waren noch schlimmer, jetzt, wo sie Inbegriff der Scheidungsfantasien aller Anwesenden war.
»Wir haben davon gehört, Cait. Keine Sorge«, sagte eine honigblonde Frau und wedelte mit einer Zigarette in ihre Richtung. »Ist das alles wirklich wahr?«
»Großartiges Showmaterial«, meinte eine Frau mit langem, dunklem Haar und unnatürlich gewölbten Brauen gedehnt.
»Super Stoff, Darling«, rief eine andere.
Cait zuckte zusammen, lächelte krampfhaft und versuchte zu ignorieren, dass die Frauen sie zu sich winkten. »Lass mich nicht allein«, murmelte sie zu Sarah, die ihr nicht von der Seite wich.
»Keine Bange. Ich bin hier«, erwiderte sie beruhigend.
»Ist es nicht fantastisch?!«, kreischte eine Frau, in der sie eine Segment-Producerin eines konkurrierenden Senders erkannte, die offensichtlich schon mehr als ein Glas Wein intus hatte.
»Oh ja. Fabelhaft«, sagte sie hohl. Heuchle ich hier wirklich Scheidungsglück?, dachte sie. Warum?
»Hast du jetzt jede Menge Jungs? Was ist mit dem im Café?«
»Geht es dir gut?«, fragte Nadia und blickte sie vom anderen Ende des Tisches besorgt an.
»Ich bin okay«, antwortete Cait, die spürte, wie sie errötete. Sie nahm neben Nadia Platz, und Sarah setzte sich auf ihre andere Seite.
»Was ist passiert?«, fragte eine Designerin, mit der sie bei einigen Sendungen zusammengearbeitet hatte.
»Er war … es gab eine andere. Ich hab’s herausgefunden. Er ist ausgezogen. Und es ist immer noch ganz frisch, also, wenn …«
»Bastard!«, rief Myra, eine bekannte PR-Chefin, die neben Nadia saß. Die beiden Frauen waren die einzigen Fernsehtypen, mit denen Cait mehr als eine oberflächliche Bekanntschaft verband. Nadia war eine fröhliche, hart arbeitende Stylistin, deren weiches Herz sie zu einer seltenen Erscheinung in der Unterhaltungsbranche machte. Und sie hatten Myras Anstrengungen miterlebt, das Rauchen aufzugeben (»Es sieht nicht gut aus, wenn man einen Kinderwagen vor sich herschiebt und einen Glimmstängel im Mund hat – ich kann die Missbilligung nicht ertragen«) und ihre Scheidung zu bewältigen. Sie hatte das Baby, das sie sich so sehr wünschte, nie bekommen, aber die Zigaretten aufgegeben. Seitdem schien das Ausmaß an Versuchung um sie herum sie zu erschüttern.
»Ich gehe auf einen Joint nach draußen«, verkündete Sarah.
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