Meine allererste Scheidung
Zigarettenkippen übersäten Pflaster mit einer zierlichen Blondine rang. »He! Runter von der Straße, ihr zwei – da kommen Autos«, befahl sie. Aber die Prügelei ging weiter, wobei die Blondine jetzt an der malträtierten Haarpracht der anderen riss.
»Wow – sie sehen aus wie Pink und Ashley … oder Mary Kate«, bemerkte Cait.
»Die beiden sind es nicht, aber es sind Sydney-Verschnitte.«
»Weißt du, Sean verachtet sie.« Hinter ihnen brach eine weitere Rauferei aus. »Ist es wirklich so schwer, da reinzukommen?«
»Oh ja«, antwortete Sarah, die von den himmelhohen Beinen eines Transsexuellen, der ein Taxi heranwinkte, total hingerissen war. »Er ist trés exklusiv. Vor allem wenn es so auf das Styling ankommt. Dieses Mädchen hat das mit ihren Haaren wahrscheinlich nur angestellt, um heute Abend reingelassen zu werden. Und das Mädchen unter ihr hat sich vermutlich vorgedrängelt. Hier herrscht Krieg.«
»Aber es sind Babys«, protestierte Cait und dachte an Sean zu Hause. War sie zu Hause? Sie kämpfte den ersten Impuls des Abends, an ihren Fingernägeln zu kauen, nieder.
»Nein, sind sie nicht. Es sind alternative Erwachsene«, erklärte Sarah. »Ich kann nicht glauben, dass du beim Fernsehen arbeitest und so etwas nicht mitkriegst. Wenn du sie nicht dazu bringst, fernzusehen, ist dein Medium tot. Verloren an X-Box und Clubs, in die man nur eingelassen wird, wenn man Raufereien in Kauf nimmt.«
»Erzähl.«
»Sie sind über achtzehn und verdienen zu wenig, essen zu wenig und werden zu wenig geliebt. Viele von ihnen nennen sich Indigo Children; sie sind eine brandneue Generation begabter Kinder mit einer spirituellen Vision. Hast du noch nichts davon gehört? Du musst wirklich mal mit ins Yogazentrum kommen. Sie sind von narzistischen Eltern erzogen worden, die hippiemäßige New-Ager sein können und ihren Kindern erzählen, dass sie etwas Besonderes sind und übersinnliche Kräfte besitzen, statt dass sie selbstzerstörerisch sind und auf eine Psychose zusteuern. Wenn sie es in diesen Club schaffen, bedeutet das vielleicht, dass sie einen Tag lang mit sich im Reinen sind. Oder eine Stunde. Wie dem auch sei, es sind keine Kinder, sie sind nur eine Idee jünger als du und ich, und wir werden hier zu Abend essen«, fügte sie hinzu und stolzierte auf den Eingang aus rotem Samt zu, wo eine Lichtfontäne ihre Gesichter erfasste. Sie waren jetzt fast an der Tür.
»Oooh, sieh nur, ich bin ein Indigo«, zwitscherte sie, als ihre Hände sich unter dem Licht blau färbten.
Cait lächelte.
»Ich weiß, dass ich als Indigo besondere Kräfte habe, aber ich weiß trotzdem nicht, wer gleich kommt«, lachte Sarah und schaute sich um.
»Meine Damen«, erklärte ein Rausschmeißer in hautengem T-Shirt mit einem Reptilienlächeln. »Genießen Sie den Abend.« Sarah und Caitlin traten durch die Türen und blinzelten.
»Also, was haben sie gesagt, wo sie sein würden?«, fragte Sarah.
»Sie haben gar nichts gesagt.«
»Moment mal, verstehe ich richtig. Jede Menge Geld … keinen Sex … als Accessoires missbrauchte Kinder …«, intonierte sie wie ein Medium.
»So schlimm sind sie gar nicht«, tadelte Caitlin. »Das hoffe ich. Wir werden wahrscheinlich nur über unsere Jobs reden. Oh. Ich wollte heute Abend eigentlich nicht über meinen reden.«
»Erinnerst du dich, wie sie reagiert haben, als ich über meinen Job reden wollte?«
Cait grinste. »Ja, du hast ihre Welt ins Wanken gebracht.«
Zwischen den wohlhabenden Leuten aus Caits Szene hatten sich schnelle Freundschaften gebildet. Manchmal handelte es sich um echte Freundschaften zwischen Menschen, die sich wirklich mochten und sich aufeinander verließen. Andere bildeten Freundschaften, die im Wesentlichen darüber definiert waren, wer dazugehörte.
Genau wie an der Highschool.
»Ich habe das Gefühl, als würde ich getestet, um festzustellen, ob ich in einen Club hineinkomme«, sagte Cait und spähte kurzsichtig in die Runde. »Aber nicht in diesen! Ich kann nichts sehen!«
»Warum korrigierst du deine Augen nicht?« Sarah erntete einen bitterbösen Blick. »Ich rede nicht von Schönheitschirurgie, Dummkopf; du weißt schon, diese Lasergeschichte. Also warum kannst du sie nicht finden? So blind bist du nun auch wieder nicht.«
»Ich weiß nicht, ob ich sie erkenne, wenn sie nicht so wie sonst angezogen sind. Was ja auch nicht so schlimm wäre. Sie sind nur an meiner Arbeit interessiert und an dem Tratsch über Fernsehleute, und sie hatten alle
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