Meine allererste Scheidung
retten. Aber die Konditorei rief. »Bin bald zurück.«
Caitlin winkte ihr nach, dann kletterte sie über die Felsen, setzte sich auf einen Vorsprung und starrte düster auf das riesige, unpersönliche Meer. Nur zu, dachte sie und betrachtete das in der Sonne funkelnde Wasser und die perfekten, sauberen grünen Wellen. Heitere mich auf. Versuchs doch.
Ein glücklich lachendes Paar lief über den Weg hinter ihr. Idiotische Verliebte, überlegte sie missmutig, während sie die attraktiven Liebenden anstarrte. Ihr kriegt auch noch euer Fett weg.
Jemand lächelte sie an. Da wirst du dir schon mehr Mühe geben müssen, Welt, dachte sie und unterdrückte ein Kichern. Sie genoss es viel zu sehr, Trübsal zu blasen und herumzulästern, als dass sie sich so schnell davon abbringen lassen würde.
Zwei Hunde beschnupperten sich, bevor einer den anderen besprang. Idiotische Hunde, die sich da paaren, dachte sie niederträchtig. Du bist ein Pudel, er ist ein Deutscher Schäferhund. Wie kann das jemals funktionieren?
In der Nähe gurrten Tauben. »Blöde Tauben, was soll das Gurren? Da ist bloß die Biologie am Werk. Du könntest eine x-Beliebige sein«, sagte sie laut zu der Taube, der der Hof gemacht wurde.
Paare, Menschen, Hunde und Tauben, alle ignorierten sie. (Bis auf eine nette ältliche Dame in der Nähe, die die traurige junge Frau bemerkte, die mit Tauben sprach und ihrem gut aussehenden, ältlichen Gentleman an ihrer Seite die Hand drückte. Sie war auch einmal so traurig gewesen und hatte gedacht, ihr Leben sei zerstört. Gott sei gedankt für Internet-Dating, dachte sie, und schenkte ihrem Mann ein Lächeln.)
Die Liebe war überall, und Caitlin hasste jeden einzelnen noch so kleinen Beweis dafür, dass die Schönheit nicht am selben Tag gestorben war wie ihre Ehe. Warum war ausgerechnet ihr Leben so ungeheuer ungerecht? Für mich gilt die Gerechtigkeit des Lebens nicht, überlegte sie, während andere mehr Glück haben. Date Squad hatte abgehoben, und sie wusste von all den netten Lunches mit Werbeleuten, die sich vor Freude gar nicht mehr einkriegten. Aber ihr Erfolg und ihre Selbstbeherrschung wurden restlos von den täglichen Anrufen der Personalabteilung aufgebraucht, die verzweifelt darauf bedacht war, sie darüber ins Bild zu setzen, wie es mit den Schikanevorwürfen weitergehen würde. Bisher hatte man ihr gesagt, dass die Wogen sich vermutlich glätten ließen, wenn sie sich bei Kennedy entschuldigte und einen Kurs in Wutmanagement absolvierte. Ohne dass irgendwelche Fragen gestellt worden wären.
Sie hatte abgelehnt, und Kevin war fuchsteufelswild.
»Sie müssen es nicht ernst meinen «, hatte er in den Hörer gebrüllt. »Aber wenn Sie sich entschuldigen, kann sie nichts mehr erreichen.«
»Ich werde mich nicht bei Kennedy entschuldigen«, hatte sie halsstarrig erklärt. »Sie hat mir meinen Mann weggenommen, und ich werde jetzt drei Tage die Woche auch noch meine Kinder verlieren. Sie kann mich mal, Kevin.«
»Weißt du, was wir alle tun müssen, um Erfolg zu haben?«, hatte er gedonnert. »Um zu überleben?«
»Nein«, hatte sie erwidert und sich für die Antwort gewappnet.
»Du musst gelegentlich ein Sandwich mit Scheiße fressen. Ich habe jede Menge davon gefressen. Dein Stolz wird dir da nicht weiterhelfen.«
Das also war Kevins Lösung für alles. Das gefiel ihr absolut nicht.
Allerdings änderte das nichts. Sie hatte an ihrem ersten Arbeitstag nach dem Urlaub ein Gespräch mit Kennedy und Geoffrey von der Personalabteilung. Nicht einmal glitzerndes Wasser und perfekte Herbsttemperaturen konnten daran etwas ändern. Und schon der Gedanke daran löste ein mulmiges Gefühl bei ihr aus.
Der größte Witz war, dass alle beim Sender bereits Bescheid wussten. Es herrschte eine stillschweigende Übereinkunft, dass das Ganze lächerlich war, reine Zeit- und Energieverschwendung. Aber Kennedy hatte mit einem mörderischen Präventivschlag eröffnet. Sie hätte Profikillerin werden sollen, dachte Caitlin, oder Terroristin. Es ging hier nicht um Gerechtigkeit. Es ging um Strategie. Sie war wirklich clever, Caitlin musste sie widerstrebend bewundern. Ich kann nicht mal richtig gemein werden, weil sie schwanger ist.
Aber nichts von all dem, rief sie sich energisch ins Gedächtnis, wäre auch nur im Entferntesten ohne Max möglich gewesen. Ohne ihren künftigen Exmann.
Bastard, dachte sie mit schmerzendem Kopf, während sie ihren Ring betrachtete, der an ihrem Finger funkelte und perfekt zu dem
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