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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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Funkeln auf dem dunkelblauen Wasser unter ihr passte. Das diamantenähnliche Funkeln des Wassers brachte Cait auf eine geniale Idee: sie sollte einen dramatischen Schlusspunkt setzen.
    Caitlin starrte wütend auf ihren glänzenden Ehering. Warum nicht?, dachte sie bei sich. Da war er, makellos steckte er an ihrem Finger und legte ein falsches Zeugnis ab. »Lügner«, knurrte sie und musste fast lachen.
    Sie hatte offensichtlich den Verstand verloren. Ich bin wie Gollum, ging es ihr durch den Kopf. Rede mit einem Ring. Unterhalte mich mit Tauben. Ich bin nicht mehr weit von der Frau entfernt, die an der Bushaltestelle die Obdachlosenzeitung verkauft.
    Sie grinste über ihre eigene Bitterkeit und funkelte ihren Ring halb ernsthaft an. Es war nur ein Ring. Nicht mehr. Trotzdem. Es war nicht fair. Er sah genauso aus wie damals, als Max ihn ihr angesteckt hatte, aber ihr Leben hatte sich vollkommen verändert.
    Sie redete sich zu, ihn zum ersten und letzten Mal abzunehmen. Sie drückte ihn und stellte sich vor, es sei Max’ Hals. Als sei der dreizehntausend Dollar teure, mit Diamanten und Saphiren besetzte Platinring mit seinem eingravierten Versprechen immerwährender Liebe für alles verantwortlich und nicht ihr lügender, betrügender … (Sie suchte verzweifelt nach anderen beleidigenden Worten, aber ihr wollten keine einfallen.)
    Sie zog den Ring ab und hielt ihn in der Hand. Dann holte sie kräftig aus. So, dachte sie grimmig und schaute in einen Felsteich viele Meter unter sich hinab. Dort würde er untergehen. Direkt in der Nähe der Felsen.
    Es war nicht so, als ob Caitlin nichts anderes zu tun hatte, als einen Vormittag lang zu überlegen, was sie mit ihrem Ehering anstellen sollte. Schließlich musste sie ihre Zukunft planen, an ihre Kinder denken und an den bevorstehenden Besuch ihrer Mutter, wie es um ihre Finanzen stand und so weiter. Vielleicht müsste sie umziehen oder kündigen oder sogar das Land verlassen, damit sie Kennedy nicht umbrachte. Doch bei jedem Versuch, einen Plan aufzustellen, ertappte sie sich dabei, wie sie ihren Ring anstarrte und sich fragte, was um alles in der Welt sie damit machen sollte.
    Sie war immer noch verheiratet, also war es eigentlich keine Lösung, ihn abzunehmen. Ihn weiter zu tragen schmerzte sie genauso. Sie hatte mit dem Gedanken gespielt, ihn an ihrem Finger zu lassen, um Kennedy zu ärgern, aber das war es nicht wert.
    Laut Myra verwandelten in Amerika Frauen ihre Ringe anscheinend in Ketten oder andere Schmuckstücke. Es gab so viele Möglichkeiten, dachte sie. Sollte sie ihn einschmelzen, ihn verkaufen oder irgendeinen cleveren, raffinierten Versicherungsbetrug inszenieren? Und wenn ihr das zu anstrengend schien, fantasierte sie darüber, ihn den Obdachlosen zu schenken. Der Frau mit der Zeitung vielleicht, obwohl sie sich nie duschte.
    Allerdings hatte sie keine Ahnung, wie man irgendetwas einschmolz; ein Verkauf würde sie allzu direkt mit ihrem Kummer konfrontieren, und wahrscheinlich erhielt sie niemals einen angemessenen Preis; sie hasste es, Formulare auszufüllen, und so kam auch der Versicherungsbetrug nicht infrage. Und die obdachlose Dame würde sich den Ring wahrscheinlich in den Hintern stecken oder ihn essen oder ihn zu ihren anderen Habseligkeiten in eine Plastiktüte stopfen, überlegte Caitlin. Also sollte sie ihn, da sie endlich einmal alleine war, einfach in den Ozean werfen, der wie ein blaugrüner, lichtdurchfluteter Teppich vor ihr lag. Der perfekte Platz für den Ring, dachte sie grimmig. Dann wird er an den Händen einer Meerjungfrau oder in ihrer Schatztruhe enden. Und ist genauso untergegangen wie unsere Beziehung.
    Sie betrachtete den Ring abermals. Er war antik gearbeitet, obwohl es kein wirklich alter Ring war. Sie hatten ihn bei ihrem Lieblingsjuwelier gekauft.
    Nur dass sie über das Nachher nicht nachgedacht hatte. Also, gab sie sich einen Ruck, mach schon!
    »Verzeihung, meine verrückte Lady«, unterbrach sie Sarah, die provozierend normal klang. »Was machst du da?« Sarah war sehr klug und beäugte neugierig ihre beste Freundin, wie sie an ihrem Ring spielte. »Habe ich dir schon gesagt, dass du sehr unterhaltsam bist, wenn du einen Zusammenbruch hast? Ich will ja nicht herzlos sein, aber ich sollte mir Notizen machen. Du könntest sie irgendwann verwenden.«
    »Ha. Willst du wirklich wissen, was ich vorhabe?«
    »Du sprichst von deinem Ring? Ihn bei Ebay einstellen? Bestimmt nicht!«
    »Nein. Ich überlege, ihn da

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