Meine allererste Scheidung
gelassen … Es geht das Gerücht, dass Sie die Dinge etwas schleifen lassen«, fügte er jovial hinzu.
Sie zog eine Augenbraue hoch und legte den Kopf schräg. Kevin bemerkte nicht, dass ihre Miene eine Spur eisig wurde.
»Aber Sie und ich, wir wissen beide, dass Sie bereits früher angezählt und manchmal fast krankenhausreif geschlagen worden sind«, fuhr er fort und unterdrückte ein Lachen über seinen eigenen Scherz.
Endlich fertig?, fragte Caitlin sich, denn sie wurde langsam ungeduldig.
Aber er war noch nicht fertig.
»Gehäutet und zum Trocknen liegen gelassen – Gott weiß, ich …«
Caitlin räusperte sich lautstark mitten in Kevins Satz, was ihn veranlasste, ihr einen warnenden Blick zuzuwerfen. Nein, sie unterbricht mich nicht. Das würde sie nicht tun. Sie ist wahrscheinlich, dachte er bestürzt, erkältet. Er lehnte sich prompt auf seinem Stuhl zurück und brachte etwas Abstand zwischen sich und ihr. Ich will nicht krank werden, dachte er und lehnte sich noch weiter zurück. Ich will Golf spielen.
Na schön, du kannst jetzt den Mund halten, dachte sie, langsam wirkte sie genervt. Max hatte immer gesagt, man könnte ihr genau ansehen, was sie gerade dachte. In ihrem Gesicht las man wie in einem Buch. Hör auf, an Max zu denken, befahl sie sich und versuchte, unbeteiligt auszusehen – sie konnte sich nicht darauf verlassen, dass Kevin nie etwas mitbekam. Er ist ein Bastard. Für ihn zählt nur der Job.
Aber Kevin achtete gar nicht auf Caits Gesicht, noch nicht. Er war mit seiner Ansprache noch nicht fertig. Jetzt kam der Teil, in dem er in onkelhafter Manier weisen Rat erteilte. (Diesen Teil liebte er. Er machte ihm von Neuem bewusst, was für ein wunderbares menschliches Wesen er war. Eigentlich war das nicht so schlimm. Nur schenkte er der Person, der seine Rede galt, keine besondere Aufmerksamkeit. Das tat er nie.)
»Wissen Sie …«, begann Caitlin in dem Wissen, dass er den falschen Eindruck gewann. Sie wollte ihn unterbrechen. Sie hatte nicht die Absicht, sich zu entschuldigen, nicht einmal dann, wenn er ihr seine berühmte, große Vergebungsansprache hielt.
»Kumpel«, sagte er und beugte sich wieder vor, (aber nicht zu weit, er wollte sich nicht anstecken) und bedachte sie mit seinem mitfühlenden, warmen, anteilnehmenden Blick, den er bei allen Angestellten benutzte, die das Wohl der Familie kurz vernachlässigt hatten, die er jedoch in seinem Reich halten wollte. O nein, ging es Caitlin durch den Kopf, während sie das Unausweichliche nahen fühlte und ihr das Ganze für Kevin tatsächlich langsam peinlich war. Er wird es tun. Nicht diese Ansprache! Er hat vor, mir zu verzeihen. Dass ich Urlaub genommen habe.
»Ich weiß , dass es nicht wieder vorkommen wird«, erklärte er und brachte es irgendwie fertig, gleichzeitig anzudeuten, dass es verdammt noch mal nicht wieder passieren sollte und dass er ein Mordskerl war, weil er genau verstand, was sie durchgemacht hatte.
»Wir haben alle unsere schwachen Momente; Zeiten, da wir aus der Spur laufen. Aber Sie sind ein Profi«, fügte er hinzu, lehnte sich zurück und war sehr zufrieden mit sich. »Sie sind wieder voll da. Und ich bin froh, Sie zurückzuhaben.«
Funktioniert doch jedes Mal, dachte er. Sie lieben einen, wenn man ihnen Freundlichkeit bezeugt hat. Vor allem, wenn sie solchen Mist gebaut haben. Er sah Caitlin an und erwartete ihren Dank, ihre Entschuldigungen und ihr Verschwinden. Er wollte wieder zum Golfspielen. Er sah ein wenig zu demonstrativ auf seine Armbanduhr. Abschlag in einer halben Stunde.
Er musterte Cait erwartungsvoll. Keine Reaktion. Nichts. Ein kurzes verlegenes Schweigen. Und warum hatte sie diesen komischen Ausdruck auf dem Gesicht? Er war leicht verärgert. Sie sagte gar nichts. Sie kannte dieses Skript! Warum verließ sie sein Büro nicht? Und warum wirkte sie tatsächlich etwas … sauer?
(Weil sie es war.)
Verdammter Kerl, dachte sie. Er kapiert’s einfach nicht. Caitlin räusperte sich abermals und rutschte unbehaglich auf ihrem Platz hin und her. »Nun gut.«
Was jetzt, dachte er. Sollte sie sich jetzt nicht wieder zu ihrer Arbeit verpissen? Ich habe sie empfangen, ich habe ihr verziehen, und sie hat nicht mal Danke gesagt. Sollte sie nicht einfach weitermachen? Frauen, dachte er verärgert, immer wollen sie Zeit. Und reden. Dieselbe Sache, auf zwanzig verschiedene Arten ausgedrückt, während er die Zeit hätte nützen können, um wieder …
»Tatsächlich wollte ich sagen, dass ich eine Idee
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