Meine allererste Scheidung
– selbst wenn sie die Produzentin des jüngsten Hits des Senders war. Sie kannte das Gerede über Schikanen – kein Wunder, dass sie Eheprobleme hatte, dachte Linda selbstgefällig. Solche Gehässigkeiten bewahren viele Firmen vor dem Zusammenbruch. Sie helfen den Stress abzubauen, verringern den Druck und machen die Arbeit tatsächlich erträglicher, selbst wenn persönliche Beziehungen einen Grad von Feindseligkeit erreicht haben, der unter Nationen Anlass genug für eine Kriegserklärung war. Das betriebsinterne Fitnessstudio war gestern. Heute war es ein Fickraum nebst einem Beichtvater, der gleich die Absolution erteilte, um die wirtschaftliche Produktivität anzukurbeln.
Im Augenblick änderte Lindas Gezicke allerdings nichts an der Tatsache, dass Caitlin vor ihrem Schreibtisch auf und ab stolzierte und sehr entschlossen wirkte. Mehr noch, sie schien den Hinweis, einen Termin auszumachen, nicht zu begreifen und machte keinerlei Anstalten, zu gehen und dann zu kommen, wenn ihr Boss beschloss, mit ihr sprechen zu wollen. (»Er ist ein vielbeschäftigter Mann, Caitlin. Er wartet nicht auf Sie«, hatte sie schneidend erklärt. Lindas Hinweise waren selten subtil.)
Dies, dachte sie verschnupft, während sie Caitlin bei ihrem Auf und Ab beobachtete, war mehr, als die persönliche Assistentin eines Firmenchefs verkraften konnte.
Endlich tat sich was. Lindas Telefon klingelte, und sobald sie durch den Anruf abgelenkt war, schlüpfte Caitlin an ihr vorbei und schlenderte lässig in Kevins Büro. Sie hatte etwas zu erledigen. Lindas Zorn würde sie sich später stellen. (Linda hätte beinahe einen sehr wichtigen Politiker abgehängt, so groß war ihr Zorn.)
In der Zwischenzeit stand der Anlass von Lindas Unmut bereits in Kevins Büro und gab einem unkonzentrierten und leicht gelangweilten Kevin einen nur bedingt jugendfreien Abriss des Gesprächs in der Personalabteilung.
»Dann ist also alles geregelt?«, fragte Kevin in der Annahme, ihr Lächeln bedeute, dass sie klein beigegeben und sich entschuldigt hatte. Er spürte, wie eine Woge der Erleichterung seinen massigen Körper durchströmte. Er hatte gewusst, dachte er selbstgefällig, dass nur eine Entschuldigung notwendig wäre, um diesen ganzen Zickenkampf beizulegen. Er lächelte in sich hinein. Er würde diesen Geoffrey zum Mittagessen einladen. Eines Tages. Nächstes Jahr, dachte er und fühlte sich wie ein wahrer Mann des Volkes.
Sie nickte und setzte sich in einen seiner Designersessel, in den sich normalerweise nie jemand setzte. »Es sind nur noch ein paar Kleinigkeiten, dann ist die Sache erledigt«, sagte sie unbekümmert.
Kevin entspannte sich in dem sicheren Gefühl, dass sein Laden wieder im richtigen Gleis lief.
Was ich nicht begreife, überlegte Caitlin, während sie beobachtete, wie seine Augen bei dem Gedanken an lästige Einzelheiten, die es noch auszubügeln galt, glasig wurden, ist der Umstand, dass ich gar nichts getan habe. Und doch haben wir einen riesigen Schlamassel. Denk nach, Caitlin, denk nach. Wie kann ich das für mich nutzen. Wie?
»Ihnen ist vielleicht aufgefallen, dass ich …« Caitlin rang um die richtigen Worte. Mein Leben ist dem Erdboden gleichgemacht worden, ging es ihr durch den Kopf. Aber ich muss professionell wirken.
»Dass Sie angeschlagen sind?«, schlug Kevin mitfühlend vor, dann beugte er sich vor und legte seine fleischigen Hände ineinander.
Sie nickte kaum wahrnehmbar, während ihr Verstand auf der verzweifelten Suche nach der richtigen Strategie war. Sie schwankte zwischen verschiedenen Möglichkeiten. Zeit schinden und Kennedy sabotieren? Ihren Stolz herunterschlucken, sich für angebliche Schikanen entschuldigen und weiterarbeiten? Juristische Schritte ergreifen und niemals wieder bei diesem oder irgendeinem Sender arbeiten? Kevin so wütend machen, dass er sie feuerte? Denk nach, befahl sie sich, es musste eine bessere Möglichkeit geben. Sabotieren, lügen oder ihre Karriere aufgeben? Es muss einen Weg geben. Ich habe eine Idee für eine neue Show. Ich bin kein unbeschriebenes Blatt. Er braucht mich für die Leitung von Date Squad … und ganz plötzlich wusste Caitlin, was zu tun war. Überrascht, wie einfach die Lösung war, rutschte sie tiefer in ihren Sessel, die Strategie lag in absoluter Klarheit vor ihr. Sie lehnte sich ein wenig benommen zurück, bereit, die Sache mit Kevin durchzusprechen.
Der immer noch über ihr Missgeschick nachsann. »Ja, ich würde sagen, Sie haben das Team im Stich
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