Meine allererste Scheidung
quietschte.
»Nun, selbstverständlich ist es persönlich «, blaffte Caitlin ungeduldig. »Diese ganze Angelegenheit ist offensichtlich ein taktischer Schachzug von Kennedy – und sehr clever obendrein –, um jedweden Beschwerden zuvorzukommen, die sich aus ihrem unprofessionellen Verhalten ergeben.« Sie deutete mit dem Kopf auf Kennedy. »Sehr klug.« Kennedy lächelte beinahe eine Sekunde, dann riss sie sich zusammen.
»Caitlin, lassen Sie uns fünf Minuten draußen reden«, flehte Geoffrey.
»Bitte«, sagte er im Flur zu ihr und fuhr sich mit den Händen durch sein schütteres Haar. »Ich weiß, dass Sie im Recht sind. Lassen Sie sie einfach reden, lassen Sie sie schwadronieren, lassen Sie mich zuhören, Sie brauchen sich nur den Anschein zu geben, als hörten Sie zu, Sie finden sich bereit zu weiteren Sitzungen, und dann ist alles erledigt.« Er kam näher, und seine Stimme wurde zu einem verzweifelten Flüstern. »Hören Sie. Entschuldigen Sie sich einfach für die Schikanen. Das machen alle. Dann wird schnell Gras über die ganze Sache wachsen.«
Caitlin wusste, dass es Geoffrey vor allem darum ging, Kevin zufriedenzustellen – den Gerüchten zufolge war er wütend darüber, dass die Angelegenheit bereits so weit gediehen war. Es ist vertrackt, dachte Caitlin und reckte das Kinn vor. Dies war kein Gezerre um Gehalts- und Urlaubsanspruch. Sie seufzte und fragte sich, was ihr nächster Schritt sein sollte. Dann beschloss sie, mitzuspielen. Für den Augenblick. Für einen sehr kurzen Augenblick.
»Keine Sorge, Geoffrey. Ich kapier schon«, sagte sie versöhnlich. Sie kehrten in den Raum zurück, und sie setzte sich. Geoffrey blieb unterdessen unsicher stehen.
Kennedy wollte den Mund aufmachen, aber Caitlin kam ihr zuvor.
»Es gibt nichts zu entschuldigen«, sagte sie leise. »Wir wissen beide, dass ich nichts falsch gemacht habe. Also werde ich darüber nachdenken. Fürs Erste, Kennedy, arbeiten wir zusammen. Ganz normal. Aber ich werde keine Schikanen zugeben. Und ich werde mich nicht entschuldigen. Und eines Tages wirst du dich bei mir entschuldigen.«
Kennedy sah aus, als würden Freude und Argwohn einen Kampf in ihr ausfechten.
Ihr Gesicht wechselte zwischen den beiden Möglichkeiten, bevor es sich für Argwohn entschied.
»Du behauptest, dass du vernünftig mit mir zusammenarbeiten wirst, aber du wirst dazu nicht in der Lage sein.«
»Vielleicht hast du recht«, erwiderte Caitlin. »Geoffrey?«
»Sie meint kein Wort davon ernst«, warf Kennedy ein.
»Als Zeichen meines guten Willens werde ich dir die Leitung der Sitzungen überlassen. Ab sofort.«
»Sofort?« Kennedy zögerte, und der Argwohn stand ihr immer noch deutlich ins Gesicht geschrieben.
Geoffrey, der drohendes Chaos witterte, sprang in die Bresche.
»Lassen Sie uns für heute Schluss machen. Ich melde mich wieder.«
»Wir brauchen noch eine Sitzung. Wir sind noch nicht fertig«, erklärte Kennedy.
Sie packten zusammen, und Geoffrey sah so aus, als könne er es gar nicht erwarten, dass sie gingen, damit er über dem Schreibtisch zusammenbrechen konnte.
Er brauchte Urlaub. Dringend. Dabei hatte er gerade welchen gehabt.
Caitlin und Kennedy gingen gemeinsam hinaus. Caitlin hielt direkt auf die Treppe zu, als ein energisches Klopfen auf ihre Schulter sie aufhielt. Als sie sich umdrehte, sah Kennedy sie seltsam an. Sie widerstand dem Drang, ihr zu sagen, dass sie sie nie wieder anfassen sollte.
»Caitlin. Wegen Max … Ich wollte nie, dass es …«
Caitlin wurde blass und wandte den Blick ab. »Nicht jetzt«, warnte sie sie. Und ging weiter.
»Okay. Aber eins will ich dir noch sagen. Ich werde nicht alles verlieren«, erklärte Kennedy in einem Tonfall, als müsse sie sich verteidigen. Ihr Groll stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Es ist mein Job. Ich muss mich schützen«, fügte sie hinzu, und ihre Hand legte sich unbewusst auf ihren Bauch.
»Nun, du hast deine Sache sehr gut gemacht. Viel Erfolg«, erwiderte Caitlin kalt, bevor sie davonging.
12
Zwanzig Minuten später. Linda hockte mit geschürzten Lippen auf ihrem stahlgrauen Gymnastikball. Ihre schulterlangen und sorgfältig gebleichten, nordisch blonden Haare standen ihr zu Berge – Caitlin hatte nicht einmal einen Termin vereinbart. Jetzt marschierte sie einfach auf und ab und verlangte ihren Boss zu sehen. Sie tat so, als sei es ihr gutes Recht, mit dem Chef sprechen zu können. Einfach so. Da hatte sie sich aber geschnitten. Was bildete die sich eigentlich ein
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