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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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Glücklicherweise blieb Myra vor einer besonders himmlisch riechenden Leckerei stehen.
    »Oooh, schön«, meinte sie grinsend und atmete tief ein. Ein aromatischer Nebel von Schokolade und Kaffee, Ingwer und Vanille umhüllte sie auf köstliche Weise. »Gönnen wir uns etwas!«
    In der Bäckerei nahm Caitlin zaghaft Platz, balancierte unbeholfen auf einem winzigen Hocker und beobachtete Mädchen in übergroßen Sonnenbrillen und Jungen mit gelgestylten Frisuren. Sie zuckte zusammen, als sie sich bewegte – seit ihrem Kreativitätsschub tat ihr wieder alles weh, und sie wusste nicht, warum. »Hat dir auch alles wehgetan?«, fragte sie. »Als hättest du überall Blessuren?«
    »Nach der Trennung, meinst du? Die Blessuren waren noch das Geringste«, erwiderte Myra, und Lachfältchen bildeten sich um ihre grünen Augen. »Oh, ich fühlte mich grün und blau geschlagen, innerlich und äußerlich. Mach dir keine Sorgen …« Myra sah ihrer Freundin direkt in die Augen, als wolle sie sie zwingen, stark zu sein. Caitlin konnte ihre Entschlossenheit spüren. »Es ist ganz normal, und bald ist es vorbei. Oooh, sieh mal, diese Ingwer-brûlée-Dinger.«
    Eine hinreißende Kellnerin (eins der arbeitslosen Models, die Sidneys Cafés zu den Lokalen mit dem bestaussehenden Personal auf dem Planeten machen) kam herbei und nahm mürrisch ihre Bestellung auf. (Sie sind mürrisch, weil sie nicht genug essen. Aber das ist eine andere Geschichte.) »Es fühlt sich schrecklich an«, erklärte Caitlin, sobald ihre Kellnerin außer Hörweite war. »Physisch, emotional. In jeder Hinsicht. Obwohl ich weiß, dass es mir bald wieder gut gehen wird«, log Caitlin, die sich bemühte, munter zu klingen. Sie strich ihre Locken aus dem Gesicht, damit es so aussah, als hätte sie nichts zu verbergen. (Sie hatte überhaupt nicht das Gefühl, dass es ihr irgendwann wieder gut gehen würde. Aber das zuzugeben schien ihr zu persönlich zu sein.)
    »Hör mal«, sagte Myra forsch und sah Caitlin direkt in die Augen, sodass die sich fragte, ob sie hypnotisiert wurde, »ich dachte, dir geht es so wie mir. Du weißt schon, grün und blau an Leib und Seele und ohne einen Schimmer, wie es weitergeht. Deshalb habe ich dich heute Morgen abgeholt.«
    Caitlin nickte. »Ja. So fühle ich mich auch. Füg noch die Ankunft meiner Mutter hinzu«, fuhr sie fort und verzog das Gesicht. »Aber woher hast du das gewusst?«
    »Dass es dir beschissen geht? Nun, es sind jetzt fast drei Wochen her, oder? Genug Zeit, um den Schock abklingen, die Verwandten eintreffen und den Schmerz einsetzen zu lassen«, sagte sie sachlich. »Es geht allen so. Weißt du, es ist so ähnlich wie beim Wein. Es gibt regionale Unterschiede, aber im Wesentlichen sind sie alle gleich und bestehen aus Trauben«, erklärte Myra.
    Caitlin nickte. Es stimmte.
    »Ich weiß, ich muss irgendwann mit einem Anwalt sprechen«, räumte Caitlin ein. »Aber ich bringe es noch nicht über mich«, fügte sie hinzu. »Gestern haben Mum und Sarah angefangen, über eine Schlichtungsregelung zu reden, und ich dachte, ich würde einfach verrückt.« Sie rieb sich die Stirn. Aber wenn sie Mitgefühl erwartete, würde sie sich täuschen.
    »Es läuft auf Folgendes hinaus«, sagte Myra und hielt Ausschau nach ihrer Bestellung. Sie wusste, das, was sie jetzt sagen wollte, wäre mit etwas Süßem leichter zu ertragen. »Ich habe damals nicht alles gesagt. Und jetzt hör mir gut zu. Du kannst jetzt mit der Schlichtung anfangen, und du kannst dein Leben jetzt organisieren oder später. Wenn du es später tust, machst du dir etwas vor, indem du ignorierst, was zu tun ist.«
    »Das geht mir alles viel zu schnell«, protestierte Caitlin. »Ich bin es gewohnt, an meinem Arbeitsplatz das Kommando zu haben. Das ist nicht mehr so. Ich bin es gewohnt, einen Ehemann zu haben. Er ist weg, ich bin es gewohnt, Geld zu verdienen. Ich bin es nicht gewohnt, um elf Uhr morgens in einem Café zu sitzen und über Unterhalt zu reden. Es ist einfach surreal.«
    »Jeder, der denkt, eine Trennung macht Spaß oder bietet die Möglichkeit zu mehr Sex oder leichtem Geld oder eins der anderen Klischees, ist absolut schiefgewickelt. Es ist nur traumatisch. Es sollte eine kostenlose Therapie geben. Vor allem, wenn es eine dritte Partei gibt«, sagte Myra.
    »Ja. Und was ist, wenn in der dritten Partei noch eine vierte Partei heranwächst?«, bemerkte Caitlin mit einem schiefen Grinsen.
    Myra lachte laut auf. Das war es, was sie an Caitlin liebte. Sie

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