Meine allererste Scheidung
zuckte zusammen, brachte jedoch ein schiefes Lächeln zustande. »Was sind die guten Nachrichten?«
»Ah, es gibt jede Menge gute Nachrichten. Du kannst anfangen – wow, ich kann kaum glauben, dass ich das sage …«, sie holte tief Luft, »… gesund zu werden«, und stieß den Atem mit einem lauten Seufzer aus. »Meine Güte, es tut gut, dieses Wort ohne einen Anflug von Sarkasmus auszusprechen! Wow! « Sie schüttelte den Kopf und fuhr fort. »Wie dem auch sei, gesund zu werden … und ihm dann zu verzeihen … und dich dann frei fühlen Und es wird dir nie wieder passieren.«
Caitlin sah sie ungläubig an. Es klang nicht nur zu schön, um wahr zu sein, es klang nach reinem Wunschdenken.
»Oh, jetzt denkst du: ›Schwachsinn, Myra!‹ Aber es ist wahr! Und du musst den Dingen ins Gesicht sehen. Deine Situation ist nicht viel anders als meine. Bis auf einige Kleinigkeiten.«
»Wie Sean und Molly?« In ihrer Stimme schwang eine leichte Schärfe mit. Es waren andere Menschen betroffen. Kinder. Kennedy. Ein Baby.
»Richtig. Bis auf sie, und das ist ein großer Unterschied, das gebe ich zu«, räumte sie ein. Myra schien sich ihrer selbst sehr sicher zu sein und war eine winzige Spur provokativ. Und Caitlin fühlte sich langsam in die Enge getrieben. Aus irgendeinem Grund war sie verstimmt, es störte sie, dass alle, ihre Mutter, Sarah und jetzt auch Myra, zu wissen schienen, worum es bei ihrem Kummer eigentlich ging. Sie war nicht länger sie selbst; sie war eine Statistik, ein gesellschaftliches Phänomen. Und alle kannten das bereits. Aber für sie war es schmerzhaft und düster und schrecklich. Ganz gleich, wie sehr alle darauf beharrten, dass es ihr wieder gut gehen würde. Sie hielt das für unmöglich. Es war beinahe beleidigend für ihren Schmerz, dass sie ihn überwinden sollte.
Und Caitlin wusste nicht, warum, aber sie fühlte sich gezwungen, Max zu verteidigen. Den sie hasste. (Eigentlich ging es eher darum, ihre Entscheidungen zu verteidigen, wie sich jeder inzwischen wahrscheinlich selbst zusammengereimt hat, aber sie war noch nicht ganz an dem Punkt, dies zu begreifen.) Sie räusperte sich und rutschte unbehaglich auf ihrem Stuhl hin und her. »Er hat gearbeitet … Er ist Schauspieler, und das ist nicht leicht. Es war wirklich schwer für ihn, sich um die großen Rollen zu bewerben, du weißt schon, mit den Kindern. Er wollte sich nicht von ihnen trennen.«
Myra wäre am liebsten in schallendes Gelächter ausgebrochen, aber sie widerstand dem Drang. Caitlin war in dem Stadium, in dem sie Max beschimpfen konnte, aber wenn andere es taten, dann musste sie ihn verteidigen. Also verkniff sie sich das Lachen. »Okay. Hm, Craig hatte einen Job. Einen richtigen Job. Glaube ich jedenfalls.« Sie lächelte warm und versuchte, Caitlin das Gefühl zu geben, dass sie nicht behauptete, sie sei irgendwie besser oder klüger oder cleverer als sie. »Verstehst du, ich hatte keine Ahnung, wo das Geld blieb. Ich weiß, dass er uns ungefähr zweimal die Woche Essen kommen ließ. Und er hat einige Rechnungen bezahlt. Aber es lässt sich unmöglich herausfinden, ob er eine Freundin oder ein geheimes Bankkonto hatte oder … nun ja, ob er es einfach ausgegeben hat. Ich meine, ich hätte einen Privatdetektiv engagieren können. Aber um ehrlich zu sein, ist mir dieser Gedanke damals gar nicht gekommen.«
»Es scheint viel zu fernsehmäßig … selbst für mich.«
»Ganz deiner Meinung. Und es ist teuer«, sagte Myra geziert und mit der Ausstrahlung eines Menschen, der Bescheid weiß. Caitlin lernte langsam, dass Scheidung und teuer Worte waren, die zusammengehörten.
»Wie dem auch sei, zurück zu den Einzelheiten, die ich vielleicht absichtlich ausgelassen habe, als wir das damals durchgehechelt haben. Er hatte keinerlei Vermögen, als wir zusammenkamen. Und ich habe ausgesprochen hart gearbeitet, um die Schulden bei der Bank abzuzahlen, damit ich nicht weiterhin in einem Job arbeiten musste, den ich nicht liebte, bis, nun ja, die gesamte Hypothek abgezahlt war – was in Sydney etwa ein Menschenleben dauert, wie du weißt? Wir hatten große Pläne gemacht, wir wollten reisen, eine Immobilie anschaffen und anschließend ein perfektes kleines Baby bekommen. Nachdem die Hypothek abgezahlt war, sagte er immer wieder. Also habe ich die Ärmel hochgekrempelt. Jahrelang.«
Caitlin hatte Mitgefühl mit ihrer Freundin. Nach zwölf Jahren Ehe und einem Haufen Versprechungen hatte Myra noch immer keine Kinder. Mit
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