Meine allererste Scheidung
hatte sie noch nie so am Boden gesehen wie in diesem Moment – und sie konnte sie trotzdem zum Lachen bringen. Sie drohte ihr spielerisch mit dem Finger. »Ich kenne dein Spiel. Du lenkst mich mit forschem Geplänkel ab, bis ich von meinem Vortrag abkomme. Außerdem ist das der Grund, warum ich dir das klarmachen will. Weil Babys teuer sind. Und er wird anfangen, darüber nachzudenken.«
Caitlin sparte sich die Mühe, diese Bemerkung zu leugnen. »Okay. Also. Schlichtung. Es klingt jedenfalls zivilisierter als Gericht.«
Myra setzte ein breites Grinsen auf, dem sich praktisch niemand widersetzen konnte, sie war einfach liebenswert. »So klingt es aber auch nur« , korrigierte sie sie kichernd. »Dabei setzen sich die beiden Parteien gegenüber und reden in Gegenwart von Schlichtern. Sie können gut sein, und meiner war großartig, oder sie können schrecklich sein. Aber es geht darum, dir Geld zu sparen – und Schmerz. Vor Gericht leidet mehr als nur deine Brieftasche.«
»Also, wer ist auf wessen Seite? Nimmt man sich einen Schlichter, und der Partner nimmt sich einen anderen? Oder gibt es nur einen für beide?«
Myra lächelte. »Niemand ist auf irgendjemandes Seite. Sie sind nicht als Anwälte da, obwohl sie Juristen sind. Sie dienen quasi als Schiedsrichter.«
Caitlin dachte an Geoffrey und ihre Erfahrung mit der Personalabteilung. »Okay, ich kapier’s. Machen das alle?… Du weißt schon, den Unterhalt regeln, so kurz danach?« Die hinreißende, mürrische Kellnerin unterbrach sie für einen Moment und stellte Myra eine heiße Schokolade hin und Caitlin eine magere Latte. Und eine köstliche Pastete, die verführerisch auf ihrem Teller duftete. Caitlin teilte sie säuberlich in zwei Stücke, schob Myra ihres hin und betrachtete die Perfektion ihrer eigenen Hälfte. Myra fing an zu essen. Und jeden Bissen zu beschreiben.
»Mmmm. Mmmmmm. Oh, oh, oh mein Gott, mmmmm …« Caitlin beobachtete fasziniert ihre Hemmungslosigkeit.
»Oh Gott, das ist besser als alles, was ich außerhalb einer sexuellen Fantasie je erlebt habe. Aber zurück zu dir. Hör mal, manche Leute schieben die Unterhaltsfrage eine Ewigkeit vor sich her, andere lassen sich niemals wirklich scheiden. Ich schätze, dann hat sich irgendjemand vielleicht noch nicht entschieden oder will nicht zugeben, dass er tatsächlich nicht mehr mit seinem Partner zusammen ist. Ganz gleich, wie sehr sie die Realität verleugnen, irgendwann werden sie die Dinge regeln müssen.«
Caitlin nahm einen Bissen von ihrer Pastete, und kleine Bröckchen der karamellisierten Kruste fielen auf den Tisch. Myra sammelte sie ungeniert auf. »Also, meiner Meinung nach ist ein Aufschub ein wenig so, als führe man ein Halbleben.«
Caitlin spielte mit ihrer Tasse herum und schob ein Stück Pastete über ihren Teller. »Wie konnte ich so dumm sein?«, sagte sie, und in ihrer Stimme schwang die Sorge um sich mit. »Es nicht zu merken?«, fügte sie hinzu, und ihre Stimme klang bitter.
Myra entging das nicht. »Es ist normal, die Ich-hasse-mich-selbst-und-ich-will-sterben-weil-ich-kein-zähes-Miststück-bin-Phase durchzumachen«, munterte sie sie auf. »Keine Bange! Ich bin auch erst gerade aus meiner raus.«
»Na gut. Bisher komme ich gut zurecht. Verbitterung, Selbsthass, tiefe Demütigung«, zählte sie die Punkte an den Fingern ab. »Ah! Du hast Schuldgefühle vergessen«, fügte sie triumphierend hinzu. »Schuldgefühle wegen meiner Kinder! Und Schuldgefühle, weil ich zu hart arbeite!«
»Oh, ich verspüre nur Reue, weil ich keine Kinder habe «, sagte Myra.
»Das tut mir leid.«
Myra zuckte die Achseln, als wollte sie sagen, dass es nicht wichtig war. Was, wie jeder wusste, eine Lüge war. Es war wichtig. »Aber zurück auf den Punkt: zu dir.«
»Ich habe mich an alles gehalten. Der Punkt ist, dass in meinem Leben zu viel los ist, um an all diesen juristischen Kram auch nur zu denken.«
»Also, wann wirst du dazu bereit sein? Nein, beantworte mir diese Frage nicht«, sagte Myra und fuchtelte mit den Händen. Dann holte sie tief Luft. »Was ist, wenn du es wirklich noch einmal versuchst? Mit ihm?«, drang Myra in sie und zog eine Augenbraue hoch. Sie wusste, es war hart, aber sie konnte in der Rüstung, die Caitlin angelegt hatte, eine Schwachstelle ausmachen.
Caitlin inhalierte ihren Kaffee praktisch. »Willst du andeuten, dass ich ihn noch immer liebe?«
»Nun, offensichtlich tust du das. Aber was ich wirklich andeuten will, ist, dass du wahrscheinlich
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