Meine allererste Scheidung
neununddreißig würde sie vielleicht niemals mehr Mutter werden. Cait hatte zwar einen miesen zukünftigen Exmann – aber sie hatte auch Sean und Molly.
Andererseits hatten sie ihr Geld in die Renovierung des Hauses gesteckt. Und in die Kinder. Und in Schulen. Und ein Teil des Geldes war für das Übliche draufgegangen – für Essen und Rechnungen und Reparaturen und Reinigung und Autofinanzierung und … Es hatte ihr nichts ausgemacht, aber wenn sie jetzt zurückblickte, kam sie sich etwas dumm vor. Ihr war übel. Was habe ich getan? Ich habe ihn dazu erzogen, ein selbstsüchtiger Bastard zu sein, sagte sie sich. Habe ich gedacht, ich müsse zahlen, um ihn zu halten?
Caitlin schüttelte sich und zwang sich, sich wieder auf Myra zu konzentrieren.
»Also, als ich alles abgezahlt hatte …« (Das Haus, rief Caitlin sich in Gedächtnis.) »… keine geringe Leistung in Sydney – mit einer Menge Freelancing und ziemlich wenig Schuhen, hat er …« Myra holte tief Luft, und das war die einzige Pause, die sie seit einiger Zeit machte, wie Caitlin bemerkte. »Er dachte plötzlich, es wäre gut, sich zu verbessern. Du weißt schon, ein größeres Haus. Um mehr Raum zu haben. Für das Baby! Und ich sagte, in Ordnung, solange er diese Hypothek übernahm und ich ein Baby haben konnte. Ich hatte lange genug gearbeitet. Nun, das«, setzte sie trocken hinzu, »ist gar nicht gut angekommen.«
»Oh, Myra.«
»Das Komischste war, dass ich nichts fand, als er auszog. Also habe ich noch immer keinen Schimmer, was in seinem Kopf vorgegangen ist. Und ich habe alles versucht, um dahinterzukommen. Beim Therapeuten, in Selbsthilfebüchern. Ganz hinten im Schrank«, sagte sie mit einem schiefen Grinsen.
»Was hast du ganz hinten im Schrank getan?«, fragte Caitlin sich laut.
»Ich habe natürlich die traditionelle Säuberung vorgenommen.«
Caitlin wirkte verwirrt.
»Oh, du hast das noch nicht gemacht? Fantastisch! Ich werde rüberkommen und dir helfen. Es ist großartig. Man hat Gelegenheit zu weinen und zu schreien und zu lamentieren, während man alles, was auch nur irgendwie mit ihm zu tun hat, in eine riesengroße Mülltüte wirft. Dann kann man es verbrennen oder in den Mülleimer werfen oder großherzig sein und es ihm mit der Post zuschicken. Oder wir spenden es einer Hilfsorganisation.«
Caitlins Miene hellte sich auf. »Sarah hat bereits damit angefangen, aber es ist noch reichlich übrig. Mir gefällt diese Möglichkeit, die Sachen einem wohltätigen Zweck zukommen zu lassen.«
»Er hat es verdient«, meinte Myra lächelnd.
»Bastard«, pflichtete Caitlin ihr bei. Es fühlte sich herrlich an. Sie trank ihren Kaffee aus und spürte das Koffein in ihren Adern. »Also, du hast mir erzählt, wie du und Craig euch geeinigt habt – du weißt schon, bei der Schlichtung.«
»Die kurze Fassung? Er bekam nicht so viel, wie er wollte, und ich habe erheblich mehr weggegeben, als ich für fair hielt.«
Caitlin machte ein bekümmertes Gesicht.
»Oh, hm«, Myra zuckte philosophisch die Achseln. »Nur eines von vielen Paaren entnervter streitender Exliebender, die ihre Beziehung beenden …«
Caitlin fühlte sich benommen. »Aber wie kann er irgendetwas von mir wollen? Von uns«, korrigierte sie sich. »Ich habe alles verdient, was wir hatten.«
»Das wird er anders sehen. Hat er sich zum Beispiel um die Kinder gekümmert?«
»Er hat sie zur Schule gebracht und wieder abgeholt, wenn du das meinst.«
»Hat er mal eine Waschmaschine angestellt?«
Caitlin warf Myra einen Blick zu. »Selten, eigentlich so gut wie nie. Wenn ich ihn darum gebeten und Anweisungen hinterlassen habe.« Sie kreuzte die Arme vor der Brust und wehrte sich dagegen, sich bedroht zu fühlen. Wie sollte das weitergehen?
»Weißt du, ich glaube, er wird es so hinstellen, als ob er der traditionelle Hausmann war, derjenige, der die Familie zusammengehalten hat. Der eine vielversprechende Karriere aufgegeben hat, um eine karrieregeile Ehefrau zu unterstützen. Du weißt schon.«
Caitlin spürte, wie alles Blut aus ihrem Gesicht wich. »Traust du ihm das zu?«
»Schätzchen. Sieh den Tatsachen ins Auge. Er wird alles daransetzen, eine für ihn vorteilhafte Lösung zu finden.«
Sie stellte ihre leere Kaffeetasse ab und ballte die Hände zu Fäusten. Ihre Augen wurden schmal, und die Wut hielt für einen Moment die Tränen zurück.
»Er hat mich betrogen. Und belogen. Und er hat nicht …«, sagte sie. Ihre Stimme brach, und sie fühlte sich schrecklich.
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