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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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suchen hatte. »Ist das nicht nur Geldverschwendung?«, sagte sie zu Myra und verschränkte die Arme vor der Brust.
    Die Empfangsdame versteckte ihr Gesicht unter ihrer Haarpracht, um ihr schwaches Lächeln zu verbergen. Eine der Hoffnungsvollen.
    »Sprechen Sie zuerst mit einem Anwalt«, sagte die Empfangsdame und reichte ihr einige Infoblätter.
    »Trennung – so halten Sie es freundschaftlich«, las Caitlin ungläubig vor.
    »Ich weiß«, meinte die Empfangsdame mit einem Grinsen. »Es ist nie freundlich.«
    »Mach einfach einen Termin«, verlangte Myra. »Dann bekommst du zumindest einen Überblick über die Sachlage.«
    »Warum sollte ich einen Überblick über irgendetwas bekommen wollen?«, knurrte sie Myra an. »Es wird nicht so weit kommen. Max wird mir nichts wegnehmen.«
    »Wunderbar. Dann vertrau mir also nicht. Das ist in Ordnung. Ich bin die Stimme des Verhängnisses. Ich habe eine schlechte Erfahrung gemacht, ich weiß. Vielleicht projiziere ich all meinen Kram auf dich. Aber sprich mit einem Anwalt. Lass dir unabhängigen juristischen Rat geben. Das ist alles.«
    Caitlin seufzte. »Wie viel wird all das kosten?«, fragte sie die Empfangsdame.
    »Unmengen«, antwortete diese gut gelaunt. Sie reichte ihr eine Karte. »Hier ist Ihr Termin. Ihnen ist es abends lieber, nicht wahr? Also Dienstag um 19.00 Uhr. Wir werden noch einmal anrufen, um den Termin zu bestätigen.«
    Und ich kann absagen, dachte Caitlin. Sobald Myra sich verpisst hat. Die aufdringliche, schwierige …
    »Und denk nicht mal daran abzusagen«, unterbrach Myra Caitlin, als könnte sie ihre Gedanken lesen. »Ich weiß, was du gedacht hast«, erklärte sie süffisant.
    Caitlins Augen weiteten sich vor Überraschung, dann zuckte sie die Achseln und fand sich damit ab, so leicht durchschaubar zu sein. »Warum tust du das alles? Es wird nichts passieren. Mir wird nichts passieren.«
    »Weil ich mich auskenne. Und niemand hat mir damals etwas gesagt«, sagte Myra. »Tu’s mir zuliebe. Nur um auf der sicheren Seite zu sein.«
    (Sie sagt nicht, dass sie gedacht hatte, ihr Ehemann würde niemals, nicht einmal, wenn er pleite war und den Verstand zu verlieren drohte, versuchen, ihr ihr Zuhause zu nehmen, ihr Einkommen und ihre Würde.)
    »Sieh mich als die Scheidungsfee«, meinte sie lächelnd und unterdrückte ihre Bedenken.
    »Ah. Nun, du bist eine sehr gute Fee. Aber es wird alles gut gehen.« Caitlin klang sehr sicher. Ungefähr so sicher, wie Myra wusste, dass es für ihre Freundin noch sehr viel schlimmer werden würden, bevor es ihr wieder besser ging.
    »Es wird alles gut gehen«, wiederholte Caitlin und warf Myra einen Blick zu. »Sag doch etwas!«
    Ich hoffe es, dachte Myra. Aber ich glaube es nicht.
    »Vielleicht hast du recht«, erwiderte sie ausweichend. Dann steuerte sie auf eine Boutique zu, die sie schon immer als Vorwand benutzen wollte, um ihre Kreditkarte zu missbrauchen. »Also, wenn es dir nichts ausmacht, komm mit und sieh mir dabei zu, wie ich etwas lächerlich Teures kaufe, das ich nicht brauche!«

16
    »Bist du dir sicher , dass wir nicht mitkommen sollen?«, flehte Sarah, während sie ihre Ringe befingerte und so ängstlich aussah wie ein meditierender New-Age-Engel. Sie beobachtete, wie Caitlin noch ein wenig mehr superroten Lippenstift auf ihre supervollen Lippen gab. Wie kann jemand beim Auflegen von Lippenstift so aussehen, als zöge er eine AK-47? »Bist du sicher , dass alles okay ist?«, fragte sie, außerstande, der Versuchung zu widerstehen.
    Madeleine, die mitzählte, wie oft Sarah das gefragt hatte (fünf Mal in zwanzig Minuten), war damit beschäftigt, ihren eigenen Drang zu unterdrücken, ihre Tochter zu verfolgen, und stand kurz davor, sich für pure mütterliche Entschlossenheit zu entscheiden. Meine Tochter, dachte sie, kann das nicht allein durchstehen. Selbst wenn sie es will.
    Beide lümmelten sich auf Caitlins ehemaligem Ehebett und beobachteten sie, wie sie sich grimmig für ihre allererste juristische Besprechung außerhalb ihres Jobs fertig machte. Ihre schnellen Bewegungen verrieten alles, obwohl sie sagte , es ginge ihr gut. Gut, gut, gut, beharrte sie, und jedes Mal klang sie genervter. Sarahs ungute Vorahnungen nahmen zu. Sie stand kurz davor, aufzugeben und den Mund zu halten. Doch sie wusste, dass Madeleine noch nicht so weit war. Sie konnte ihre nächste Frage förmlich spüren.
    Sie hatte recht. Madeleine ließ sich weitaus weniger leicht abwehren. Sie startete eine weitere

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