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Meine allererste Scheidung

Meine allererste Scheidung

Titel: Meine allererste Scheidung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sheryn George
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Feigenbrei in die Sandalen sickerte. Keine sagte etwas. Trotzdem waren sie etwas unsicher und froh, als eine energisch aussehende Person auf sie zugesegelt kam.
    Sie war überwältigend und trug ein wallendes purpurnes Kleid mit langen Ärmeln, die ihr über die Handgelenke reichten. Unterhalb ihres Halses konnte man nicht ein Stück Haut sehen, und alles an ihr war sinnlich und üppig. Sie war eine beeindruckende Frau. Eine Taille trennte ihre der Schwerkraft trotzenden Brüste von ihren ausladenden Hüften. Sie war barfuß, und ihre Füße waren mit Schmutz und Feigen bedeckt. Die Zehennägel hatte sie sich kirschrot lackiert, und sie ragten wie winzige Erdbeeren unter den Wogen purpurnen Stoffs hervor.
    »Hi, ich bin Cassandra. Willkommen«, trällerte sie mit ausgebreiteten Armen, bevor sie die Neuankömmlinge der Reihe nach an sich zog und umarmte, als seien sie ferne und reiche Mitglieder einer Familie bei einem intergalaktischen Wiedersehen. Caitlin trat zurück, um das Ganze zu beobachten. Normalerweise hätte Nadia es gehasst, von irgendeiner Frau in Purpur umarmt zu werden, und Myra hätte gefragt, ob sie als Statistin in einer mittelalterlichen Kindersendung fungiere. Aber heute ließen sie alles über sich ergehen … Außerdem war diese Frau einfach umwerfend.
    Sarah ließ sich in die erstaunlichste Umarmung sinken, die sie je erlebt hatte, und trat schließlich leicht schwindelig zurück.
    »Wow – die könntest du verkaufen«, sagte sie und blinzelte ein paar Mal.
    »Brrr«, meinte Myra benommen, als sie aus Cassandras purpurnen Kurven auftauchte, und setzte sich hin, um ihr Gleichgewicht wiederzufinden.
    »Wisst ihr, mir fällt einfach keine zynische Bemerkung ein.«
    Cassandra wandte sich an Nadia und schickte sich an, sie mit einer Umarmung zu überwältigen.
    Caitlins Abzugfinger juckte – sie musste diese Frau sofort filmen.
    »Das ist die, von der ich dir erzählt habe«, flüsterte Sarah und stieß sie an. »Sie ist fantastisch. Eine großartige Hellseherin. Sie bringt alle zum Weinen.« Sofort fasziniert von dem Gedanken an schluchzende Zuschauer, betrachtete Caitlin die mittelalterliche Erscheinung in Purpur ein wenig genauer.
    »Cassandra? Ich bin Caitlin«, sagte sie lächelnd, als sie begriff, dass sie ertappt worden war, wie sie die andere Frau angaffte. »Hast du etwas dagegen, wenn …«, fragte sie und deutete auf ihre Kamera.
    »Nein. Deine schöne Freundin hier hat mir erklärt, dass du etwas zusammenstellst. Nur zu«, meinte sie mit einem warmen Lächeln.
    Caitlin schaltete die Kamera ein und filmte Nadia, wie sie im Universum von Cassandras Umarmung verschwand. Sie filmte die Tränen, die anschließend auf Nadias Wimpern glitzerten, und den leicht benommenen Ausdruck auf ihrem Gesicht. Außerdem dokumentierte sie Madeleines Ungeduld, wie sie darauf wartete, ebenfalls umarmt zu werden.
    Das war die aufrichtigste Umarmung, die ich seit langer Zeit bei einer Fremden oder überhaupt einem Erwachsenen erlebt habe, dachte Caitlin und lächelte in sich hinein. Cassandra war genau die Art von Frau, die es beim Sender nicht gab. Genau die Art von Frau, die Kevin niemals einstellen würde. Alle im Sender waren irgendwie hinreißend – selbst die Mädchen in der Kantine waren heiß. Alle waren ein Augenschmaus. »Sie müssen wie deine Arbeit sein«, hatte er einmal zu Caitlin gesagt. »Straff und strahlend.«
    Sie sah Nadia an, deren Augen ein wenig größer waren als gewöhnlich. Purpurlady mochte der Albtraum einer Stilberaterin sein, aber ihre Augen funkelten, und ihr ganzes Wesen verströmte Heiterkeit.
    »Gut! Dann bist du Madeleine, du bist Nadia, und du bist … Myra, richtig? Ihr wohnt in der Artemishütte – sie hat auf euch gewartet.«
    Wer, fragte sich Caitlin, die das Ganze wörtlich nahm. Artemis? Oder die Hütte?
    »Vielen Dank«, antwortete Caitlin. »Dürfte ich Sie um einige Minuten Ihrer Zeit bitten, nachdem wir uns ein wenig eingerichtet haben?« Sie spürte, dass etwas auf ihrem Haar landete, und strich mit einer sanften Bewegung einen Schmetterling weg, wodurch sie noch größere Ähnlichkeit mit einem Reh im Scheinwerferlicht hatte als normalerweise schon.
    »Oooh, sieh nur – du bist bereit, die Göttin zu erwecken. Das ist aber ein hübsches Exemplar!«, sagte Purpurdame, während sie beobachtete, wie der Schmetterling trunken davonflog. »In zwanzig Minuten – Sonnenuntergang am Bach – folge einfach dem Weg. Du wirst dort einige wunderschöne Aufnahmen machen

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