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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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Frau, die etwas in der Birne hat. Ansonsten ist es doch nur Masturbation.«
    Wir mussten beide lachen, und danach breitete sich eine vertraute Stille aus. Genau wie früher.
    Ich war hundertprozentig sicher, dass er mit Helen nicht solche Unterhaltungen führte. Sie gehörte einfach nicht so zu ihm, wie ich zu ihm gehört hatte. Und das wollte ich ihm gerade sagen, aber es war, als hätte er meine Gedanken gelesen.
    »Gus«, sagte er mit leiser Stimme, und auch sein Blick war jetzt sanfter. »Du weißt, dass ich dir nie wehtun wollte, oder? Bitte sag mir, dass du es weißt.«
    »Natürlich weiß ich das«, erwiderte ich kaum hörbar, obwohl ich mir dessen gar nicht so sicher war. Aber ich wollte so gerne noch eine Weile die Vertrautheit mit ihm genießen.
    »Du bist eine Frau, die man seiner Mutter vorstellen würde«, erklärte er mit demselben süßen Lächeln. »Ich wusste immer, dass ich auf dich zählen kann.«
    Ich lächelte mechanisch, aber dann spürte ich, wie meine Mundwinkel zuckten. Denn schließlich hatte er mich stets von seiner Mutter ferngehalten, und worauf konnte er denn bei mir zählen? Darauf, dass ich ihn gehen lassen würde?
    »Moment mal«, setzte ich an.
    »Ich bin so froh, dass ihr miteinander reden könnt«, erklang hinter mir plötzlich Helens gurrende Stimme. Ich zuckte zusammen. Nate drehte sich zu ihr um, lächelte aber nicht mehr.
    Das war für mich ein Zeichen.
    »Helen«, stammelte ich, denn diesen kurzen Moment lang hatte ich sie völlig vergessen. Oder das hatte ich mir zumindest eingeredet.
    »Wirklich«, beteuerte Helen und strahlte mich großmütig an. »Ich möchte so gerne, dass Nate und du Freunde seid, Gus. Das ist ganz wichtig für mich.«
    »Natürlich sind wir Freunde«, entgegnete Nate. »Wir kennen uns doch alle schon ewig. Im letzten Unijahr haben wir zusammen für die Abschlussprüfungen gepaukt, wisst ihr noch? Das ist schon so lange her.«
    Mir fiel auf, dass mich zum Thema fortwährender Freundschaft keiner konsultierte.
    Trotzdem rief ich fröhlich »Natürlich!«, als die beiden mich fragend ansahen. Helens Lächeln brachte mich zur Weißglut, aber Nate sah so … hoffnungsvoll aus. Als würde uns etwas verbinden. Uns beide.
    Es war unglaublich, wie sehr ich mir das wünschte.
    »Auf Gus kann man immer zählen«, erklärte Nate Helen, und seine Augen strahlten, als unsere Blicke sich trafen. Er wählte die gleichen Worte wie kurz zuvor, und ich konnte spüren, dass er sich mit Absicht wiederholte. Es war eine Nachricht an mich. Das weckte auch Hoffnungen in mir.
    »Wir werden immer Freunde bleiben«, versprach ich, als wäre ich völlig bescheuert, und dann stand ich wie ein großer blauer Loser daneben, als Helen meinen Freund küsste.
    Wieder mal.

Kapitel 8
    Nur zur Erinnerung, liebe Gus: Wenn du das nächste Mal unbedingt beweisen willst, wie witzig du bist, dann bitte so, dass du dafür nicht um zwei Uhr morgens als riesige bauschige Blaubeere quer durch die Straßen von Boston marschieren musst, sehr zur Erheiterung der dort rumlungernden Betrunkenen, die dich für Pat Benatar halten. Außerdem solltest du nie wieder vergessen, dass das schreckliche Kleid, um das es hier geht, zu einem Paar Schuhe (Pumps!) gehört, die nicht nur hässlich sind wie die Nacht, sondern auch unbequem und blasenfördernd.
    Es war eine Woche vor Thanksgiving in Boston, und der graue Samstag war so kalt, dass die Luft in meiner Lunge zu zerspringen drohte. Ich zog mir die (unglaublich hässliche, aber warme) Mütze tiefer über die Ohren und wickelte mir den Schal noch ein weiteres Mal um den Hals, dann zog ich Linus hinter mir her. Bis zu den Victory Gardens war es nicht weit, und dort durften die Hunde von der Leine, und er konnte nach Herzenslust herumtollen, während ich über mein lächerliches Leben grübelte. Heute kam mir der Weg bis zum Park allerdings länger vor. Zum einen, weil es eben bitterkalt war, zum anderen, weil ich nicht aufhören konnte, mir über die Vorfälle der letzten Nacht das Hirn zu zermartern.
    Vorfall Nummer eins: Helen. Und alles, was sie gesagt und/oder angedeutet hatte. In meinem Kopf hörte ich es Wort für Wort immer wieder, wie in einer zermürbenden Endlosschleife.
    Vorfall Nummer zwei: das Kleid. Ich musste mir langsam darüber klar werden, dass nicht alles, was ich mir witzig vorstellte, auch wirklich in die Tat umgesetzt werden musste - genauer gesagt: Es war eine Sache, mir mit Georgia kichernd auszumalen, wie es wäre, das Blaubeerkleid

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