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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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hatte mir bewiesen, wie wenig ihr unsere Freundschaft bedeutete.
    Jetzt war ich an der Reihe.
     
    Zurück in Boston verbrachte ich die erste Woche des letzten Monats vor meinem Dreißigsten damit, mich von der Völlerei der Feiertage zu erholen, und damit, mit Minervas neuer Leidenschaft für das Didgeridoo, das traditionelle Musikinstrument der australischen Ureinwohner, klarzukommen.
    »Diese Kraft«, schwärmte meine Chefin auf halber Treppe. »Diese mystische Erdverbundenheit, Gus!«
    Es war eine sehr lange Woche.
    Und dann war endlich Freitagabend, und ich war auf dem Weg zu einer Party in einem weitläufigen Haus in Winchester, das einer alten Freundin von uns gehörte, die sich ganz dem Gedenken an ihre Vorfahren verschrieben hatte. Wir trafen uns alle pflichtschuldig bei Amy Lee und Oscar in Somerville, von wo aus Oscar uns fahren würde. Wir hatten sogar an das Gastgeschenk gedacht, das laut Etikette nicht fehlen durfte. Verdammt, waren wir erwachsen!
    Diesmal war ich nicht als überdimensionale Beere verkleidet, sondern angezogen wie ein normaler Mensch, und das tat wahre Wunder für meine Stimmung. Ohne zu übertreiben fühlte ich mich in dem kleinen Glitzerkleidchen, das ich heute Morgen noch reduziert ergattert hatte, scharf und sexy. Die Shoppingtour war ich mir nach ausgiebiger Analyse meines Blaubeerauftritts einfach schuldig gewesen.
    Ich hatte mir die Haare hochgesteckt und mit Wimperntusche ein kleines Kunstwerk kreiert. Alles war perfekt. Jetzt musste ich nur noch Nate begegnen, und alles würde wieder in Ordnung kommen. Er würde Helen vergessen und wieder an meine Seite eilen, und in einem Jahr würden wir gemeinsam über dieses merkwürdige Intermezzo lachen, in dem für kurze Zeit alles drunter und drüber gegangen war.
    In diesem Szenario spielten Helens Gefühle überhaupt keine Rolle.
    Worüber ich mir ungefähr so lange Gedanken machte, wie ich mir über ihre Gefühle Gedanken gemacht hatte - etwa drei Komma fünf Sekunden.
    Ich nippte an meinem Weißwein und war beinahe vergnügt und froh, als mich plötzlich jemand am Ellbogen packte.
    Und zwar ganz schön fest.
    »Au«, sagte ich.
    »Wir müssen uns mal unterhalten.«
    Ich sah hoch und war ein wenig durcheinander, als ich Nate erkannte, der mich noch immer nicht losließ. Noch mehr verwirrte mich sein Gesichtsausdruck, den man geradezu als wütend bezeichnen konnte. Soweit ich wusste, wurde Nate niemals wütend. Was auch damit zu tun hatte, dass die meisten Menschen geradezu dahinschmolzen, wenn sie in seine großen braunen Augen blickten. Heute Abend kniff er ebendiese Augen allerdings zu zwei erbosten Schlitzen zusammen.
    So hatte ich mir unser Wiedersehen nicht vorgestellt.
    Da war kein vertrauter Blick, kein verstohlenes Lächeln. Seine Augen waren dunkler als sonst, seine rosigen Wangen noch geröteter. Offensichtlich war er geladen.
    »Was ist mit dir los?«, wollte ich wissen.
    »Was ist mit dir los?«, fragte er zurück. »Helen hat mir alles über eure kleine Unterhaltung erzählt. Gus, du hast dich doch nicht mehr unter Kontrolle!«
    »Ich habe keine Ahnung, wovon du sprichst. Helen …«
    »Versuch nicht, ihr das in die Schuhe zu schieben! Ich musste ihr die Sache ja förmlich aus der Nase ziehen. Sie hat sogar noch versucht, dich in Schutz zu nehmen!«
    »Darauf wette ich.« Ich starrte ihn an. »Ich weiß nicht, was sie dir erzählt hat, Nate, aber das sind nur wieder ihre Tricks. So ist Helen eben.« Er sah sich um, und in diesem Moment bemerkte ich, dass wir die Aufmerksamkeit der anderen erregt hatten. Es war keine Janis-Joplin-Karaoke-Aufmerksamkeit, aber trotzdem schauten alle zu uns herüber.
    »Ich fasse nicht, dass du mir mit so was kommst«, zischte Nate. »Aber das hat jetzt ein Ende.«
    Er scheuchte mich durch das untadelig eingerichtete Wohnzimmer mit opulenten Orientteppichen und riesigen blauweißen Chinavasen in die zugige Eingangshalle mit Ziegelwänden und einem schmiedeeisernen Treppengeländer. Ich versuchte, mich auf das Dekor zu konzentrieren, um nicht daran zu denken, wie grob er mich anfasste.
    Das ließ ich ihm vor allem deshalb durchgehen, weil ich nicht schon wieder eine Szene machen wollte. Ich würde ihm keine Szene machen, und er würde mir keine machen. Mein Anblick als Riesenblaubeere in den Toilettenspiegeln des Park Plaza Hotels war mir noch immer sehr gegenwärtig. Was bedeutete, dass Nate heute damit davonkam.
    »Was genau ist es denn, was ich angeblich tue?«, fragte ich, als wir mehr

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