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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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Party schon zu so früher Stunde zu verlassen.
    »Du hast dich da in was verrannt«, hatte sie bissig erklärt und mich angestarrt. »Deinen Ex zu verfolgen, indem du seiner neuen Freundin nachstellst, ist keine gute Idee, das nimmt mit Sicherheit ein böses Ende.«
    »Das können wir ihr nicht durchgehen lassen, im Namen der Freiheit und der Gerechtigkeit !«, hatte ich aufgebracht gerufen. »Das hat doch nichts mit Stalking zu tun!«
    »Es hat etwas mit Nate zu tun, und ich bin nicht bereit, mit dir nach Boston zurückzufahren, nur damit du die Sache noch schlimmer machst«, hatte Amy Lee erklärt. »Schluss, aus.«
    »Glaub bloß nicht, dass ich das nächste Mal da bin, wenn du mich brauchst«, fauchte ich noch, aber sie hatte mir bereits den Rücken zugedreht.
    Im Nachhinein war natürlich klar, dass ich meine wahren Motive besser nicht preisgegeben hätte. Amy Lee war oft wegen der merkwürdigsten Dinge eingeschnappt, manchmal musste man sie direkt mit Samthandschuhen anfassen.
    Aber jetzt war es zu spät: Ich fror mir gerade draußen auf der Veranda den Hintern ab.
    Auf der Veranda, auf der nun Henry Farland vor mir stand. Ich sah ihn nachdenklich an.
    »Du überlegst, wie du mich am Besten dazu kriegst, dir zu helfen, stimmt’s?«, fragte Henry.
    »Vielleicht.«
    »Weil du denkst, dass ich großzügig über die letzten Wochen hinwegsehe, wenn du es nur richtig anstellst?« Er schüttelte den Kopf. »Da fällt mir nur eine Möglichkeit ein«, sagte er. »Ach nein, zwei. Aber für beide ist es hier draußen ein wenig zu kalt.«
    Ich schüttelte den Kopf. »Du …«
    Ich konnte mich gerade noch zurückhalten, und Henry lächelte.
    »Wenn ich du wäre«, riet er mir, »würde ich einfach fragen.«
     
    Und so landete ich schließlich auf dem Beifahrersitz des Jeeps, und Henry fuhr mich in die Stadt zurück. Die Heizung war voll aufgedreht, die Musik gedämpft. Der Interstatehighway erstreckte sich vor uns, und rechter Hand verschwanden die blinkenden Lichter von Medford in der Dunkelheit, als wir südlich in Richtung Boston fuhren.
    Henry fuhr wie ein harmloser Irrer - also besser als die meisten um uns herum. Die Autofahrer von Massachusetts wurden nicht umsonst mit so einigen wenig schmeichelhaften Spitznamen bedacht.
    »Warum bist du so still?«, fragte Henry und rutschte auf dem Sitz hin und her.
    Ich war still, weil wir gemeinsam im Dunkeln den Highway entlangrasten und dabei wohl oder übel erkennen mussten, wie nah man sich zu zweit im Auto doch kam. Es war intim und komisch. Vor allem, wenn mit dieser anderen Person mal was gelaufen war. Ich ließ mich noch tiefer in den Sitz sinken und starrte krampfhaft auf die roten Rücklichter vor uns. Ich hoffte, er würde ein wenig aufs Gas drücken.
    (Es funktionierte nicht. Das mit dem Wünschen war wohl eine einmalige Sache gewesen.)
    Ich hatte mich so sehr darum bemüht, nicht über den Zwischenfall mit ihm nachzudenken. Deshalb war ich ihm doch aus dem Weg gegangen.
    Jetzt war ich so rot geworden, dass ich schon befürchtete, er könne mich im Dunkeln leuchten sehen.
    »Eigentlich dachte ich, dass ich mich darauf eingelassen habe, weil du unterhaltsamer bist als diese blöde Party«, sagte Henry, als ich noch immer keine Antwort gab. Denn trotz all seiner dunklen Kräfte konnte er offensichtlich keine Gedanken lesen. »Wenn ich Wert auf unbehagliches Schweigen legen würde, hätte ich längst eine Freundin.«
    »Wow«, sagte ich. Plötzlich war meine Befangenheit wie weggeblasen, und es fiel mir erst später auf, dass das vermutlich Henrys Absicht gewesen war. »War das jetzt sexistisch oder frauenfeindlich? Oder vielleicht beides?«
    »Nur eine traurige Erkenntnis.«
    »Das glaube ich gern«, sagte ich. »Wo ist denn übrigens Ashley?«
    »Ich dachte, das Thema hätten wir längst abgehakt«, knurrte Henry, obgleich seine Mundwinkel zuckten. Er versuchte, nicht zu lachen.
    »Ach ja, richtig«, sagte ich. »Nicht deine Freundin, nur ein Betthäschen.«
    Jetzt lachte er doch. »Im Glashaus soll man nicht mit Steinen werfen.«
    Da hatte er Recht. Ich wurde wieder rot, und diesmal schämte ich mich wirklich, aber ihn schien das zu amüsieren.
    »Wie auch immer«, meinte er nach kurzem Schweigen. »Letztendlich hatte Ashley nicht alle Tassen im Schrank.«
    »Sie ist doch bestimmt nicht mal zwanzig …«
    »Sie ist zweiundzwanzig. Glaube ich.«
    »Dann sollte es dich doch nicht wundern. In dem Alter war bei dir auch eine Schraube locker, soweit ich mich

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