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Meine beste Feindin

Titel: Meine beste Feindin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan Crane Sonja Hagemann
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gar nicht witzig, dass ich hier so auftauche, immerhin ist es ein Uhr morgens, aber dann dachte ich, es wäre nicht so schlimm. Und jetzt fühle ich mich wie ein Riesenidiot, weil es hier draußen schweinekalt ist, und ich fürchte, dein freakiger Nachbar hat schon die Polizei gerufen. Die Kaution musst du dann wohl übernehmen!«
    »Hast du wirklich gedacht, ich rufe aus dem Knast an?«, fragte er in Nachricht Nummer sechs mit normaler Stimme. »Mir geht’s gut, mir ist nur sehr kalt. Gus, ich wünschte wirklich, du wärst zuhause oder würdest ans Telefon gehen. Ich muss unbedingt mit dir reden. Ich denke wirklich …« Er brach ab und seufzte. »Mir wird gerade klar, dass du wahrscheinlich einfach unterwegs bist. Vielleicht hast du das Handy nicht mal dabei. Oder vielleicht hast du einfach die Schnauze voll von mir, und das kann ich dir nicht verübeln. Bitte ruf mich doch an, wenn du das hier abhörst. Egal, wie spät es ist. Im Ernst. Ruf an.«
    Um vier Uhr morgens hatte er das letzte Mal angerufen. Es war seine Nummer, aber ohne Nachricht - er hatte sofort wieder aufgelegt. Als hätte er aufgegeben.
    In meinem Kopf drehte sich alles, und plötzlich fiel es mir schwer zu atmen. Nate hatte mich angerufen, sogar mehrmals. Hatte er sich von Helen getrennt? Das hätte er doch erwähnt, oder nicht? Nein - wahrscheinlich hatten sie sich nicht wirklich getrennt, aber es lief augenscheinlich nicht gut zwischen ihnen, wenn er Stunden damit verbrachte, mich anzurufen, vor meiner Haustür rumzulungern und mir Nachrichten zu hinterlassen, die ihn offensichtlich sehr mitnahmen. Ich hatte angenommen, dass Helen ihr Spielchen gewonnen hatte, aber vielleicht war dem gar nicht so, vielleicht hatte Nate Helen durchschaut und erkannt …
    »Was ist denn los?«
    Nur in Boxershorts stand Henry in der Tür zum Schlafzimmer. Er sah zerzaust und sexy aus, zu gut, um wahr zu sein.
    Ihn hatte ich völlig vergessen.
    Ich sah auf das Handy in meiner Hand, und plötzlich wurde mir alles klar.
    Henry musste den Klingelton auf lautlos gestellt haben. Ich konnte zwar nicht verstehen, warum er so etwas tun würde, aber es war die einzige Erklärung. Alles andere ergab keinen Sinn. Ich konnte doch nicht selber Nates Anrufe verpasst haben. So grausam konnte das Leben doch nicht sein. Es musste Henrys Schuld sein.
    »Hast du den Klingelton abgestellt?«, fragte ich.
    Henry rieb sich die Wange und sah mich dann argwöhnisch an.
    »Für mich war es auch schön«, sagte er. »Vor allem das, was du da …«
    »Mein Handy«, schnauzte ich ihn an. »Es lag auf der Couch. Warst du das? Warst du so fies, es auf lautlos zu stellen?«
    »Ich bin normalerweise nicht fies zu Handys, Gus. Sie sind nämlich nichts weiter als tote Gegenstände.«
    »Scheiße!«, brüllte ich und schleuderte das Handy in seine Richtung.
    Zum Glück für seinen Kopf war es um meine Zielsicherheit genauso schlecht bestellt wie um meine innere Reife. Beide waren praktisch nicht existent. Der Apparat flog an ihm vorbei, schlug gegen die Wand und brach auseinander. Linus bellte das Batterieteil an, blieb aber träge liegen.
    In der Sekunde, in der mir das Handy aus den Fingern glitt, wurde mir schlagartig klar, dass ich mich wie eine Wahnsinnige aufführte. Natürlich hatte Henry das Telefon nicht angerührt. Warum sollte er? Wahrscheinlich hatte ich mich einfach draufgesetzt. Aber jetzt war alles zu spät. Ich war nur eine von Henrys durchgeknallten Weibern. Ich war nicht sicher, warum ich mich bei diesem Gedanken noch schlechter fühlte.
    Ich schlug die Hände vors Gesicht und wünschte mir, einer von uns beiden würde sich in Luft auflösen, egal, wer.
    Dann war es lange Zeit still.
    »Willst du mir nicht erzählen, was hier los ist?«, fragte Henry schließlich.
    Nein, das wollte ich nicht.
    »Es hat nichts mit dir zu tun«, murmelte ich.
    »Das war schon klar«, sagte Henry frostig. Überrascht sah ich ihn an. Er war stinksauer. »Und weißt du, warum? Ich hab geschlafen!«
    Ich wollte mich entschuldigen, aber ich brachte kein Wort heraus. Er sah mich lange an, und als ich es schließlich nicht mehr aushielt, stammelte ich irgendwas über meine Haare und floh ins Bad.
    Als ich mich wieder heraustraute, war es hell, und Henry war verschwunden.
     
    Ich machte ein Nickerchen auf der Couch, und als ich aufwachte, war dieses seltsam drückende Gefühl immer noch da, als würde ich jeden Augenblick in Tränen ausbrechen.
    Das mit Henry hätte nicht passieren dürfen. Nicht schon

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